Donnerstag, 20. Februar 2020

Wie in einem Spiegel

























Regie: Ingmar Bergman

Menschen in Gottes Hand...

Erst später erkannte Ingmar Bergman die Einheitlichkeit seiner drei Filme "Wie in einem Spiegel", "Licht im Winter" und "Das Schweigen", die er in der Zeit von 1961 bis 1964 drehte. Diese Filme wurden später als "Kammerspiel-Trilogie" bezeichnet, die sich mit der metaphysischen und theologischen Sinnfrage beschäftigen und eine Selbstreflektion des verzweifelten Individuums anbietet. Für "Wie in einem Spiegel" bekam Bergman 1962 auch den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. Er konnte damit den Erfolg des Vorjahres mit der Mittelaltersaga "Die Jungfrauenquelle" wiederholen.
"Wie in einem Spiegel" wurde auf Empfehlung des Kameramanns Sven Nykvist auf der Insel Farö gedreht. Ein Ort, den Bergman auch danach immer mal wieder als Drehort wählte. Es war zuerst angedacht den Film in Farbe zu drehen, doch weder Nykvist noch Bergman gefielen die getesteten Farbaufnahme. In die Stille im Leben der vier Charaktere zu vermitteln, wurde weitestgehend auf Filmmusik verzichtet. Lediglich das Cello kommt zum Einsatz. Der Cellist Erling Blöndal Bengtsson verwendete die Musik von Johann Sebastian Bach.
Der Zuschauer wird Zeuge eines zuerst harmonisch wirkenden Familientreffens, bei dem sich im Laufe von 24 Stunden immer stärker große Konflikte entladen. Die vier verbringen ihren Urlaub auf einer abgelegenen Ostseeinsel. Vater David (Gunnar Björnstrand), ein Schriftsteller, ist vor kurzem aus der Schweiz zurückgekommen, wo er sich längere Zeit aufhielt um sein neues Buch zu schreiben. Seine Kinder Karin (Harriet Anderson) und der 17jährige Minus (Lars Passgard) freuen sich natürlich. Karin hat ihren Mann Martin (Max von Sydow) mitgebracht. Martin ist Arzt und ist sehr besorgt wegen dem Gesundheitszustand von Karin, die er seit kurzem aus einer Anstalt entlassen wurde, in der sie wegen Schizophrenie behandelt wurde. Von Martin erfährt der Vater auch, dass die Krankheit von Karin immer wieder ausbrechen könnte, sie sich aber momentan in einem stabilen Zustand befinde. Minus würde gerne mehr die Zuneigung seines Vaters spüren, er wünscht sich ein echtes Gespräch mit ihm. Doch David ist auch mit sich selbst und seinem Roman beschäftigt, immer wieder leidet er unter einer Schreibblockade und kann seinen Kindern keine Gefühle zeigen. Während dieser 24 Stunden verschlechtert sich Karins Zustand wieder. Nur ihrem jüngeren Bruder gesteht sie, dass sie Stimmen hört. Auf dem Dachboden glaubt sie, dass ihr dort Gott erscheinen wird, hinter der Tapete wäre eine andere Welt. An diesem Morgen gehen Martin und David angeln. Sie sprechen sich aus. Die Kinder sind alleine auf der Insel geblieben und es kommt zu sexuellen Handlungen unter den Geschwistern...




Ein sehr eindringlicher Stoff, den Bergman hier gewählt hat. Karins Krankheit zeigt auch die horrorartige Seite, denn der Gott auf den sie wartet wird dann in ihren Gedanken und Träumen zu einem Spinnengott, der alles andere als gütig ist. Natürlich ist "Wie in einem Spiegel" sehr dialoglastig, bietet aber eine ganze Fülle an Denkanstößen für den interessierten Zuschauer. Das Ende scheint auch Hoffnung zu geben, denn für David ist Gott gleichzusetzen mit der Kraft der Liebe. Der Filmtitel selbst ist auf den ersten Brief des Paulus an die Korinther angelehnt, wo es heißt "Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin".
Bergman selbst war später nicht ganz zufrieden mit seinem Film. Er störte sich am "Drang der Geborgenheit" in seinem Film und über die Antwort, die er dem Zuschauer am Ende gab. Es wäre besser gewesen - so Bergman - den Zuschauer mit seinen Fragen alleine zurückzulassen. Dennoch finde ich, dass Bergman auch mit "Wie in einem Spiegel" ein wichtiges Meisterwerk hinterlassen hat, das von den edlen Bildkompositionen von Sven Nykvist noch zusätzlich veredelt wird. Auch die vier Darsteller sind perfekt in ihren Rollen.




Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen