Sonntag, 9. Oktober 2016

Der Mann vom großen Fluß

























Regie: Andrew V. McLaglen

Patriarch und Pazifist....

Der britsche Regisseur Andrew V. McLaglen war der Sohn des oscarpreisgekrönten Schauspielers Victor McLaglen und ist vor allem bekannt, weil er sehr in der späten Phase von John Wayne dessen Filme inszenierte. Durch seinen Vater, ein Freund von Wayne, kam er schon als Jugendlicher mit dem Film in Berührung, bekam zuerst kleine Rollen und später arbeitete er als Regieassistent für John  Ford, William A. Wellmann oder Budd Boetticher. 1963 übernahm er die Regie von "MacLintock" und der Western sollte sein favorisiertes Genre bleiben. Er führte Regie in "Der Weg nach Western", "Bandolero" oder "Geier kennen kein Erbarmen" - sein vielleicht größter Kassenerfolg erzielte er in der Hochphase des Söldnerfilm-Genres mit "Die Wildgänse kommen". Es folgten ähnliche Streifen wie "Die Seewölfe kommen", "Sprengkommando Atlantik" oder "Steiner - das eiserne Kreuz 2".
Einer seiner beliebtesten Filme ist sicherlich "Der Mann vom großen Fluß" (im Original "Shenandoe) und zeigt James Stewart in einer seiner Paraderollen als verwitweter Farmer Charlie Anderson. Seiner sehr früh verstorbenen Frau hat der Patriarch versprochen, seine sechs Söhne Jacob (Glen Corbett), James (Patrick Wayne), Nathan (Charles Robinson), John (Jim McMullan), Henry (Jim McIntire)und Boy (Philip Alford) sowie seine einzige Tochter Jennie (Rosemary Forsyth) zu gottesfürchtigen Christenmenschen zu erziehen. So ist es Pflicht jeden Sonntag zum Gottesdienst zu gehen - auch wenn die Andersons mit schöner Regelmässigkeit zu spät kommen. Sehr zum Leidwesen von Pastor Bjoerling (Denver Pyle). Eine echte Bedrohung wird zunehmend der Bürgerkrieg zwischen Süd- und Nordstaaten. Charlie als Patriot für Virginia ist aber dennoch ein entschiedener Gegner der Sklaverei, so hat er sich bisher immer aus dem Krieg und den Schlachten heraushalten können, obwohl vor allem sein Ältester Jacob für den Süden kämpfen würde. James ist als einziger der Jungs bereits verheiratet, seine hübsche Frau Ann (Katherine Ross) ist schwanger. Tochter Jennie ist verliebt in den Konföderiertenoffizier Sam (Doug McClure), der bald um ihre Hand anhält. Immer näher kommt der Krieg an die Farm heran. Eines Tages findet Boy am Fluß eine Südstaatensmütze, die er einfach aufsetzt, weil sie ihm gefällt. Diese Mütze der Rebellen wird dann bei einer Waschbärjagd mit seinem dunkelhäutigen Freund Gabriel (Eugene Jackson jr.) zum Verhängnis. Er wird von Nordstaatlern gefangen genommen und verschleppt. Damit ist die Neutralität der Familie Anderson beendet. Gemeinsam mit dem Vater machen sie die Söhne und die Töchter auf, den Jüngsten zu suchen. Zuhause bleiben nur James und Ann...



Der Originaltitel Shenandoe  bezieht sich auf den gleichnamigen Fluß. MacLaglens Film galt 1965 sogar als ein Statement gegen den Krieg, angesichts des beginnenden Vietnamkrieges. Doch irgendwann kann die Neutralität nicht mehr gehalten werden - eben dann, wenn der Verbund der Familie in Gefahr gerät. Der vor allem auf den Western spezialisierte Kameramann William H. Clothier liefert natürlich die passenden Bilder des Familiendramas während des Sezessionskriegs. Clothier wurde zweimal völlig zu Recht für den Oscar nominiert, konnte jedoch weder für "The Alamo" noch für "Cheyenne" den begehrten Filmpreis gewinnen. Weitere überzeugende Arbeiten lieferte er für "Im Höllentempo nach Fort Dobbs", "Der Siebente ist dran", "Der Mann, der Liberty Valance erschoß", "Die Gewaltigen" oder "Die fünf Vogelfreien" ab. Der Film ist an einigen Stellen ein bisschen sentimental ausgefallen, aber die Story ist gradlinig und spannend und von McLaglen routiniert inszeniert. Rosemary Forsyth bekam sogar den Golden Globe als beste Nachwuchsdarstellerin. Es gibt auch ein erfreuliches Wiedersehen mit Philip Alford, der in "Shenandoe" den Boy spielt. Alford bleibt unvergessen in der Rolle als Jem Finch in "Wer die Nachtigall stört".


Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen