Freitag, 22. April 2016

Laßt mich leben

























Regie: Robert Wise

In der Todeszelle...

Barbara Graham ist ein bekannter Name in der amerikanischen Kriminalgeschichte. Die junge Frau wurde am 3. Juni 1955 im Alter von 32 Jahren als dritte Frau im Staatsgefängnis von San Quentin vergast. Ein Mord wurde ihr zur Last gelegt und bis zuletzt bestritt sie diesen Tatvorwurf.  Während des zweiten Weltkrieges begann sie ihr bürgerliches Leben aufzugeben und rutschte in die Subkultur.  Als Prostituierte verdiente sie sich ihren Lebensunterhalt und begann auch immer mehr in kriminelle Kreise abzurutschen. Mehrfach kam sie mit dem Gesetz in Konflikt. Unter anderem wurde sie, weil sie zwei Kumpels ein falsches Alibi gegeben hatte, zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Nachdem sie ein Jahr Knast abgesessen hatte, zog sie nach Los Angeles, heiratete den Kriminellen Henry Graham (Wesley L. Lau)  und bekam mit ihm ihr drittes Kind, einen Sohn, den sie sehr liebte. Sie war bereits geschieden und zu dieser Zeit Mutter von 2 weiteren Kindern, doch das Sorgerecht wurde dem Vater zugeschrieben. Auch die Ehe mit Graham läuft nicht gut. Der Mann ist schwer drogenabhängig und irgendwann gibt Barbara ihm den Laufpass. Durch ihn lernt sie aber auch die Ganoven Jack Santo und Emmet Perkins kennen. Eine fatale Begegnung, denn gemeinsam mit ihnen soll sie im März 1953 ins Haus der reichen Witwe Mabel Monohan eingedrungen sein, um diese zu berauben. Dabei wurde die Frau getötet. Erst bei ihrer Verhaftung kommt ihr der Vorwurf sehr absurd vor. Barbara ist zwar eine völlig unmoralische Frau, die lügt und betrügt - aber ist sie auch eine Mörderin ? Jedenfalls beteuert sie ihre Unschuld, doch die Presse, allen voran die Berichte von Ed Montgomery (Simon Oakland) über "die blutrünstige Babs" sorgen für eine gewisse Vorverurteilung unter der Bevölkerung. Erschwerend kommt dann auch noch hinzu, dass Barbara aufgrund ihrer Angst vor der Gaskammer auf das Angebot einer Mitgefangenen eingeht, die ihr ein Alibi besorgen will. Dieser Zeuge stellt sich vor Gericht aber als Polizeibeamter heraus, der unter diesem Druck von ihr ein Geständnis herausgepresst hat. Es wird ihr aber zum Nachteil ausgelegt und sie wird zum Tode verurteilt. Barbara Graham nahm mehrere erfolglose Versuche, gegen das Urteil in Berufung zu gehen. Auch die Hilfe des Gerichtspsychologen Carl Palmbert (Theodore Bikel) kann den Gang in die Gaskammer nicht verhindern...


"Laßt mich leben" ist sozusagen der "Dead Man Walking" der 50er Jahre und wurde von Robert Wise (West Side Story, Sound of Music, Bis das Blut gefriert) inszeniert. Es wurde einer seiner bekanntesten Filme und kam auf insgesamt 6 Oscarnominierungen. Es ist natürlich vor allem der Film von Susan Hayward, die dann mit ihrer Nominierung auch siegreich war und sich trotz harter Konkurrenz (Liz Taylor "Cat on the Hot tin roof", Deborah Kerr "Seemann und die Nonne" oder Shirley McLaine "Verdammt sind sie alle") durchsetzen konnte. Kein Wunder, der Gang zur Gaskammer ist auch dramatisch und kaum auszuhalten. Mehrere Male wird die Hinrichtung an diesem Morgen zeitlich aufgeschoben, eine noch zusätzliche Quälerei für die Frau, die sterben soll. Die Hinrichtung selbst in allen Einzelheiten zu sehen und schockiert. Was ja auch das Ziel einer solchen Szene sein soll. So gesehen erinnerte mich auch Charlize Therons Darstellung in "Monster" an die Performance der Hayward aus den 50ern. Auch Theron bekam den Oscar für die Darstellung einer zum Tode verurteilten Mörderin. Sie brillierte in der Rolle der Aileen Wuornos, eine Serienkillerin, die im Jahre 2002 durch eine Giftspritze hingerichtet wurde. Neuere Filme zeigten Todeskandidaten, die die Tat dann auch tatsächlich begangen haben - in den 50ern war man da vielleicht noch nicht so weit und es musste eine Verurteilte sein, die bis zuletzt ihre Unschuld beteuert. Bis heute konnte der Mord leider nicht geklärt werden. Immerhin kam der Gerichtspsychologe zum Schluß, dass Graham aufgrund fehlender Aggressiver Anteile unschuldig sein müsste. Ihre Mittäter, die ebenfalls am gleichen Tag hingerichtet wurden, haben sie jedenfalls schwer belastet und sind auch bis zuletzt nicht von dieser Meinung abgewichen. "Laßt mich leben" hat eine etwas zu episodenhafte Einleitung, aber ab dem Zeitpunkt der Verhaftung nimmt der Film stark an Spannung und Dichte auf - bis zuletzt fiebert man mit und hofft, dass der Gouverneur doch noch einlenken würde, obwohl man ja den Ausgang doch schon kennt. Dies ist natürlich der Verdient von Susan Hayward, die den Film fast im Alleingang trägt. Ebenfalls lobenswert der Film Noir Touch.


Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

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