Samstag, 30. Juli 2016

Freud

























Regie: John Huston

Die Anfänge der Psychoanalyse...

John Hustons "Freud - The Secret Passion" entstand 1962, gleich nach seinem Meisterwerk "The Misfits" und ist gleichzeitig auch die zweite Zusammenarbeit zwischen den Regisseur und dem Darsteller Montgomery Clift. Überschattet wurden die Dreharbeiten aber von den Problemen, die der alkoholkranke und schwer depressive Clift mit sich schleppte. Es kam immer wieder zu schweren Zerwürfnissen mit Huston. Dennoch ist der entstandene Film ein extrem interessantes Biopic geworden, weil es gar nicht so sehr daran interessiert ist, die Lebensstationen von Sigmund Freud nachzuzeichnen. Das Ziel dieses ambitionierten und anspruchsvollen Films ist eher, dass der Zuschauer aus dem gezeigten Szenario ein bisschen ins eigene Ich schauen kann. Ursprünglich sollte sogar Jean Paul Sartre das Drehbuch schreiben, doch dessen Vorlage war viel zu lang und hätte einen 8 Stunden Film daraus gemacht. Dies war deutlich zu lange, er kürzte - aber selbst durch die Kürzung wäre ein 5 stündiges Epos herausgekommen und dies wollte keiner produzieren. So verließ der berühmte Romancier das Projekt und Wolfgang Reinhard und Charles Kaufman schrieben das Script. Natürlich braucht ein Film, der wie ein Thriller wirken soll, auch die passenden Bilder dazu. Mit dem britischen Kameramann Douglas Slocombe wurde eine vortreffliche Wahl gemacht - er war vor "Freud" schon Kameramann vieler Klassiker wie "Traum ohne Ende", "Adel verpflichtet" oder "Ein Toter spielt Klavier" und sollte in den folgenden Jahren drei Oscarnominierungen (Reisen mit meiner Tante, Julia, Jäger des verlorenen Schatzes), drei Bafta-Auszeichnungen (Der Diener, Der große Gatsby, Julia) erhalten und mit vielen andere Kamera-Toparbeiten (Tanz der Vampire, Der Löwe im Winter, Unheimliche Begegnung der dritten Art, Hedda Gabler) glänzen. Slocombes Stärke kommt vor allem auch in den Traumsequenzen zum Ausdruck. Diese beeindruckenden schwarz-weiß Bilder voller großer, oftmals leer erscheinender Räume sollen das menschliche Innenlebnen aufzeigen. Der Mensch, der durch düstere Straßen und leere Wege marschiert, wo verruchte Damen und schwarz gekleidete Herren mit Zylindern aufeinandertreffen und diesen Irrgarten mit ganz viel eingestreuten Symbolen bevölkern. Wie gesagt John Huston wollte einen Reißer machen. Aber ein Reißer, der sich hinter den eigenen Augäpfeln abspielt. So tastet sich der junge Sigmund Freud (Montgomery Clift) immer mehr - schritt für Schritt - in die Rätselwelt des Unterbewussten vor und so mit Hilfe der Hypnose, die er bei dem Franzosen Professor Charcot (Ferdinand Ledoux) erlernt, die Methoden der Psychoanalyse entwickelt. Auslöser das städtische Krankenhaus in Wien zu verlassen und nach Paris zu gehen, war sein Zerwürfnis mit seinem Vorgesetzen Professor Meynart (Eric Portmann). Beide gerieten wegen verschiedenen Auffassungen über die Hysterie aneinander. Natürlich wird der junge Neurolge sehr von seiner Frau Martha (Susan Kohner) unterstützt. Nach Jahren kehrt er nach Wien zurück und findet in Dr. Josef Breuer (Larry Parks) einen Befürworter. Dennoch werden seine Theorien im altmodischen Wien weiterhin sehr angefeindet - vor allem Meynart macht ihn immer wieder lächerlich. Als Dr. Breuer ihm zwei Patienten anvertraut, kommt Freud dem Ziel immer näher, seine Theorien zu beweisen und zu vervollständigen. Die beiden Patienten Carl von Schlosser (David McCallum) und vor allem die junge Ceciliy Koertner (Susannah York) werden von Freud in Hynose versetzt...


Hustons Film ist keine abgefilmte Biografie, sondern beschränkt sich darauf die Jahre zwischen 1885 und 1890 zu skizzieren. Es sind die Anfänge der Psychoanalayse. Montgomery Clift verköpert einen der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts perfekt. Selbst in seinem Entstehungsjahr legte der Film zu schonungslos Finger in die Wunden und prangert gesellschatliche Tabus und bornierten zynismus an. Denn er zeigt einen offenen Umgang mit der sehr früh erwachenden Sexualität im Kindesalter, er zeigt Wechselwirkungen zwischen Phantasie und Wirklichkeit zu den Themen Prostitution, Vergewaltigung und Inszestund macht es seinem Publikum nicht leicht, denn er wird niemals gefällig und ist von Anfang bis Ende - durch und durch - düster und morbide.




Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

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