Mittwoch, 12. Dezember 2012

Das verbrecherische Leben des Archibaldo de la Cruz




Regie: Luis Bunuel

Der Wunsch Mörder zu sein...

 Mexiko zur Zeit der Revolution: Der kleine Archibaldo de la Cruz (Rafael Banquells hijo) ist das Kind privilegierter Eltern und ziemlich verwöhnt und verzogen. Die Eltern (Eva Calvo/Enrique Diaz) wollen in die Oper, aber der Kleine streikt und ist nur mit einem Geschenk, einer italienischen Spieluhr, zu besänftigen. Seine Gouverante (Leonor Llausás) erzählt ihm dann eine Fabel über die Macht dieser Spieldose, die es dem Besitzer ermöglicht sich gewisse Wünsche zu erfüllen. "Es war einmal ein König, der seine Feinde durch die magische Kraft dieser Uhr töten konnte" - In diesem Moment wütet unten ein Aufstand der Rebellen, die ungeliebte Erzieherin geht zum Fenster und wird zu dem Zeitpunkt als Archibaldo sich fasziniert mit der Spieluhr beschäftigt tödlich von einer Kugel getroffen.
Wegen dem zufälligen aber exakten Zusammentreffen von Wunsch und Wirklichkeit, schliesst der Junge, dass er es war, der die Frau getötet hat.
Doch in den Augen des Knaben steht Freude, als er die tote Frau blutend und mit geschürztem Rock am Boden liegen sieht.
Seit diesem Zeitpunkt hat er immer mal wieder den Wunsch zu töten. Dieses Erlebnis löst Begehren und Lust aus, die ihn auch als erwachsener Mann prägen wird.
Als Erwachsener ist Archibaldo de la Cruz (Ernesto Alonso) in einem Krankenhaus, wo er sich von einem schweren Schicksalsschlag erholen muss. Eine Nonne (Chabela Duran), die ihn pflegt, versucht er in einem günstigen Moment mit einem Rasiermesser zu töten, die verängstigte Frau flüchtet allerdings vor dem Unhold und stürzt in die Tiefe, weil dort im Krankenhaus eine Tür zum Fahrstuhlschacht offen war.
Auch diesen "Mord" sieht Archibaldo als sein Werk an und vertraut sich einem Richter (Carlos Riquelme).
In einer Rückblende spielen drei schöne Frauen eine große Rolle: Einmal die sehr fromme, junge Carlota Cervantes (Ariadna Welter), streng behütet von ihrer ebenso religiösen Mutter (Andrea Palma).
Archibaldo hat vor um die Hand der jungen Frau zu bitten, denn in seinen Gedanken ist sie die Einzige, die ihn vor seinen Obsessionen retten könnte. Diese widerum versucht er mit der lebenshungrigen Patricia Terrazas (Rita Macedo)auszuleben. Die impulsive Frau steckt in einer verhängnisvollen Abhängigkeit mit ihrem langjährigen Liebhaber Willy Corduran (Jose Maria Linares Rivas), macht unserem Helden aber deutliche Avancen. Sie soll sein Mordopfer werden. Doch wieder verhindert etwas die Ausführung der Tat. Die schöne Lavinia (Miroslava Stern) lernt er in einem Antiquitätenladen kennen, weil sie sich für eine Spieluhr interessiert. Als die Melodie erklingt, erkennt Archibaldo den Fetisch seiner Kindheit. Er bandelt mit Lavinia an, die mit einem wesentlich älteren Mann verlobt ist. Hier kann er immerhin Lavinias Abbild, eine lebensgroße Schaufensterpuppe der Boutique "Elegante Mode" erwerben und diese zuhause im Feuer des Backofens verbrennen...

Juan Bunuel drehte "Das verbrecherische Leben des Archibaldo de la Cruz", diese Geschichte des wohlhabenden Keramikers und Milchtrinkers Archibaldo 1955 in Mexiko.
Die Story um Mordphantasien ist auch eine Art Sexualgroteske mit den in der Psychoanalyse bekannten Traumsymbolen wie Schuß, Messer, Stock und Feuer. Der schwarzhumorige Film verbindet auf gekonnte Weise Wunschtraum mit Wirklichkeit.
Buñuel erzählt seine Geschichte auch sehr doppelbödig. Auf der reinen Handlungsebene gibt es nichts Anstößiges. Doch ist diese Handlung mit sexuellen Anspielungen aufgeladen. Für Archibaldo sind Sex und Mordfantasien identisch.
Der sehr faszinierende Film ist leider nicht sehr bekannt, was sehr schade ist. Eine klasse Kameraarbeit veredelt den großartigen, am Ende satirsch wirkenden Film, zusätzlich. Einige Szenen bleiben unvergessen, wie beispielsweise die im Feuer sich verändernde Schaufensterpuppe aus Wachs...


Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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