Sonntag, 18. November 2018

Fluch der Verlorenen

























Regie: Budd Boetticher

Kriegsheimkehrer...

In den 80er Jahren wurden die Western von Budd Boetticher von der Filmkritik wiederentdeckt. 1991 wurde ihm von der Los Angeles Film Critics Association der Preis fürs Lebenswerk verliehen. Der Regisseur starb 2001 im Alter von 85 Jahren. Dabei können sich nicht nur seine mit Randolph Scott gedrehten Western sehen lassen. Auch seine Frühwerke sind heute als gute B-Western anerkannt. Mit Rock Hudson drehte er 1952 den Kriegsheimkehrer-Western "Fluch der Verlorenen" und einige Monate später spielte Hudson die Hauptrolle in seinem Indianerfilm "Seminola". Hudson stand damals noch am Anfang seiner Karriere - er war ein aufstrebender Schauspieler, der noch nicht der große Filmstar war und wurde durch diese guten Leistungen auch von Raoul Walsh in den beiden Western "Mit der Waffe in der Hand" und "Gefährliches Blut" als Hauptdarsteller eingesetzt. Auch Anthony Mann setzte ihn in seinen Western "Winchester 73" (als jungen Indianerhäuptling) und "Meuterei am Schlangenfluß" ein - erst nach diesen Western gelang Hudson der große Durchbruch mit den Melodramen von Douglas Sirk und mit Komödien an der Seite der genauso beliebten Doris Day.
Star in "Fluch der Verlorenen" ist aber eher Robert Ryan, der wie gewohnt einen ambivalenten Charakter verkörpert. Die Grundkonstellation erinnert an William Wylers Meisterwerk "Die besten Jahre unseres Lebens" - Frederic March, Dana Andrews und Harold Russell kehren nach Ende des 2. Weltkriegs heim und haben enorme Schwierigkeiten sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern. In Boettichers Film kehren Dan Hammond (Robert Ryan), sein jüngerer Bruder Neil (Rock Hudson) und deren gemeinsamer Freund Tiny (James Arness) nach dem Bürgerkrieg in ihre Heimat Texas heim.
Während sich Neil bereits auf das Farmerleben freut und seine Sally (Judith Braun) heiraten will, was Vater (John McIntire) und Mutter Hammond (Francis Bavier) sehr glücklich macht, kommt der ältere Dan mit der neuen "alten" Situation nicht mehr zurecht. Im Krieg war er ein Held der Südstaaten und ein Idol für seine untergebenenen Männer, doch als Farmer muss er nun wohl wieder kleinere Brötchen backen.
Kurz nach seiner Ankunft in der Stadt trifft er die schöne Lorna Harding (Julia Adams), die wohl nicht besonders glücklich ist in ihrer Ehe mit dem reichen skrupellosen Geschäftsmann Harding (Raymond Burr). Durch den Bankier der Stadt bekommt Dan die Gelegenheit zu einem Pokerspiel in den besten Kreisen eingeladen zu werden. Dies wird im Haus von Harding abgehalten und leider schuldet Dan am Ende seinem Gastgeber 5.000 Dollar. Da er nicht sofort flüssig ist, wird er vor der ganzen Gesellschaft von Harding aufs Übelste gedemütigt. Dieses Ereignis markiert auch eine Wende im Verhalten von Dan, der nun bei den Gesetzlosen, die vor der Stadt lagern, Männer sucht, die ihm folgen. Da viele dieser gestrandeten Existenzen Dan kennen, kann er diese auch für eine Art Privatarmee rekrutieren. Danach kommt es zu vielen Überfällen in der Gegend und Rinder werden für gutes Geld nach Mexiko verkauft. Zum Nachteil von Harding, der sehr oft durch diese Überfälle geschädigt wird. Der verdächtigt auch Dan, denn der ist plötzlich ebenso reicher Geschäftsmann. Die Situation wird somit bald eskalieren...



Natürlich - so wollte es die Hollywood Moral der 50er Jahre - muss am Ende die umstrittene Hauptfigur sterben. Sein Tod ist auch für seine Familie eine Erleichterung, wenn man das Schlußbild sieht - dort sind Ma, Pa, Neil und seine etwas farblose Sally glücklich vereint. Denn im Laufe der Geschichte wird Dan immer mehr zu dem Mann, der in der ersten Phase des Films dieser ausgekochte Bösewicht war. Dan eifert diesem nach und bekommt auch irgendwann dessen attraktive Frau. Nur diese Frau erkennt noch die Unterschiede der beiden Männer. Ihr Ex war brutal und es war der Horror seine Frau zu sein, mit Dan hat sie persönlich ihr Glückslos gezogen. Julia Adams spielt hier genauso wie Robert Ryan eine höchst interessante Figur. Menschen, die nicht so leicht zu durchschauen sind und gegen die gängigen Erwartungen agieren. Mit Dan hat der Zuschauer insofern noch ein gewisses Mitleid, diese Credits verspielt er aber spätestens in dem Moment, in dem er seinen ehemals besten Freund kaltblütig erschießt. Aus einem netten, sympathischen Mann wurde ein Monster, ein Tyrann für seine gesamte Umgebung. Einmal mehr beweist hier Robert Ryan was für ein guter Schauspieler er war. Er wurde in "Crossfire" für den Oscar nominiert - neben seinen Auftritten in "Nackte Gewalt", "Die Verdammten der Meere", "Lawman" und "The Wild Bunch" sicherlich seine beste Rolle.



Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen