Freitag, 11. Juni 2021

Der Fluß und der Tod


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Luis Bunuel

Blutrache...

1929 drehte Luis Bunuel mit dem Skandalstreifen "Ein andalusischer Hund" seinen ersten Spielfilm. Bunuel war mit Salvador Dali befreundet, der an diesem Film mitwirkte. Beide wollten einen Spielfilm aus zwei Träumen schaffen. Die Meßlatte lag hoch: Beide wollten etwas ganz besonderes realisieren, die Geschichte sollte weder etwas symbolisieren noch logische Erklärungen für die Bilder liefern. Die Premiere war ein voller Erfolg. Viele Kritiker zeigten sich begeistert, es gab aber auch genauso viele Kritiker, die einen Skandal sahen. Auch sein zwiter Film "Das goldene Zeitalter" war eine Zusammenarbeit mit Dali. Wieder mit Erfolg, aber mit noch viel mehr Skandal. Diese Geschichte von zwei Liebenden, die sowohl kirchliche als auch bürgerliche Fesseln ablegen, schockierten die konservativen Kreise. Skelettierte Geistliche ließ er auffahren und die Szene, in der ein Vater seinen Sohn mit einem Jagdgewehr erschießt war enorm schockierend. 1946 bekam Bunuel Angebote aus Mexiko. Es sollte seine produktive Zeit werden. In dieser Zeit entstand das überragende Meisterwerk "Die Vergessenen", der aber wieder sehr zwiespältig aufgenommen wurde. Es folgten sehr gute Filme wie "Susanna" (1950), "Robinson Crusoe" (1952), "El" (1952), "El Bruto-der Starke" (1953) "Das verbrecherische Leben des Archibaldo de la Cruz" (1955) oder "Nazarin" (1958). Der 1955 entstandene ist eher weniger bekannt, aber dennoch enorm sehenswert.
Die Geschichte spielt im Küstendorf Santa Bibiana kann das geringste Missverständnis zu einer tödlichen Schießerei führen. Seit Generationen prägt die Feindschaft der beiden Familien Anguiano und Menchaca. Diese blutige Fehde geht auf ein ca. 100 Jahre altes Ereignis zurück, dort kam es zum Streit und es gab einen Toten. Seither herrscht die Blutrache und die beiden Clans sind an ihre Familienehre gebunden. Es muss gerächt werden. Der Täter muss über den Fluß fliehen und darf nicht wieder ins Dorf zurückkehren. Alle Männer, die sich diesem tödlichen Spiel entsagen wollen, gelten als Feiglinge. Gerardo Anguiano (Joaquin Cordero) ist ein idealistischer Arzt und lebt in der Stadt. Er ist schwer lungenkrank. Doch eines Tages wird er von Romulo Menchaca (Jaime Fernandez) besucht. Dieser muss sich rächen, da Gerardos Vater jemand aus dem Menchaca Clan getötet hat. Er sieht aber von einem Kampf ab, da sein Gegner an einer Lungenmaschine hängt und sichtlich zu schwach ist sich einem Kampf zu stellen. Doch die Genesung schreitet voran und selbst Mercedes (Columba Dominguez), die Mutter von Gerardo, erwartet, dass sich ihr Sohn wie ein Mann der Herausforderung stellt. In einer Rückblende zeigt der Film die Geschichte von Mercedes Verlobten Felipe (Miguel Torucco), der ohne es zu wollen töten musste...



Eine sehr eindringliche Geschichte über seltsame Rituale in einer mexikanischen Kleinstadt. Bunuel hat einmal in einem Interview erwähnt, dass ihn die Geschichte deshalb so fasziniert hat, weil diese Menschen keinen Respekt vor dem menschlichen Leben haben. Bunuel hat einen authentischen Brauch gezeigt, der für westliche Zuschauer damals zu unglaubwürdig erschien. Aber der Regisseur zeigte hier eine bedauerliche Wahrheit aus dem Bundesstaat Guerrero. Wenn einer ermordet wurde, dann wird die Leiche nacheinander zu Verwandten und Freunden gebracht, wo die Anwesenden etwas trinken. Dann trägt die Trauergemeinde den Sarg vor das Haus des geflohnenen Verbrechers und sie rufen "lass ihn herauskommen, diesen Bast...er soll mit dem Tod bezahlen". So funktioniert diese kettenrache beider Clans immer wieder von Neuem.



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

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