Donnerstag, 27. Oktober 2016

Liebe in der Stadt

























Regie: Carlo Lizzani, Michelango Antonioni, Dino Risi, Federico Fellini, Francesco Maselli, Cesare Zavattini, Alberto Lattuada

Rom 1953....

Eine gewagte Idee, die der italienische Produzent und Drehbuchautor Cesare Zavattini im Jahr 1953 hatte. Er stand mit seinem Film "Liebe in der Stadt" für ein neues, völlig authentisches Kino der Neuzeit. Dazu verpflichtete er die Regisseure Carlo Lizzani, Michelangelo Antonioni, Dino Risi, Federico Fellini, Francesco Maselli und Cesare Zavattini sowie Alberto Lattuada jeweils eine Episode für den Film beizusteuern. "Liebe in der Stadt" handelt von Prostituierten, von Heiratsvermittlern, von potentiellen Selbstmördern, von alleinerziehenden Müttern oder Voyeuren und vor allem von Rom. Die Metropole am Tiber ist Dreh- und Angelpunkt für diese sechs teilweise amüsanten, tragischen und bewegenden Geschichten. Dabei sind die sechs Kurzfilme dokumentarisch angehaucht und man hat das Gefühl eine gefilmte Zeitung über Rom und seine Liebenden in den frühen 50er Jahren zu sehen. Somit erweist sich der Film schon alleine als Zeitdokument äusserst interessant.
Episode 1 ist den Prostituierten gewidmet, heißt "Bezahlte Liebe" und wurde von Carlo Lizzani gedreht. Innerhalb von 11 Minuten dreht ein Filmteam dort wo die Frauen versuchen anzuschaffen und viele der Mädchen geben bereitwillig Auskunft über ihren damals noch tabuisieten Job. Durch die Interviews ist zu erkennen, dass enttäuschte Liebe die jungen Frauen auf die schiefe Bahn bringt. Der zweite Film "Selbstmordversuch" wurde von Michelango Antonioni gedreht und dauert mit 22 Minuten etwas länger. Auch hier dominiert wieder der Interview Charakter, fünf Frauen erzählen warum sie mit dem Leben Schluß machen wollten. Episode 3 entfernt uns etwas von der Depression und Tristesse und das "Paradies für drei Stunden" filmt einen typischen Sonntagnachmittag in einer Tanzhalle in den Vorstädten, wo sich die Jugend trifft und wo  für vier Stunden getanzt, geredet und gelacht wird. In einer spielerischen Weise werden die erotischen Gefühle ausgelebt. Regisseur Dino Risi beobachtet nur und kommt dem Thema "Liebe in der Stadt" damit am nächsten. Die nächste Episode "Die Heiratsvermitllung" ist von Federico Fellini und ist sehr gelungen, aber auch sehr eigen. Ein Journalist (Antonio Cifariello) versucht den Machenschaften einer ominösen Heiratsvermittlung auf die Schliche zu kommen und gibt vor für seinen reichen Freund, der unter Lykantrophie leidet und bein Vollmond sogar zum Werwolf wird, eine Frau zu suchen, da die Ärzte meinten die Neigung sich zu verwandeln könne nur mit einer Heirat geheilt werden. Und ja...die Agentur hat da genau die richtige Frau.  Nach dieser amüsanten und federleichten Arbeit von Fellini wirds tragischer und mit 27 Minuten folgt die längste Story "Die Geschichte von Catherine" mit einer Laufzeit von 27 Minuten. Dabei spielt sich die junge Catherina Rigoglioso selbst. Die junge Frau hat ein uneheliches Kind, von ihren Eltern in Sizilien wurde sie deshalb verstoßen. In Rom versucht sie Arbeit zu finden, hat aber keine Papiere. Das Geld für die Amme, die das Kind bei sich vorübergehend aufnahm, kann sie nicht mehr aufbringen. So wandert sie mit ihrem kleinen Jungen ziellos durch die Straßen von Rom, sie hat Hunger. In ihrer Verzweiflung setzt sie das Kind aus, wartet und beobachtet, bis es von älteren Kindern gefunden wird. In der Zeitung lies sie die Schlagzeilen, dass das arme Kind, von einer Rabenmutter ausgesetzt, nun in einem Nonnenkloster untergebracht wurde. Am anderen Tag bereut sie ihr Tun - gedreht wurde diese Sequenz von Francesco Maselli und Cesare Zavattini. Als Abschluß wirds noch einmal locker mit "Die Italiener drehen sich um" und Alberto Lattuada zeigt uns an einem schönen Tag schöne Römerinnen, die auf der Straße laufen und von den Männern angegafft werden. Ein schöner Abschluß für diesen originellen Bilderbogen aus dem Jahr 1953, der sehr viel über seine Zeit, in der er entstand, aussagt.


Sehr markant ist natürlich der experimentelle Charakter dieses leider in Vergessenheit geratenen Films. Die Geschichte von Fellini ist sicherlich die Stärkste, aber die Episoden über die Tanzhalle und über die Italiener, die sich nach attraktiven Frauen umdrehen sind am dichtesten am Thema der "Liebe in der Stadt" und auch am nächsten in diesem gewollten verfilmten Zeitungsstil. Dabei wurde am Ende des Films ein Nachfolgefilm im gleichen Stil angekündigt - tatsächlich gedreht wurde der aber nie.




Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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