Samstag, 18. Januar 2020

Lebenskünstler

Regie: Frank Capra

Glücklich ohne Kohle...

Mit 5,2 Millionen Dollar Einspielergebnis wurde Frank Capras Komödie "You can´t take it with you" (Deutscher Titel: Lebenskünstler) zu einem der erfolgreichsten Kinoblockbuster des Filmjahres 1938. Ausserdem gewann der Film noch zwei Oscars - er wurde von der Academy zum besten Film des Jahres gewählt und auch Capra siegte in der Regie-Kategorie. Der Film selbst basiert auf einem mit dem Pullizer Preis ausgezeichneten Bühnenstück von George Simon Kaufman und Moss Hart. Der Filmtitel wird von der Filmfigur Martin Vanderhof im Gespräch mit Anthony Kirby zitiert, als sie gemeinsam in der Gefängniszelle festgehalten werden. Vanderhof vermittelt dem reichen Kirby, dass man den Reichtum nach dem Tod nicht "mitnehmen" könne und es für ein glückliches Leben völlig unerheblich ist wieviel Geld man hat. James Stewart war noch ganz am Anfang seiner großen Karriere und Capra setzte ihn zum ersten Mal ein. Bekannt wurde Stewart vor allem durch seine Rolle in "Dünner Mann 2" ´, aber er war noch weit davon entfernt ein Big Star zu sein. Der Durchbruch kam dann ein Jahr später nach "Lebenskünstler" - in "Mr. Smith geht nach Washington" bekam er von Capra die Hauptrolle. Ein weiteres Jahr später hielt er für "Die Nacht vor der Hochzeit" schon den Oscar als bester Schauspieler in den Händen.
In "Lebenskünstler" spielt James Stewart den den Sohn des stinkreichen Geschäftsmann Anthony P. Kirby (Edward Arnold) und seiner Frau (Mary Forbes). Beide sind ausgesprochene Snobs. Eine Eigenschaft, die dem Sohnemann völlig fehlt. Dafür ist Tony Kirby von der Sekretärin Alice Sycamore (Jean Arthur) total begeistert, flirtet mit ihr und sie empfindet genauso. Er hat sogar vor sich mit dem Mädchen zu verloben, aber was würden seine Eltern zu solch einer unstandesgemäßen Liason sagen ? Vater Kirby hat indes ganz andere Sorgen, denn der Bankier ist im Begriff ein Monopol auf bestimmte Munitionsarten zu bekommen. Dadurch würde er noch reicher als reich und er hat auch keine Skrupel sämtliche Wohnblöcke, die seinem größten Konkurrenten gehören, aufzukaufen, um die Grundstücke neu zu bebauen. So hätte der Konkurrent keine Möglichkeit mehr für den Transport seiner Produkte. Doch einer der Hauseigentümer will patout nicht verkaufen...es ist ausgerechnet Martin Vanderhof (Lionel Barrymore), der Großvater von Alice. Der fühlt sich in seinem Haus mit seiner Familie Tochter Penny und Ehemann Paul (Spring Byington, Samuel S. Hinds), den Enkelinnen Alice und Essie samt Ehemann Ed (Ann Miller, Dub Taylor) richtig wohl und beherbergt darüberhinaus noch einige skurrile Mitbewohner (Mischa Auer, Donald Meek, Halliwell Hobbes), die keiner geregelten Arbeit nach gehen, sondern sich erfinderisch betätigen und ihre Hobbys pflegen. Dies ist auch das Motto der ganzen Familie, einschliesslich des weisen Großvaters, der schon seit Jahrzehnten keine Einkommenssteuer mehr zahlt - eine Tatsache, die ihn noch glücklicher macht, als er es eh schon ist. Somit ist die Beziehung von Alice und Tony reiner Sprengstoff - stärker als die Explosionen im Keller des Hauses vom Großvater. Die Einladung der Familie Kirby ins Haus von Vanderhof wird somit zum riesigen Desaster, das damit endet, dass alle in der Ausnüchterungszelle des Gefängnisses landen und am Ende vor dem Richter (Harry Davenport) stehen...



Ein skurriler Film mit einer klaren Botschaft. Allerdings hat Capra die verrückte Familie fast schon ein bisschen übertrieben dargestellt, um sofort eine Identifitaktion zu erreichen. Denn die Famile ist natürlich auch auf einem unerschütterlichen Verweigerungskurs gesellschaftlicher Normen und vielleicht mit ihren Glücksgefühlen viel zu schön gefärbt und vielleicht zu sehr Heile Welt Kommune. Lionel Barrymore, der Jahre später in Capras "Ist das Leben nicht schön ?" den habgierigen Mr. Potter spielen durfte und Edward Arnold sind aber grandios und allmählich kommt  auch der reiche Bankier dahinter, dass es noch was anderes geben muss als materiellen Reichtum und Macht. Capra wurde immer mehr zum Anwalt der einfachen und armen Leute in Amerika. Seine Filme mögen zwar manchmal naiv anmuten, sie beinhalten aber doch auch eine hohe Brisanz mit ihrer gesellschaftspolitischen Kritik.


Bewertung: 8 von 10 Punkten. 
 
 

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