Freitag, 11. Juni 2021

Bevor die Nacht anbricht


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Mervyn Le Roy

Aus der Psychiatrie entlassen...

Die britische Schauspielerin Jean Simmons (1929 bis 2010) begeisterte bereits als 17jährige in David Leans hervorragender Dickens Verfilmung "Geheimnisvolle Erbschaft" und bereits zwei Jahre später wurde sie als beste Nebendarstellerin in Oliviers "Hamlet" für einen Oscar nominiert.
Es folgten Filmen wie "Auf falscher Spur", "Engelsgesicht", "Die Thronfolgerin", "Das Gewand", "Guys and Dolls" und "Weites Land".
Für den weniger bekannten Mervyn Le Roy Film "Bevor die Nacht anbricht" erhielt sie eine Golden Globe Nominierung und sehr viele gute Kritiken. Manche Kritiker sprachen sogar von einer ihrer besten Leistungen überhaupt. Mervyn Le Roys Film ist ein Art melodramatische Psychogramm mit Tendenzen eines subtilen Thrills ala Hitchcock, denn der Zuschauer bleibt lange im Unklaren, ob Simmons Figur Charlotte Bron sich alles nur einbildet oder ob an der Untreue des Ehemanns doch viel Wahres dran sein könnte.
Das Drehbuch stammt von Eileen und Robert Bassing.
Charlotte Bronn (Jean Simmons) hat ein ganzes Jahr in der psychiatrischen Anstalt des Maraneck State Hospital in New England verbracht. Nun wird sie sozusagen als geheilt entlassen. Ihr Ehemann Arnold (Dan O´Herlihy) holt sie ab und der Psychiater gibt ihm noch einige wertvolle Ratschläge mit auf den Weg. Der Experte glaubt nämlich, dass die Umgebung von Charlotte problematisch war und rät den Mann mit seiner Frau einen Tapetenwechsel oder strenge Veränderungen im Umfeld vorzunehmen. Charlotte wohnt nicht alleine mit ihrem Mann im Haus, sondern Charlottes Stiefschwester Joan (Rhonda Fleming) sowie Stiefmutter Mrs. Winthrop (Mabel Anderson) leben im Haus. Dazu kommt noch die Haushälterin Mattie (Katryn Card) und der Untermieter Dr. Jake Diamond (Efrem Zimbalist jr). Und sehr schnell ist Charlotte in der alten Umgebung wieder überfordert. Arnold teilt nicht mehr das gleiche Schlafzimmer mit seiner Frau. Er sagt ihr, dass die Ärzte dies nicht für gesundheitsförderlich halten. So grübelt die entlassene Frau darüber nach, ob die Eifersucht gegen Andrew berechtigt war. Sie hatte felsenfest daran geglaubt, dass dieser mit Joan ein heimliches Verhältnis hat. Charlotte liebt ihren Mann noch immer, doch der vermeidet Nähe. Als zwei Bekannte von Charlotte - Hamilton Gregory (Steve Dunn) und Cathy Bergner (Joanna Barnes) - unabhängig voneinander diesen alten Verdacht erneut bestärken, wird Charlotte immer misstrauischer. Und wie krank sind diese Gedanken ?



Mervyn LeRoy drehte Filme wie "Der kleine Caesar", "Quo Vadis", "Blüten im Staub" oder "Böse Saat". 1975 verlieh man den Regisseur und Filmproduzenten den Irving G. Thalberg Memorial Award für sein Lebenswerk. Im Jahr 1945 erhielt LeRoy bereits einen Spezialoscar für die Kurzdokumentation "The House I live in " Die geschlossene Welt der Psychiatrie, die damaligen fragwürdigen Behandlungsmethoden wie Lobotomie oder Elektroschocks boten den Filmemachern natürlich viele interessante Möglichkeiten und daraus resultierten Erfolgsfilme wie Litvaks "Die Schlangengrube", Mankiewiczs "Plötzlich im letzten Sommer", Samuel Fullers "Schock-Korridor", Milos Formans "Einer flog übers Kuckucksnest" bis hin zu den neueren Klassikern wie "Shutter Island" von Martin Scorsese. Auch "Bevor die Nacht anbricht" gehört in dieses Genre und LeRoys Film ist eine Entdeckung wert, weil die Schauspieler gut sind und auch Joseph Birocs Fotografie einiges zum Gelingen des Films beiträgt. Er hat für dieses Psychogramm eine trostlose Neuengland-Atmosphäre eingefangen, es ist Winter, es ist kalt...und kalt ist es auch im Innern einiger Figuren des Films.



 Bewertung: 7,5 von 10 Punkten

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen