Donnerstag, 13. Dezember 2012

Der Besuch



Regie: Bernhard Wicki

Rückkehr aus Rache...

Die Freude der Bewohner von Güllen, einer kleinen Stadt irgendwo in Osteuropa, ist sehr groß. Eine ehemalige Tochter dieser Stadt, die inzwischen zur Multimilliardärin aufgestiegene Karla Zachanassian (Ingrid Bergman) hat angekündigt ihrem alten, einstigen Heimatort einen Besuch abzustatten.
Der Zug soll bald eintreffen.
Der Bürgermeister (Ernst Schröter), der Polizeichef (Hans Christian Blech) , der Lehrer (Richard Münch) und der Priester (Leonard Steckel) diskutieren noch beim Frühstück darüber, wie schwer es sein wird, von der schwerreichen Frau Gelder zu bekommen, denn die Stadt ist so gut wie bankrott.
Eine gewichtige Rolle bei diesem Wunschdenken kommt daher dem Lebensmittelbesitzer Serge Miller (Anthony Quinn) zu, denn vor 20 Jahren waren Er und Karla ein Liebespaar.
Doch der damals mittellose Miller entschied sich trotz der heißen Gefühle für die sichere Partie Mathilde (Valentina Cortese), Besitzerin des Lebensmittelladens. 
Der Schnellzug rast vorbei, bremst aber als er den Bahnhof von Güllen erreicht, ab und hält ausser Fahrplan.
Die Milliardärin hat die Notbremse gezogen, denn sie wollte schon früher in Güllen sein.
Inzwischen fahren auch diverse Limousinen in Güllen ein, die Zachanassian lässt sich vom Empfangskomitee der Stadtväter und diverser Musikkapellen wie eine Königin feiern.  Im Gepäck hat sie ihren Liebling dabei, einen Leoparden mit Diamanthalsband, den sie mit rohem Fleisch füttert.
Die ersten Stunden verlaufen harmonisch, Serge glaubt an einen guten Erfolg seiner Vermittlertätigkeit bei der zukünfigen Geldgeberin.
Am Abend findet ein üppiges Bankett statt. Dort stellt sie 2 Millionen Dollar in Aussicht, als Gegenleistung fordert die reiche Frau im Beisein von ganz Güllen aber die Hinrichtung von Serge Miller, der sie damals geschwängert, vor Gericht die Vaterschaft verleugnet hat, so dass die damals junge Frau mit Schimpf und Schande aus der Stadt vertrieben wurde und sich als Prostituierte durchschlagen musste...

Leider ist "Der Besuch" von Bernhard Wicki kein Meisterwerk geworden. Zu sehr musste er sich dem Willen der Geldgeber beugen, Güllen von der Schweiz nach Osteuropa zu verlegen, was damit erklärbar war, dass sich ein solcher Fall eben nur im bösen Osten abspielen könnte, aber sicherlich nicht im kapitalistisch geprägten Westen.
Noch schlimmer ist das Ende, leider wird der perfide tot- aber geldbringende Racheplan zugunsten eines "Happy Ends mit Schrecken" geopfert, was dem bösen Plot die Brisanz nimmt.
Hier geht die Tendenz leider eindeutig in Richtung missglückte Literaturverfilmung, denn Dürrenmatts Bühnenstück ist grandios und hätte alle Zutaten für einen großen Hollywood Film nach alter schule gehabt.
Angesichts dieser Schwächen ist es nicht verwunderlich, dass der 1963 realisierte Film kaum mehr bekannt ist.
Wicki hat aber mit Ingrid Bergman eine großartige Schauspielerin, die in der Rolle der bösen rachsüchtigen Frau begeistert auftrumpft und alle anderen an die Wand spielt.
Sie ist es auch, die dem Film die besten Momente beschert.
Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.

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