Samstag, 3. November 2018

Canaris

Regie: Alfred Weidenmanns

Ein Leben für Deutschland...

Das Schlußbild des Films "Canaris", dem Gewinner des deutschen Filmbandes in Gold 1955 stimmt traurig und bleibt hängen. Wilhelm Canaris wird von der Gestapo abgeholt, zurück bleiben seine beiden Hunde, die dem fahrenden Wagen nachrennen. Ein Schicksal wie viele in diesen Zeiten. Abgeholt und nie wieder kommen. Hier in Alfred Weidenmanns Biopic handelt es sich aber um eine berühmte historische Persönlichkeit.
Dieser Wilhelm Franz Canaris wurde am 1. Januar 1887 in Alperbeck bei Dortmund geboren und am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg hingerichtet. Der Admiral war während des 3. Reiches Leiter der Abwehr, des militärischen Geheimdienstes der Wehrmacht.
Er galt als sehr konservativ und während der Weimarer Republik sympathisierte er mit der rechsradikalen und republikfeindlichen Organisation Consul. Er unterstützte Franco im spanischen Bürgerkrieg und als 1. Mann des militärischen Nachrichtendienstes war der Admiral an allen großen Militäroperationen des Deutschen Reiches im Zweiten Weltkrieg beteiligt. Er war aber kein Anhänger von Hitler und so unterstützte Canaris heimlich zahlreiche konservative Widerstandsbewegungen, die schon vor dem Ausbruch des Krieges  Hitler stürzen wollte. Indirekt war er auch in das Attentat vom 20. Juli 1944 auf Hitler selbst verwickelt. Sein Verhängnis war, dass man die Gestapo sein Tagebuch fand - damit war der Kontakt zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus bewiesen.
O. E. Hasse spielt diese umstrittene historische Figur aus der dunklen Stunde deutscher Geschichte und der Schauspieler strahlt in dieser Rolle eine unheimliche Präsenz aus. Bei der Vergabe der deutschen Filmpreise ging O. E. Hasse allerdings leer aus. Bester Schauspieler wurde O. W. Fischer in Helmut Käutners "Ludwig II". Damit war Nebendarsteller Martin Held erfolgreicher - er siegte in der Kategorie "Bester Nebendarsteller" in der Rolle des Reinhard Heydrich. Tatsächlich werten diese beiden Darstellungen Alfred Weidenmanns Film merklich auf. Weitere Bundesfilmpreise gabs für Regisseur Alfred Weidenmann und für den Drehbuchautor Herbert Reinecker. Dramaturgisch bewegt sich der Film zwischen Spionagegeschichte und Charakterstudie. Als Letzteres lässt er allerdings vieles an Canaris in der Schwebe. O. E. Hasse verleiht seiner Figur melancholische Züge, ein abwartender Charakter. Einer, der seine Chance auf Veränderung verstreichen lässt, vielleicht weil er zu sehr ein korrekter Beamter ist.


Weidenmann hat in seine Biografie auch geschickt eine Romanze zwischen Oberleutnant Althoff (Adrian Hoven) mit Canaris Sekretärin Irene von Harbeck (Barbara Rütting) eingebaut. Die wird von Heydrich erpresst und soll bei Canaris spionieren. Druckmittel ist der inhaftierte Vater. Doch Canaris hat Heydrichs Spitzel schon schnell entlarvt und lässt die Spionage gewähren. Im Laufe des Films schlägt sich Irene dann doch auf die Seite von Canaris. Die Männerfeindschaft von Canaris und Heydrich, die nie offen ausgesprochen wird, ist jedoch der markante Pfeiler dieser Vergangenheitsbewältigung aus den 50er Jahren. Ein Film über einen Deutschen, der im Streit zwischen Pflicht und Gewissen stand und der aber nicht fähig war den Mord an dem Tyrannen zu befehligen. Bei seiner Enstehung war der Film ein riesiger Erfolg und neben "Ludwig II" der Kassenerfolg des Jahres. Aus heutiger Sicht kann er jedoch mit den großen Dritte Reich Filmen der 50er wie "Des Teufels General" oder "Nachts, wenn der Teufel kam"  nicht mithalten.



Bewertung: 6,5 von 10 Punkten. 

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