Sonntag, 31. Juli 2016

Union Pacific

























Regie: Cecil B. DeMille

Der Bau der Eisenbahn...

Das Filmjahr 1939 war auch ein Jahr des Western-Comebacks. Gleich drei Klassiker liefen in den Kinos. Henry Kings "Jesse James - Mann ohne Gesetz", John Fords "Ringo" - der den Western zur Kunst geadelt hatte und "Union Pacific", das große Happening über die Geburt der amerikanischen Eisenbahn - inszeniert von Cecil B. DeMille, der zwei Jahre zuvor bereits das Genre mit "Held der Prärie" belebt hatte und der es mit der historischen Wahrheit nie so genau nahm. De Mille war über vier Jahrzehnte mit seinem Stil einer der kommerziell erfolgreichsten Hollywood-Regisseure. Zu seinen Glanzpunkten zählten vor allem aufwendige und spektakuläre Filme wie "Samson und Deliah", "Die größte Schau der Welt" und ganz besonders der Bibelschinken "Die zehn Gebote" aus dem Jahr 1956. Ein Film, der in der inflationsbereinigten Top 100 der erfolgreisten US-Kinoblockbuster immer noch einen Top 10 Platz einnimmt.
Auch "Union Pacific" präsentiert sich als Historienfilm mit immens hoher nationaler Bedeutung. Gezeigt wird der erschwerliche Bau der amerikanischen Eisenbahn von Osten nach Westen oder genauer gesagt von Omaha im Bundesstaat Nebraska bis zum Pazifik. Die Union Pacific Railroad erhielt durch Abraham Lincoln am 1. Juli 1862 die Konzession zum Bau einer Bahnstrecke bis Kalifornien. Rund 20.000 Arbeiter verlegten rund 8-9 km Schienen pro Tag, es waren harte Arbeitsbedinungen und viele starben durch die Kämpfe mit den Indianern. Am 10. Mai 1869 war es soweit: Der Streckenbau der United Pacific traf isch mit der aus Kalifornien vorangetriebenden Strecke der Central Pacific am Großen Salzsee von Utah.
In DeMilles Film wird auch der Wettstreit der beiden Eisenbahngesellschaften thematisiert - denn jeder will zuerst in der Stadt Ogden in Utah ankommen. Vor allem der hinterhältige Bankdirektor Asa Barrows (Henry Kolker) hat ein Interesse daran, dass die Central Pacific zuerst am Zielort ankommt. Er hat diverse Aktiengeschäfte laufen, die seinen Reichtum vermehren würden. Sein Mann ist der Abenteurer Sid Campeau (Brian Donlevy), der die Arbeiten der Union Pacific in die Länge ziehen soll - zu dieser versteckten Sabotage braucht es nur gewisse Etablissements in der Nähe der Baustellen, damit man die Arbeiter mit Mädchen, Alkohol und Glücksspiel versorgen kann. Er hat einige dubiose Kompagnons mit dabei: Der Glücksspieler Jack Cordray (Anthony Quinn) oder Dick Allen (Robert Preston). Dieser ist ein ehemaliger Weggefährte und guter Freund von Jeff Butler (Joel McCrae). Und Jeff Butler ist von der Union Pacific engagiert worden vor Ort Probleme und Konflikte zu lösen und den Bau ruhig und effektiv voranzutreiben. Damit steht schon schnell fest, dass Campeau und Butler entgegengesetzte Ziele verfolgen und somit sind die Konflikte vorprogrammiert. Dick gehört zwar zu Campeaus Halunken, er sitzt aber zwischen 2 Stühlen. So präsentiert DeMille dem Zuschauer einen echten good Guy, einen perfekten Bad Guy und einen guten Bad Guy oder schlechten Good Guy. Der Lokomotivführer Monahan (J. M Kerrigan) hat eine hübsche Tochter: Mollie (Barbara Stanwyk) ist Posthalterin und eine gute Freundin von Dick. Sie verliebt sich aber gleich bei Jeffs Auftauchen in den Draufgänger. Sie lässt sich aber ihre Gefühle nicht anmerken und flirtet mit beiden Männern. Irgendwann kommt es auch in der Männerfreundschaft zum Bruch - denn Dick raubt die Lohngelder und Mollie deckt ihn, aber nur, weil sie um Jeffs Leben fürchtet. Sie gibt Dick sogar das Versprechen der Heirat. So ist die Frau, um die sich die Männer streiten ebenfalls in einer ambivalenten Rolle...


DeMille inszenierte den Western wie seine Bibelschinken. Schrill. laut mit einer riesigen Menge an patriotischem Lobgesang. Die Lokomotive steht ständig unter Volldampf, trotz Indianerkämpfe, trotz Schneekatastrophen und trotz brennden Brücken. Der Film hat keine ruhigen Momente, die Szenen eilen von Höhepunkt zu Höhepunkt. Dabei ist die Figurenkonstellation denkbar einfach, aber effektiv. Möglicherweise summierten sich die patriotischen Stimmungen auch aufgrund der drohenden Kriegsgefahr. Ohne auf historische Genauigkeiten zu achten, entwarf der Regisseur ein Szenario voller Blut und Tränen und Männer, die zwar seit Wochen auf den Lohn warten, aber dennoch ihre eigenen Bedüfnisse hintenan stellen, wenn das große Ganze "die Bahnstrecke einer großen Nation" gewichtiger ist. Reichlich naiv, aber de Mille liebte solchen fulminanten Schmalz.



Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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