Mittwoch, 12. Dezember 2012
Stadt ohne Mitleid
Regie: Gottfried Reinhard
Zweimal Opfer..
Die schöne Kleinstadt Forchheim in Franken ist 1960 Garnisonsstadt und somit deutscher Natoboden.
Vier angetrunkene amerikanische GIs (Frank Sutton, Richard Jaeckel, Robert Blake, Mal Sondock) verlassen die Kaserne, um sich im Städtchen zu amüsieren. Doch es ist nichts los an diesem Nachmittag.
Sie trinken in ihrer Stammkneipe noch etwas mehr.
Zur gleichen Zeit trifft sich der 18 jährige Student Frank Borgmann (Gerhard Lippert) heimlich mit seiner 16jährigen Freundin Karin Steinhof am Main-Donau Kanal zum Sonnenbaden.
Franks Mutter sieht es nicht gerne, dass das hübsche Mädchen ihren Sohn vom Lernen abhält, noch weniger erfreulich über die junge Liebe ist Karins strenger, extrem konservativer Vater (Hans Nielsen), der streng darauf achtet, dass seine Tochter bloss auch anständig bleibt.
Doch Karin hat Wünsche an diesem romantischen Nachmittag am See, sie will ihren Freund richtig spüren und küssen. Er ist allerdings vernünftiger, was den jungen Teenager wütend macht. Sie schwimmt beleidigt ans andere Ufer, dort zieht sie sich den nassen Badeanzug aus.
Sie wird allerdings von diesen 4 Soldaten beobachten, die dann über sie herfallen und das Mädchen der Reihe nach vergewaltigen.
Im Ort herrscht tiefste Empörung und Wut über diese Tat der Besatzer, zumal durch die Vielzahl in dieser Zeit auftretenden gleichen Verbrecher die Volksseele aufgeheizt ist und nach Rache und der höchsten Strafe schreit. In diesem Falle wäre es sogar, da das Militär für den Fall zuständig ist, nach amerikanischem Recht die Todesstrafe.
Der Bürgermeister und der Vater des Mädchens drängen auf diese Strafe.
Major Steve Garrett (Kirk Douglas) ist der Verteidiger der vier Schuldigen. Er will aber auf jeden Fall die Todesstrafe vermeiden, zumal er nach Befragung der vier Soldaten die Gewichtung der Schuld bei jedem Einzelnen individuell definiert, einen der Soldaten sieht er lediglich als Mitläufer.
Doch sein Deal mit dem Staatsanwalt Colonel Jerome Pakenham (E.G. Marshall) scheitert auch an dem lautstarken Protest von Herr Steinhof.
Nun bleibt dem armen Mädchen das Kreuzfeuer nicht erspart, dass Garrett auch dem Mädchen zuliebe vermeiden wollte.
Nach der Verfahrensordnung der US-Militärgerichtsbarkeit kann diese schwerste Bestrafung nur dann verhängt werden, wenn das Vergewaltigungsopfer vor Gericht aussagt und die Verteidigung die Möglichkeit zu einem Kreuzverhör erhält.
Um die Todesstrafe zu umgehen, muss er nämlich alles aufbieten, um das Mädchen im Kreuzverhör noch einmal zu opfern. Denn er weiss um die erbarmungslose Doppelmoral der Spießbürger und wie das arme Mädchen dadurch in eine ganz bestimmte Ecke gedrängt wird.
Beobachterin seiner Aktivitäten wird die Journalistin Inge Körner (Barbara Rütting), die eine reisserische Story über das Verbrechen schreiben soll...
Gottfried Reinhard ist der Sohn von Max Reinhard und drehte den Film 1961 nach dem Roman "Das Urteil" von Manfred Gregor.
Der amerikanische Originaltitel heisst "Town Without Pity", genauso wie der von Dimitri Tiomkin geschriebene und von Gene Pitney gesungene Titelsong des Films.
Der Film löste damals einen Skandal aus und war in Amerika erst mit 17 Jahren freigegeben. Das Thema war damals brisant, denn es gab solche Verbrechen durch die Besatzungsmacht und der Spiegel 17/1961 schreibt in seiner Filmkritik: "Da mehrere deutsche Tageszeitungen die vom Verleih entworfenen Inserate als anstößig zurückwiesen, soll für den Film auf ungewöhnliche Weise geworben werden: durch Postwurfsendungen ("Schon wieder eine Vergewaltigung! - Sind unsere Töchter Freiwild?") an die Haushalte".
Christine Kaufmann erhielt für ihre Darstellung der jungen Karin den Golden Globe als beste Nachwuchsdarstellerin, damals gab es auch Stimmen, die ihr gerne den Oscar als Beste Nebendarstellerin zugesprochen hätten.
Kirk Douglas ist wie immer gut als äusserlich eiskalt wirkender Verteidiger, der aber innerlich von seinen eigenen Skrupellosigkeit angewidert ist...doch er muss mit aller Macht die Todesstrafe abwenden, wohlwissend, dass dies ein Opfer erfordert.
Der Film ist zwar weitestgehend in Vergessenheit geraten, was aber sehr schade ist. Denn abgesehen von einer etwas nervenden Frauen Offstimme, die am Anfang die ganzen Handlungsstränge erklärt, hat der Film eine heute noch existierende Brisanz.
Natürlich gibt die Zeitreise auch einen nachdenklichen Einblick in eine typische Kleinstadt, Anfang der 60er Jahre mit den damaligen Wertvorstellungen und damut resultierenden Unterdrückungen.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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