Donnerstag, 20. Februar 2020

Berlin-Express

Regie: Jacques Tourneur

Dr. Bernhard lebt gefährlich..

"Berlin Express" enstand im Jahr 1948 unter der Regie von Jacques Tourneur. Ein Jahr vor diesem Nachkriegsthriller inszenierte er dem vielschichtigen und dichten Film Noir "Goldenes Gift" und lieferte damit ein absolutes Meisterwerk des Genres ab.
"Berlin Express" spielt in Deutschland kurz nach dem 2. Weltkrieg und man sieht dem Film an, dass sich Tourneur von Hitchcocks "Die 39 Stufen" inspirieren ließ. Nicht nur, dass der Film teilweise während einer Zugfahrt spielt. Auch an die Szene in der Music Hall wird erinnert. Das hellsichtige Medium Maja, gespielt von Marle Hayden, beantwortet Fragen aus dem Publikum eines Frankfurter Nachtlokals. Robert Ryan stellt dann die Frage "Wo ist Dr. Bernhard ?" - ähnlich wie es Robert Donat als Richard Hannay tat und diesem Mr. Memory die Frage nach den 39 Stufen stellt. Deutschland nach dem Krieg. Bei Tourneurs Film agiert eine Nazigruppe im Untergrund, die mit aller Gewalt wieder die Macht in der Heimat übernehmen will. Deutschland ist in 4 Sektoren aufgeteilt. Möglicherweise hat Lars von Trier diesen eher unbekannten Film von Tourneur gekannt, denn in seinem "Europa" gibt es ähnliche Konstellationen.
Verschiedene Personen steigen in einen Zug der US-Armee Richtung Berlin ein. Die Französin Lucienne Mirabeau (Merle Oberon), der US-Agrarexperte Robert J. Lindley (Robert Ryan), der Franzose Henri Perrot (Charles Korvin), der britische Lehrer James Sterling (Robert Coote), der Sowjet Leutnant Maxim Kiroshilov (Roman Toporov), der deutsche Geschäftsmann Otto Franzen (Fritz Kortner), ein weiterer deutscher Staatsbürger (Paul Lukas) und der bekannte deutsche Aktivist Dr. Berhard, der sich für den Frieden und die Wiedervereinigung seines Landes einsetzt. Bernhard ist für die Nazis, die immer noch im Untergrund operieren, ein Dorn im Auge und sie würden ihn am liebsten tot sehen. Tatsächlich explodiert im Abteil des Aktvisten eine Bombe, Dr. Bernhard stirbt bei diesem Anschlag. In Frankfurt macht der Zug Halt, weil der Mord aufgeklärt werden soll und die Passagiere befragt werden. Tatsächlich war der Tote der Leibwächter des Arztes, Dr. Bernhard (Paul Lukas) lebt und die hübsche Lucienne ist seine Sekretärin. Die anderen Passagiere wissen nichts davon. Sie erfahren es erst als kurz vor der Weiterfahrt nach Berlin der echte Dr. Bernhard entführt wird. Lucienne bittet die vier Männer aus USA, Frankreich, England und Russland den Entführten zu finden. An einer Litfaßsäule entdecken sie möglicherweise eine Spur, die zuerst einmal zu Dr. Bernhards Freund Walther (Reinhold Schünzel) führt...




Dann geht es auch schon ins damalige Frankfurter Nachtleben und in ein schummriges Lokal, wo es weitere Spuren zu verfolgen gibt. Zwei Clowns und ein Nazi-Anführer (Otto Waldis) tauchen auf, doch es gibt noch den unbekannten Killer von Bernhards Leibwächter, der einer der höchsten Verschwörer ist. Sehr eindrucksvoll sind die Bilder des teilweise zerbombten Frankfurt, manche Location hat da Geisterstadtcharakter und auch sonst ist die Geschichte recht düster. Allerdings ist die Logik nicht immer gegeben, obwohl die Erzählung von Curd Siodmak stammt. Harold Medford schrieb das Drehbuch nach dessen Erzählung. Lucien Ballard war hinter der Kamera und Tourneur hat neben der Geschichte von Nazis, die einen Umsturz planen, auch noch ein Plädoyer geschaffen für eine gemeinsame Zukunft der Völker. Paul Lukas als guter Deutscher ist sehr glaubwürdig. Der Schauspieler bekam ja für eine ähnliche Rolle in "Die Wacht am Rhein" ein paar Jahre zuvor den Oscar als bester Schauspieler. Und Robert Ryan bewies nach "Crossfire", dass er ein wertvoller Charakterdarsteller ist.




Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen