Regie: Henry Hathaway
Das böse Spiel der schönen Rose...
Es gibt wenige Film Noir, die nicht im Dunkel der Großstadtnacht spielen, sondern eher schillernd und farbenfroh daherkommen. Spontan fällt mir da "Todsünde" von John M. Stahl ein, der in herrlicher Naturkulisse in Maine spielt, aber auch Marilyn Monroes 1952er Blockbuster "Niagara" zähle ich dazu. Dabei gelang es Regisseur Henry Hathaway in vorzüglicher Weise die sehr düstere Stimmung der schwarzen Serie an den hellen Lieblingsort der amerikanischen Flitterwöchner zu verlegen: Die Niagarafälle liegen an der Grenze zwischen dem amerikanischen Bundesstaat New York und der kanadischen Provinz Ontario. Das Wort Niagara heißt in der Sprache der Ureinwohner bedeutet soviel wie "donnerndes Wasser".
Und hier sieht der Zuschauer dann auch zum ersten Mal den innerlich zerrissenen und kaputten Koreakriegsveteran George Loomis (Joseph Cotten), der hier in dieser imposanten Naturidylle seinen Seelenfrieden sucht.
Er hält sich dort mit seiner sehr attraktiven, aufreizenden jungen Frau Rose (Marilyn Monroe) in einem dieser Ferienbungalows - nahe des Wasserfalls - auf.
Wie auch die hübsche Polly Cuttler (Jean Peters) mit ihrem sympathischen, aber etwas albernen Ehemann Ray (Max Showalter), die hier in dieser Touristenattraktion ihre verspäteten Flitterwochen nachholen wollen. Dabei kommt es besonders dem in der Werbung und für einen Knäckebrothersteller tätigen Ray gelegen, dass er endlich mit seinem Chef Mr. Kettering (Don Wilson) zusammentrifft. Gemeinsam wollen sie über Rays genialen Werbeslogan "Knäckebrot macht Wangen rot" fachsimpeln.
Polly würde eher gerne mit Ray die schönen Tage alleine verbringen, sie fügt sich aber den Wünschen des engagierten Ehemanns.
Bereits am Ankunfststag machen sie Bekanntschaft mit dem ungleichen Paar Loomis. George scheint krank zu sein, zumindest aggressiv und leicht erregt. Denn als seine schöne Frau sich am Abend zu den Jugendlichen gesellt, die dort vor dem Bungalow Platten auflegen und tanzen, wird der Ehemann jähzornig und zertrümmert die Schallplatte seiner Frau, die gerade auf Wunsch der schönen Rose gespielt wird.
Als die Cuttlers am anderen Tag die Fälle besuchen, entdeckt Polly dort zufällig Rose, wie sie heimlich und leidenschaftlich einen jungen Mann (Richard Allan) küsst.
Immer mehr ist sich Polly im Klaren darüber, dass die Ehe der beiden Bungalownachbarn ein Pulverfass zu werden droht.
Tatsächlich schmiedet die gerissene Rose einen perfiden Plan, um ihren lästigen Ehemann aus dem Weg zu räumen...
"Niagara" ist sehr straff inszeniert, die Figurenzeichnung beider Ehepaare nimmt dabei einen großen Raum ein. Ein bisschen ähnelt die Konstellation sogar Hitchcocks Meisterwerk "Vertigo". Auch dort wird eine femme Fatale präsentiert, die es geschafft hat den Mann von ihr abhängig zu machen, die Dynamik steigert sich eine besitzergreifende Obsession, aus der es kein Entrinnen gibt.
Höhepunkt der destruktiven Leidenschaften ist jeweils ein Glockenturm. Bestechend sind die Bilder zum Film, eine beeindruckenden Kulisse der tosenden Niagarafälle. Als Ausgleich zum männermordenden Vamp Monroe überzeugt Jean Peters als liebenswürdige Polly Cutler, auf die sich der Partner immer hundertprozentig verlassen kann. Ganz im Gegensatz zur mit Mißtrauen dominierten Beziehung gebenüber.
Überragend die Kameraarbeit von Joe McDonald, der unvergessliche Bilder fand, die den Film zum ultimativen Klassiker gemacht haben. Für mich einer der großen Film Noirs - überraschend in einem Technicolor-Spektakel konzipiert. Gehört auch zu meinen 100 Lieblingsfilmen.
.Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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