Samstag, 2. Juli 2016

Zeit zu leben und Zeit zu sterben

























Regie: Douglas Sirk

Fronturlaub...

Beide teilten während des Naziregimes ein ähnliches Schicksal: Der Regisseur Detlef Sierk musste 1937 aus Deutschland fliehen. Sierks Frau Hilde Jary war  Jüdin.
Der deutsche Schriftsteller Erich Maria Remarque schrieb 1928 sein Hauptwerk "Im Westen nichts Neues" - ein großer Antikriegsroman, der 1930 auch als Film ein Welterfolg wurde. Seine Arbeiten wurden aber in Nazideutschland als "schändliches und unerwünschtes Schrifttum" verboten und seine Bücher 1933 öffentlich verbrannt. 1938 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Aufgrund der Hetze von Joseph Goebbels verließ der Schriftsteller aber bereits einen Tag nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler endgültig das deutsche Reich.
Seine Schwester, die in Dresden wohnte, wurde nach einer Denzuziaton wegen Äusserungen gegen das NS-Regime 1943 vom Präsidenten des Volksgerichtshofs Roland Freisler wegen Wehrkraftzersetzungen zum Tode verurteilt und mit dem Fallbeil hingerichtet. Der Richter soll gesagt haben "Ihr Bruder ist uns leider entwischt, Sie aber werden uns nicht entwischen".
1954 schrieb Remarque, dem eine grandiose Karriere als Schriftsteller in den USA gelang, mit "Zeit zu leben und Zeit zu sterben" einen weiteren Antikriegsroman. Vier Jahre später kam es dann zur Zusammenarbeit mit dem Regisseur Detlef Sierk, der sich inzwischen als Douglas Sirk einen guten Namen mit seinen melodramatischen Filmen (Wunderbare Macht, In den Wind geschrieben, Was der Himmel erlaubt) gemacht hatte. Remarque spielte auch die Rolle des Professor Pohlmann.
Thematisch ist "Zeit zu leben und Zeit zu sterben" sehr stark mit "Im Westen nichts Neues" verwandt. Das Schicksal eines einfachen Soldaten ist das Thema, seine Sehnsucht nach einem Leben in Frieden - lediglich spielt "Zeit zu leben und Zeit zu Sterben" im 2. Weltkrieg. Hauptfigur ist der Soldat Ernst Gräber (John Gavin), der sich mit der Truppe unter Führung von Hauptmann Rahe (Dieter Borsche) auf dem Rückzug in Russland befindet. Das Töten ist zum Alltag geworden. Im Kampf und während der Schlachten kann man dies noch besser ausblenden, denn da heißt es "Ich oder der Feind" - aber bei einer Liquidation russischer Partisanen (u.a. Barbara Rütting) meldet sich das Gewissen umso mehr. Aber Befehl heißt Befehl und Verweigerung heißt selbst erschossen zu werden. Sein jüngerer Kamerad Hirschland (Dana J. Hutton) begeht nach dieser Tat Selbstmord. Doch endlich - im Frühjahr 1944 - erhält Gräber einen 3-wöchigen Heimaturlaub. Als er in seine Heimatstadt zurückkehrt, muss er feststellen, dass sein Elternhaus eine zerbombte Ruine ist, wie viele andere Häuser der Stadt. Die Eltern gelten als vermisst. Er versucht durch den Arzt der Eltern etwas in Erfahrung zu bringen, doch dieser ist wegen "Wehrkraftzersetzung" ins KZ gekommen. Er lernt aber dessen Tochter Elisabeth (Liselotte Pulver) kennen. Beide verlieben sich ineinander. Er trifft auch seinen ehemaligen Schulkameraden Oscar Binding (Thayer David) wieder, der es zum Kreisleiter gebracht hat und dem es sehr gut geht. Immer wieder gibt es Bombenalarm. Als Ernst seinen ehemaligen Lehrer Professor Pohlmann (Erich Maria Remarque) bemerkt er, dass dieser den Juden Joseph (Charles Regnier) versteckt. Ein gefährliches Unterfangen. Bald ist aber auch Elisabeth in Gefahr. Beide wollen heiraten, aber Elisabeth bekommt eine Vorladung bei der Gestapo. Ernst verschweigt ihr zunächst diesen Brief...



Optisch zeigt sich dieses Kriegsmelodram im auserlesenen Technicolor-Style. Bei der Oscarverleihung 1959 wurde der Film für den Besten Ton nominiert. John Gabin gewann sogar den Golden Globe Award 1959 als bester Nachwuchsschauspieler. Er spielt auch seine Rolle sehr glaubwürdig. Ein Soldat, der zwar Befehle befolgt - aber dem dieses Töten dennoch zuwider ist. In einem Dialog mit seinem früheren Lehrer wird er aber von seinen Taten nicht freigesprochen, denn Pohlmann beharrt darauf, dass ein Verbrechen nicht durch einen Befehl entschuldigt werden kann. So bleiben Ernst nur diese 3 Wochen fern vom Krieg - doch er erlebt auch in der Heimat die Katastrophen, die sich durch den Krieg entwickelt haben. Nur die Liebe zu Elisabeth unterbricht den Wahnsinn. Das Ende der Geschichte weist große Ähnlichkeit zu "Im Westen nichts neues" auf. Sowohl Ernst Gräber im 2. Weltkrieg als auch Paul Bäumer im 1. Weltkrieg werden nicht heimkehren. Ein Schuß vom Feind haucht das Leben aus und die letzten Sekunde scheint eine schmerzliche Erinnerung zu sein an einen Moment vom Glück, der im Krieg aber nicht existiert.





Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

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