Dienstag, 12. April 2016

Der große McGinty

























Regie: Preston Sturges

Vom Aufstieg und Fall...

Preston Sturges große Zeit in Hollywood dauerte leider nur 4 Jahre und in diesen Jahren drehte er Klassiker wie "Palm Beach Story", "Die Falschspielerin" oder "Sullivans Reisen". Er wurde von manchem als Zyniker bezeichnet oder auch der Naivität bezichtigt. Er wurde als Rebell verehrt oder als Opportunist verdammt, galt vielfach als Moralist oder als einer der ersten Satiriker des US-Kinos. Vielfach kam auch die Einordnung als "Anti Frank Capra" ins Spiel. In allen seinen Filmen vereinte er Altes mit Neuem, Helles mit Dunklem, Schnelles mit Langsamen, er kombinierte Slapstick und Wortwitz in seinen Dramen, die dann auch den Anstrich einer Farce bekamen. Sturges war europäisch beeinflusst, da er einen Großteil seiner Kinheit in Frankreich, Deutschland und der Schweiz verlebte. Als Allrounder saß er nicht nur auf dem Regiestuhl, sondern verfasste auch die Drehbücher seiner werke selbst. Bereits sein Debüt war ein Riesenerfolg. Er verkaufte das Script zu "Der große Mr. Ginty" für 10 Dollar an die Paramount. Einzige Bedingung: Er wollte Regie führen und man war mit diesem Deal einverstanden. Der Film kostete nicht viel und wurde von der Kritik so stark gelobt, dass Sturges gleich einen Academy Award für das beste Originaldrehbuch in der Oscarnacht mit heimnehmen durfte.
Im Film selbst geht es um den amerikanischen Traum. Vom schnellen Aufstieg und vom schnellen Fall. Der Tellerwäscher, der zum Millionär wird. Dan McGinty (Brian Donlevy) ist zwar kein Tellerwäscher, aber ein Obdachloser, ein Vagabund, der durch seine Cleverness einem Parteichef (Akim Tamiroff) auffällt. Dieser gibt ihm einen Job und danach scheint der Aufstieg rasant und unaufhaltsam zu sein. Aber vorher lernen wir diesen McGinty in einer Kneipe als Barkeeper kennen. Dort will sich der junge Bankassierer Thompson (Louis Jean Heyd) das Leben nehmen, weil er seinen Arbeitgeber betrogen hat. In letzter Sekunde kann McGinty den Schuß verhindert und erzählt ihm und seiner weiblichen Begleitung die Geschichte, die ihm passiert ist. Vom Obdachlosen zum Gouverneur in 1,2,3. Einen Moment der Ehrlichkeit brachte ihn dann zum Fall und nun ist er wieder unten. Aber vor längerer Zeit konnte er bei dem Parteichef, einem mächtigen Gangster Eindruck schinden, weil er 37 Stimmen zur Wiederwahl des Bürgermeisterkandidaten Tilinghast (Arthur Hoyt) beigesteuert hatte, indem er mit dem Namen von gerade erst verstorbenen Leuten mehrmals wählen ging. Der Parteichef findet Gefallen an McGinty, der so gar keinen Respekt vor seinen Mitmenschen aufweist und auch sehr schlagkräftig und schlagfertig agiert, wenn es sein muss. Bald wird er Stadtrat. Doch für die Politik und das gute Ansehen muss eine Ehefrau her. Die findet er bei seiner Sekretärin Chaterine (Muriel Angelus), die zwei Kinder und einen drolligen Hund hat. Zuerst ist es eine reine Zweckverbindung, doch beide verlieben sich irgendwann. So wird aus dem kleinen Gangster McGinty ein anständiger und ehrenwerter Familienvater. Bald macht der Parteichef ihn zum Gouverneur. Mit dieser Macht im Rücken versucht nun McGinty sich wirklich wichtigen politischen Themen anzunehmen und Kinderarbeit und Armut will er bekämpfen. Doch er hat nicht mit der Gegenwehr seiner Parteifreunde gerechnet, die weiterhin geldgierig und korrupt agieren. Schließlich stolpert er über die Taten der Vergangenheit...


"Der große McGinty" ist mit seiner Laufzeit von 80 Minuten knackig kurz, aber sehr unterhaltsam. Er bietet auch einen schonungslosen Blick in den Geist der korrupten Politik und bleibt deshalb aktuell. Der satirische Spaß ist mit guten Dialogen ausgestattet. So argumentiert McGinty bei den Geschäftsleuten, die kein Schmiergeld an den Boss zahlen wollen mit den Worten "Sie müssen jemand bezahlen, damit du vor der menschlichen Habgier anderer, die noch kommen werden, geschützt bist. In manchen Fällen hört sich das so plausibel an, dass die Menschen dann auch ihren Beitrag zahlen. Sturges bietet dem Zuschauer eine Farce an, die einen zähen und geschäftstüchtigen Penner beim Aufstieg zuzusehen. Im Grunde ein sehr ernsten, ja fast schon düsteres Thema, aus dem man gut einen Film Noir hätte machen können....Sturges hat aber diese Geschichte gegen die Erwartungen gebürstet und macht aus diesem Stoff eine vergnügliche und temporeiche Achterbahnfahrt mit allem was das Leben so zu bieten hat.


Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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