Sonntag, 10. Juli 2016

Böse Saat


Regie: Mervyn LeRoy

Rhoda Penmark - früh übt sich wer Serienkiller werden will...

Mervyn Le Roys Horrorfilm "Böse Saat" aus dem Jahr 1956 war seiner Zeit weit voraus. Denn er präsentiert einem verstörten Publikum ein zauberhaftes Kind als grausamen Serienkiller. Erst in den 70er Jahren mit dem Riesenkinohit "Das Omen" konnten sich die kleinen Satansbraten als Monster im Genre langsam aber sicher etablieren. Heute sind sie im Horrorfilm kaum mehr wegzudenken. "Böse Saat" war möglicherweise auch eine gute Inspirationsquelle für Jaume Collet-Seras "Orphan", der in gewisser Weise ein etwas abgewandeltes Update zu diesem kuriosen 50er Jahre Klassiker darstellt. Nach "Böse Saat" kamen dann vor allem aus Großbritannien weitere böse Kinder in die Kinosäle, wie beispielsweise die blonden Intelligenzbestien in Wolf Rillas "Das Dorf der Verdammten" beweisen. Ebenfalls unvergessen die Geheimnisse, die Miles und Flora im "Schloß des Schreckens" mit sich herumtragen. Der Film basiert auf dem merkwürdigen Bühnenstück von Maxwell Anderson. Viele Schauspieler aus diesem Broadway Hit wurden auch für den Film engagiert, der seine Herkunft vom Theater nie leugnen kann. Die Geschichte wirft die Frage auf, ob ein mordendes Kind das Produkt seiner Unwelt ist oder aber ob es tatsächlich so etwas wie eine Vererbung des Bösen gibt. Diese böse Saat als Folge einer Veranlagung ?
Der Film beginnt mit der Vorstellung der zauberhaften achtjährigen Rhoda Penmark (Patty McCormack) - der Stolz und Sonnenschein ihrer Eltern. Vater Kenneth Pennmark (William Hopper) ist ein Armee-Offizier und muss für mehrere Wochen nach Washington. Seiner geliebten Frau Christine (Nancy Kelly) fällt der Abschied schwer. Aber sie hat ja Rhoda - das Mädchen mit blonden, langen Zopfen und einem schönen Trägerkleid. Die Kleine liebt Lackschuhe mit Eisenbeschlägen und spielt perfekt Klavier. Auch Nachbarin und Vermieterin Monica Breedlove (Evelyn Warden) ist von dem Kind, dass Geschenke über alles liebt, regelrecht entzückt. Weil sie den Schreibwettbewerb der Schule nicht gewinnen konnte, bekommt sie als von Tante Monica wieder einmal ein Geschenk. Rhoda bedankt sich mit einer gelungenen Steptanzeinlage. Dennoch sehnt sich das Kind nach der Medaille, die jetzt ihr Schulkamerad Claude Digle als Sieger des Wettbewerbs, besitzt. Bei einem Seepicknick am Fluß, den die Schulklasse organisiert, spricht Christine mit der Lehrerin Miss Fern (Joy Croydon) über Rhodas Leistungen in der Schule. An diesem Tag kommt es jedoch zu einem seltsamen und tragischen Unglück. Der kleine Claude ertrinkt im Fluß...



und dieses Unglück markiert im Film der Beginn einer immer misstrauischer werdenden Mutter. Hat ihr Kind etwas mit der Sache zu tun ? In einem Gespräch offenbart sie ihrer Nachbarin, dass sie als Kind immer das Gefühl hatte von ihren Eltern (der Vater lebt noch und wird von Paul Fix gespielt) adoptiert worden zu sein. Tatsächlich wird diese Wahrnehmung im Laufe der Handlung immer wahrscheinlicher. Und mit dieser neuen Erkenntnis gibts Nahrung für eine krude Vererbungs-These, die sich in diesem grandiosen Grand Guignol Schocker immer mehr verdichten. Dabei kommt der etwas unterbelichtete, einfältige aber dennoch bauernschlaue Angestellte Leroy Jessup (Henry Jones) dem Geheimnis der kleine Rhoda immer mehr auf die Spur. Auch die Eltern des verstorbenen kleinen Claude (Eileen Heckart, Frank Cady) tauchen im Laufe des dialoglastigen Thrillers bei der immer hysterischer agierenden Christine auf. Drei Darstellerinnen des Films brachte die gute Leistung eine Oscarnominierung ein: Nancy Kelly als beste Hauptdarstellerin, Eileen Brennan als trunksüchtige wie trauernde Mutter des kleinen Claude als beste Nebendarstellerin, die beinahe ebenso begeistert wie Kinderstar Patty McCormack, die eine perfekte Rhoda Penmark abgibt. Einerseits unterwürfig und enorm zärtlich zu ihrer Mutter - andererseits reuelos und tobend. Auf den Tod ihres Mitschülers reagiert sie kalt "warum sollte es mir leidtun ? Claude Daigle ist ertrunken, nicht ich" . Eine Serienkillerin und egoistisches Material Girl ist die Kleine jetzt schon. Wer sollte sie stoppen ? Makaber, aber immer faszinierend begeistert der Film heute noch sein Publikum. Damals bei seinem Kinostart war der Film mit einem Einspielergebnis von 4,1 Millionen Dollar ein riesiger Erfolg.



Bewertung. 9 von 10 Punkten.

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