Regie: Jean-Paul Le Chanois
Das Leben des Jean Valjean...
Victor Hugos berühmter Roman "Les Miserables" wurde sehr oft schon
verfilmt - insgesamt mehr als 20 Mal, die sogar in die Stummfilmzeit
hineinreichen. 1935 entstand eine recht erfolgreiche
Hollywood-Verfilmung mit großer Starbesetzung wie Charles Laughton,
Frederic March und Sir Cedric Hardwicke. In den 80ern war die Version
mit Gerard Depardieu ein voller Erfolg, auch die Musicalverfilmung von
Tom Hooper aus dem Jahr 2012 spielte weltweit 437 Millionen Dollar ein
und war für 8 Oscars nominiert. Am Ende sprangen drei Trophäen für
dieses musikalische Remake heraus. Sehr bekannt ist auch die 1958 entstandene Verfilmung von Jean-Paul
Le Chanois, in der kein Geringerer als Jean Gabin die Rolle des
Exsträflings Jean Valjean übernahm. Dieser Film ist eine von vier
Koproduktionen Frankreichs mit der DDR. Die DEFA suchte in dieser Zeit,
von 1956 bis 1959, Frankreich als strategischen Filmpartner aus. Es
entstanden die Filme "Die Abenteuer des Til Ulenspiegel", "Die Hexen von
Salem" oder "Trübe Wasser". Das ehrgeizigste Projekt war aber "Die
Elenden" und die Rechnung ging an der Kinokasse auf. Im Filmjahr 1958
war "Die Elenden" gleich neben "Die 10 Gebote" der erfolgreichste
Kinofilm in Frankreich. Für die bundesdeutschen Kinos wurde der Film
drastisch gekürzt, er hatte bei uns eine Laufzeit von ca. 160 Minuten.
Die DDR-Fassung dagegen 47 Minuten länger. Die Geschichte spielt zu Beginn des 19. Jahrhundert. Nach einer
Gefängnisstrafe von 19 Jahren wird Jean Valjean (Jean Gabin) endlich
entlassen. Doch als ehemaliger Gesetzloser hat er keine Bürgerrechte
mehr und ein weiteres Vergehen könnte sogar die Todesstrafe bedeuten.
Und das alles wegen dem Diebstahl eines Brotes aus Hunger. Die Haft hat
sich deshalb so drastisch verlängert, weil Valjean immer wieder
versuchte zu fliehen. Ohne Unterkunft findet der Geächtete Obdach bei
dem gütigen Bischof Myriel (Fernand Ledoux). Am anderen Morgen ist das
Silber gestohlen, doch die Polizei hat Valjean mit dem Diebesgut
entdeckt. Er wird dem Geistlichen gegenüber gestellt, der aber Güte
walten lässt und der Polizei erzählt, dass er dies dem Mann geschenkt
habe. Diese Güte führt zu einer einschneidenden Veränderung im Wesen von
Valjean. Er beschließt Gutes zu tun, nennt sich Monsieur Madeleine und
lässt sich im Städtchen Montreuil nieder. Dort baut er eine Fabrik auf
und gibt den Menschen Arbeit. Er wird ein beliebter und geschätzter
Bürger und wird sogar zum dortigen Bürgermeister gewählt. Doch er trifft
dort auf Polizeiinspektor Javert (Bernard Blier), den er von früher
kennt. Vorerst schöpft der Gesetzeshüter noch keinen Verdacht, doch dies
wird sich ändern. Und auch für Valjean wird es weitere Veränderungen
geben, denn er lernt die einfache Arbeiterin Fantine (Daniele Delorme)
kennen, die eine kleine Tochter namens Cosette (Martine Havet, als
Erwachsene Beatrice Altariba) hat. Durch ihre Armut muss sie ihr Kind
bei dem Ehepaar Thenardier (Bourvil, Elfriede Florin) lassen, die die
Kleine wie eine Dienstmagd behandeln. Als Fantine an Tuberkulose
erkrankt und stirbt, schwört Valjean sich um das kleine Mädchen zu
kümmern. Doch als Flüchtiger vor dem Gesetz wird er von Javert gnadenlos
gejagt...






Der Film ist als Zweiteiler angelegt und bereits im 1. Teil vergehen
Jahre und aus der kleinen Cosette wird eine hübsche junge Frau, die sich
den Studenten Marius (Giani Esposito) verliebt. Auch nach Jahren gibt
es ein wenig erfreuliches Wiedersehen mit den Thenardiers. Die älteste
Tochter wird Silvia Monford gespielt, den jüngsten Sohn der Familie
Garoche spielt Jimmy Urbain, der sich bei den Unruhen der Jahre 1830 und
1832 den republikanischen Bürger und progressiven Studenten gegen die
Bourbonen Herrschaft anschließt. Neben der sehr emotionalen Geschichten eines Mannes, der keine Chance
mehr im Leben hat, sie aber doch ergreift, eröffnet sich für den
Interessierten Zuschauer aber ein sehr gut gefilmter Bilderbogen einer
längst vergangenen Epoche. Jean Gabin ist großartig als Jean Valjean,
seine beiden Kontrahenten und Feinde mit Bourvil und Bernard Blier
klasse besetzt.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.