Freitag, 22. April 2016

Engelsgesicht



























Regie: Otto Preminger

Die Geschichte von Diane und Frank...

Otto Preminger hat in seiner Filmographie ein ganzes Quartett grandioser Film Noirs geschaffen. Alles in einem Zeitraum von etwas mehr als 10 Jahren, angefangen mit "Laura" (1944) und beendet mit "Der Mann mit dem goldenen Arm" (1955). In diesem Zeitraum entstanden auch "Faustrecht der Großstadt" (1952) und der eher ungewöhnliche "Engelsgesicht" mit Jean Simmons und Robert Mitchum in den Hauptrollen. Dabei sind viele beliebte Motive der schwarzen Serie auch in diesem Film zu finden, aber Preminger leistet sich in der Mitte des Films eine echte Überraschung. Denn in dem Moment, in dem der Zuschauer glaubt, dass die Femme Fatale ihren Liebhaber mit einer Lüge um den Finger wickeln kann, um ihn für ihre finsteren Zwecke einzuspannen, erweist sich der Held der Geschichte als sehr lebenserfahren und abgebrüht und geht der gefährlichen Schönheit nicht auf den Leim.
Dabei fing alles mit einem Einsatz als Rettungssanitäter an. Frank Jessup (Robert Mitchum) arbeitet im Krankenhaus und fährt mit seinem Freund und Arbeitskollegen Bill Crompton (Kenneth Tobey) den Notarztwagen. Er bezeichnet diese Fahrten mitunter auch als "Leichenwagentouren", denn oft kommt der lebensrettende Einsatz zu spät. Eines Nachts werden sie nach Beverly Hills zu einem Notfall gerüfen. Chaterine (Barbara O´Neill) , die extrem vermögende und zweite Ehefrau des seit langer Zeit erfolglosen englischen Schriftstellers Charles Tremayne (Herbert Marshall) hat eine schwere Gasvergiftung erlitten. Man geht von einem Unfall aus, den sie aus Versehen selbst herbeigeführt hat, denn ein Selbstmordversuch scheidet aus. Sie aber gibt den Rettern zu verstehen, dass sie Opfer eines Mordanschlags gewesen ist. Die beiden nehmen aber kaum Notiz von dieser Bemerkung, die Frau kann gerettet werden und Frank lernt bei dieser Gelegenheit auch noch die 19jährige Diane (Jean Simmons) kennen, die Klavier spielt und dann einen hysterischen Zusammenbruch hat. Mit einer Ohrfeige versucht Frank zu helfen und schindet mit dieser Handlung offensichtlich so sehr Eindruck, dass die junge Frau ihn an diesem Abend noch in dessen Stammlokal folgt. Diane ist attraktiv und Frank ist einem Flirt nicht abgeneigt, obwohl er mit der Krankenschwester Mary Wilton (Mona Freeman) liiert ist. Am nächsten Tag bleibt Diane aktiv und trifft sich bereits - ohne Franks Wissen - mit Mary. Es gelingt ihr Mary eifersüchtig zu machen und in der Folge Frank näher an sich zu binden. Die Aussicht auf eine Karriere mit einem von Diane oder besser gesagt von dem Geld der Schwiegermutter finanzierten Rennwagen, hält Frank bei bester Laune. Er wird Mary vernachlässigen und sich näher an Diane binden. Doch die hat finstere Pläne...


Dabei setzte der große Regisseur auf den Film Noir versierten Robert Mitchum und auf die junge britische Schauspielerin Jean Simmons, die in den späten 40er Jahren mit Filmen wie "Geheimnisvolle Erbschaft" und "Hamlet" den internationalen Durchbruch schaffte. In "Engelsgesicht" wurde sie gegen ihr Image besetzt, denn vor dieser Rolle als Diane war sie vor allem in Rollen zu sehen, die ihr unschuldiiges und bezauberndes Wesen herausstellte. Dies ist auch oberflächlich erst mal in "Engelsgesicht" zu sehen, bevor immer mehr der pathologische Anteil der jungen Frau sichtbar wird. Es ist aber dem großen Können von Preminger zu verdanken, dass ihre Rolle nicht dem üblichen Schema der Femme Fatale entspricht, denn irgendwann kann der Zuschauer auch in die Ängste und Nöte dieser Figur blicken. Auch ist sie eine Figur, die ihre Tat bereut und sogar die Verantwortung für ihre Schuld übernehmen will. Doch ein windiger Anwalt und auch das Drehbuch von Ben Hecht nach der Kurzgeschichte von Jester Erskine hat einen anderen Verlauf der Handlung vorgesehen. Diese entwickelt sich von einer mörderischen Story in ein katastrophales Drama ohne Ausweg.


Bewertung: 8,5 von 10 Punkten. 

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