Donnerstag, 13. Dezember 2012
Im Zeichen des Bösen
Regie: Orson Welles
Eine Grenzstadt zwischen USA und Mexiko...
Los Robles ist ein Nest an der Grenze zwischen den USA und Mexico. Der Grenzübergang ist mitten in der Stadt und in diesem brodelnden Kaff herrscht eine hohe Kriminalität.
Der Film beginnt mit einer genialen 3-Minuten langen Kamerafahrt: Ein Gangster pflanzt eine Zeitbombe in ein Auto, dass im mexikanischen Teil abgestellt ist und verschwindet. Kurze Zeit später steigt ein älterer Herr mit einer wesentlich jüngeren Dame in den Wagen und fährt im Schritt-Tempo Richtung Grenze. Zur gleichen Zeit schlendert der mexikanische Rauschgiftfahnder Miguel Vargas (Charlton Heston) mit seiner hübschen Frau Suzie (Janet Leigh) die gleiche Strecke zu Fuß entlang.
Etwa zur gleichen Zeit passiert sowohl das Auto als auch das Ehepaar den Grenzübergang, beide Männer scheint man dort bestens zu kennen.
Einige Sekunden später, als der Wagen sich bereits in dem US-amerikanischen Stadtteil befindet, wird alles von einer gewaltigen Explosion erschüttert. Das Wrack des Wagens mitsamt seinen beiden Insassen brennt völlig aus.
Es wird sehr schnell klar, dass das Opfer in der Limouse der bekannte, ansgesehene Bürger Linnekar war, der mit einer jungen Tänzerin unterwegs war.
Von der amerikanischen Seite fährt Captain Hank Quinlan (Orson Welles) heran – ein schwergewichtiger Mann, der das kriminelle Treiben in Los Robles mit Drogen, Bordellen und Morden seit langem unter Kontrolle hält. Dennoch blüht hier der Drogenhandel und die Prostitution. Quinlan und Vargas können sich von Anbeginn nicht ausstehen. Vor allem die Art, wie der Amerikaner und sein Sergeant Pete Menzies (Joseph Calleia) die Untersuchung des Falls betreiben, lässt Vargas misstrauisch werden.
Er bleibt als stiller Beobachter bei dem Fall, hat aber Angst um seine junge Frau, die bereits von einer jungen Gang im Auftrag des Ganoven "Onkel" Joe Grandi (Akiim Tamiroff) eingeschüchtert wurde.
Der Fall wird immer mysteriöser und es drängt sich für Vargas bald auch der Verdacht auf, dass Hank Quinlan Beweisstücke aus dem Hut zaubert, die gar nicht vorhanden sein dürften...
Erst 1998 wurde der Film restauriert, nachdem er von den Studios für die Kinoauswertung damals drastisch gekürzt. Welles schrieb damals ein 58seitiges Memorandum, indem er die Studios darum bat, den Film in seiner gedachten Form zu belassen. Frustriert von der Absage und der Bevormundung durch die Studios kehrte Welles den USA den Rücken und drehte anschliessend nur noch in Europa Filme.
"Im Zeichen des Bösen" gilt als letzer Film der klassischen Film Noir Ära und ein geniales Meisterwerk von Welles, dass seinen Klassikern "Citizen Kane" oder "Der Glanz des Hauses Amberson" ebenbürtig ist.
Für mich ist dieser brodelnde, dunkle Thriller sogar einer der besten 10 Filme aller Zeiten.
Hier stimmt einfach alles: Ein vertrackte, mysteriöse Story, die sich erst nach und nach auflöst. Dazu eine großartige Schauspielerleistung von Orson Welles als übergroßer, korrupter und krimineller Bulle.
Bereits die erste Kamerafahrt (Russell Metty) zeigt die Klasse dieses Films, der bis zum Ende fesselnd bleibt und in einer Nebenrolle sogar Marlene Dietrich als alternde Prostituierte zeigt.
Welles zeigt permanent ein bedrohliches und ambivalentes Milieu, in dem Gut und Böse nicht immer auseinandergehalten werden kann.
Sogar der durchweg unsympathische Hank Quinlan ist nicht nur abgründig skrupellos, sondern am Ende auch eine tragische, gebrochene Figur.
Bewertung: 10 von 10 Punkten
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