Donnerstag, 7. April 2016

Ein Brief an drei Frauen




















Regie: Joseph L. Mankieicz

Addie Ross....

Joseph L. Mankiewicz war der jüngste Sohn des in Berlin geborenen deutsch-jüdischen Auswanderers Frank Mankiewic, der in Pennsylvania eine deutschsprachige Zeitung herausbrachte. Sein Sohn begann seine Filmkarriere gegen Ende der Stummfilmära als Übersetzer von Zwischentitel von UFA-Filmen, die auch für den amerikanischen Kinomarkt interessant schienen. Sein Weg führte dann zu Paramount Pictures, dann zu Metro Goldwyn Mayer und schließlich landete er bei der Twentieh Century Fox. Er bekam seine erste Regie weil Ernst Lubitsch krank wurde, der das Gothic-Drama "Weißer Oleander" inszenieren sollte. 1950 und 1951 gelang ihm das Kunstück in zwei aufeinanderfolgenden Jahren den Regieoscar zu gewinnen. Seinen ersten gabs für "Ein Brief an drei Frauen", den zweiten für den Welterfolg "Alles über Eva". Ein Kunststück, das vor ihm nur John Ford und jetzt im Jahr 2016 als drittem Regisseur ind er langn Oscarhistory,  dem Mexikaner Alejandro Gonzalez Innaritu gelang.
In seiner Filmographie befinden sich Klassiker wie "Die barfüßige Gräfin", "Guys and Dolls" und der Monumentalfilm "Cleopatra", der sich zuerst als finanzielles Fiasko und dann einige Zeit später als retabler Blockbuster erwies. Sicherlich ist "Alles über Eva" sein allgemein anerkanntes Meisterwerk, aber für mich hat er mindestens zwei gleichwertige großartige Filme gemacht. Einmal den aussergewöhnlichen "Plötzlich im letzten Sommer" und den leider etwas in Vergessenheit geratenen Oscarpreisträger "Ein Brief an drei Frauen", der meistens als Komödie beschrieben wird. Was dem Film allerdings nicht ganz gerecht wird. Ich denke, wenn man den Film als vergnügliche wie auch tragisches Gesellschaftsdrama beschreibt, dann kommt man der Sache schon etwas näher.
Der Film spielt gegen Ende der 40er Jahre in einer amerikanischen Kleinstadt und wir lernen drei gute Freundinnen kennen: Deborah Bishop (Jeanne Crain) kommt aus einer einfachen Farmerfamilie und lernte beim Militär ihren jetzigen Mann Brad (Jeffrey Lynn) kennen, der in seinem Job sehr gut verdient, allerdings seine leicht hysterische und oft unsichere Frau alleine zuhause lässt. Rita Phipps (Ann Sothern) ist da schon viel extrovertierter, sie arbeitet beim Rundfunk der Manleighs (Florence Bates, Hobard Cavanaugh) und verdient viel mehr Geld als ihr Mann George (Kirk Douglas), der aber in seinem Beruf als Lehrer ein riesiges Engagement aufweist. Beide kennen sich seit der Kindheit und es war klar, dass sie irgendwann ein Paar werden. Lora Mae  (Linda Darnell) wirkt zunächst etwas kühl und berechnend, sie kommt aus der Unterschicht und aus ärmlichen Verhältnissen, hat aber ihren reichen Chef Porter Hollingsway (Paul Douglas) so lange zappelt lassen, bis dieser sie geheiratet hat. Alle drei Frauen treffen sich am Morgen eines warmen Maitages und begleiten eine Schulklasse auf einer Bootsfahrt mit anschließendem Picknick. Doch bevor das Schiff ablegt, bekommen sie noch einen Brief ihrer besten Freundin Addie Ross (Offstimme im Original von Celeste Holm gesprochen) zugestellt, dort teilt die begehrte Frau den drei Freundinnen mit, dass sie die Stadt für immer verlassen hat - aber sie musste auf jeden Fall etwas als Erinnerung an diese tolle Zeit mitnehmen. Und zwar einen der Männer der drei Ausflüglerinnen....



In drei Rückblenden erhält dann der Zuschauer jeweils Einblick in die Situation und Ehegeschichte aller drei Frauen. Und jede fragt sich, welche von Ihnen verlassen wurde. Der Zuschauer ahnt bald, dass alle drei möglicherweise Grund zur Sorge hätten. Doch die Aufklärung findet erst gegen Schluß statt. Mankiwiczs Inszenierung ist federleicht, allerdings mit viel guter Melancholie durchtränkt und interessanterweise ist der Film keine Spur gealtert. Die Geschichten könnten auch in der Gegenwart spielen, allerdings hätten es heute die drei Frauen leichter herauszufinden, welcher Mann die Koffer gepackt hat. Ein Anruf per Handy genügt. Wir sind aber Ende der 40er Jahre und so müssen die drei Ladys wohl oder übel den ganzen Tag warten, bis sie den Göttergatten am Abend treffen...oder eben nicht. Den Kunstgriff die Geschichte im Off von der besagten Addie sprechen zu lassen und die so den ganzen Film dominiert ist gut gelungen und sehr gewagt. Denn die Frau, um die sich das Problem dreht ist nie richtig zu sehen. Nur einmal sieht man ihren Rücken, sie rauchend und vor ihr steht Brad, der sich anregend mit ihr zu unterhalten scheint. Ob Billy Wilder sich in "Sunset Boulevard", der ein Jahr später realisiert wurde, sich davon inspirieren ließ. Schließlich setzte der noch einen drauf, indem er die Geschichte von Norma Desmonds Obessionen von dem Toten Joe Gillis erzählen lässt, der in der ersten Szene leblos im Swimming Pool der Diva liegt ?
Es ist nicht die Freundschaft der Frauen, die gebrochen wird, sondern ihr privates Gefühl der Sicherheit. Dies ist hervorragend herausgearbeitet, der Schluß - es zerbricht ein Weinglas und man hört noch einmal im Off die stimme von Addie - ist ein bisschen mehrdeutig konzipiert. So keimt der Verdacht auf, die beste Freundin, die die Stadt verlassen hat, hätte da den drei Frauen noch eine kleine Lektion mit auf den Weg gegeben. Das Ensemble ist toll, am besten gefallen mir Linda Darnell und ihr spröder Ehemann, der von Paul Douglas gespielt wird. Ein echter Klassiker-Geheimtipp. In einer Nebenrolle ist auch die immer großartige Thelma Ritter zu sehen.


Bewertung: 9,5 von 10 Punkten. 

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