Freitag, 1. April 2016

Moderne Zeiten




















Regie: Charlie Chaplin

Der Tramp und das Mädchen...

Maschinen sind für das Wohl der Menschen da, sie sollen Erleichterungen bringen...doch in Charlie Chaplins 1936 gedrehtem Meisterwerk "Modern Times" ist der Blick auf die moderne Technik alles andere als positiv. In den ersten Szenen wird der Arbeiter Charlie (Charles Chaplin) zum Opfer der Monotonie am Fließband. Er muss in jeder Sekunde funktionieren, jede Sekunde, die er nicht aufpasst wird als Fehler registriert und bringt das ganze Laufwerk der Firma in Gefahr. Nicht mal ne kleine Rauchpause wird ihm gegönnt. Der Chef des Stahlkonzerns (Allan Garcia) ist wie ein "Big Brother" unterwegs und sieht alles, was er über seine Monitore alle Arbeiter beobachten kann. Ein naher Verwandter zu Joh Fredersen aus Fritz Langs Film "Metropolis", der einige Jahre vorher entstand. Eine riesige Maschine, die Charlie erfasst, zeigt eindrucksvoll die Bedrohung des neuen Menschen. Und spätestens mit dem Ausprobieren einer neuartigen "Frühstücksmaschine", die einige Wissenschaftler dem mächtigen Firmenchef vorstellen und wo Charlie als Versuchskaninchen fungieren muss, stirbt der Optimismus für eine positive Zukunft der Menschheit. Diese Szene mit dieser ominösen Essensmaschine, die Charlie bald an den Rand des Wahnsinns bringt ist eine der besten des Films. Das Lachen bleibt im Halse stecken. Im Vorspann dreht sich ein Sekundenzeiger über eine bildfüllende Uhr. Es erscheint dann das Bild einer Schafherde, in deren Mitte läuft ein schwarzes Schaf. Dann folgt das nächste Bild, Chaplin zeigt eine Masse von Arbeiter, die aus dem Schacht einer U-Bahn in die Fabrik eilen. Darunter auch der Antiheld, aber seine Tage in der "Electro Steel Corporation" sind gezählt, denn die Akkordarbeit macht ihn wahnsinnig und als er durchdreht wird er Patient einer Psychiatrie. Bei seiner Entlassung wird er für den Rädelsführer von demonstrierenden Arbeitern, also Kommunisten, gehalten und kommt in den Knast. Doch dort kann er mit einer heroischen Tat (aufgrund von unfreiwilligem Schnupfen von Kokain) eine frühzeitige Entlassung erwirken. Eigentlich hat es ihm aber im Gefängnis gut gefallen. Draussen lernt er ein junges Mädchen (Paulette Godard) kennen, die ihren Vater verloren hat und um den Jugendamt zu entrinnen gefohen ist und seitdem als Landstreicherin gesucht wird. Die beiden beschließen zusammenzubleiben, doch es gibt wieder ganz viele Widrigkeiten. Am Ende wird er Kellner und Sänger in einem billigen Cafe, wo die Angebete bereits ein Engagement als Tanzmaus bekommen hat. Doch die Vergangenheit holt die beiden ein. Die Polizei will sie dem Jugendamt übergeben, wieder bleibt nur die Flucht. Das letzte Bild ist eine Filmszene für die Ewigkeit, beide laufen auf einer Landstraße in eine ungewisse Zukunft..



 Chaplin war ja bekanntlich kein Freund des Tonfims. Er meinte, dass der Ton die älteste Kunst der Welt, die Kunst der Pantomine, zerstören konnte, die sich in der Filmkunst (notgedrungen) etabliert hat. Er sprach von der unerhörten Schönheit des Schweigens und gab dem Tonfilm kein Jahr, dann wäre diese neue Richtung völlig erledigt. Das war naürlich eine extreme Fehleinschätzung, nichtsdestotrotz hielt er auch lange am Stummfilm fest. So galt "Moderne Zeiten" als der letzte Stummfilm. Es gibt aber auch Sequenzen mit Ton. So hört man den Firmenboss schimpfen, Charlie selbst singt einen Song in "Kauderwelsch" und in einer sehr komischen Szene hört man das Grummeln und Gurren von Charlies Magen, der neben einer Pfarrersfrau sitzt, die schockiert ist von den Körpergeräuschen - aber dann auch von dem gleichen Magengrummeln befallen wird. "Moderne Zeiten" ist ein Film über den Kampf des Menschen gegen die Maschine und auch dem Kampf zwischen dem Einzelnen gegen Staatsmacht und dem gängigen Ordnungssystem. Die Weltwirtschaftskrise ist ständig präsent. Dennoch ist Chaplins Werk durchgehend ein positiver Film. Immer wieder gelingt es dem geschundenen und gestrauchelten Helden als Stehaufmännchen aus dem Fiasko aufzustehen. Sicherlich war auch Paulette Goddard ein Glücksgriff und gleichzeitig auch Inspiration für den Filmemacher. Sie vermittelte ihm etwas von einem Straßenjungen, das er gerne auf die Leinwand bringen wollte.




Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

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