Freitag, 14. Dezember 2018

Die Brüder Karamasow

























Regie: Richard Brooks

Der Vater und seine Söhne...

Richard Brooks Verfilmung  von "Die Brüder Karamasow" entstand 1958 - kurz vor seinem Welterfolg "Die Katze auf dem heißen Blechdach". Auch die Literaturverfilmung des gleichnamigen Romans von Fjodor Michailowitsch Dostojweski wurde ein ansehnlicher Kassenerfolg - in den USA spielte der Film 5,4 Millionen Dollar ein. Ein sehr gutes Top15 Resultat in den Kinojahrescharts und Nebendarsteller Lee J. Cobb wurde für seine Rolle als Fjodor Karamasow für den Oscar nominiert.
Natürlich ist es nahezu unmöglich so einen hochkomplexen, noch dazu handlungsintensiven - mehr als 1.000 Seiten umfassenden Roman in einen Film mit einer Laufzeit von ca. 145 Minuten werkgetreu abzubilden. Aber Brooks gelang es den Roman zu kürzen und dennoch die Atmosphäre vorbildlich beizubehalten und auch die Figuren des Romans lebendig werden zu lassen.
Am Anfang war Marlon Brando im Gespräch für die Rolle des Dimitri und Marilyn Monroe sollte die Gruschenka spielen. Doch aus beiden Optionen wurde nichts. So bekamen Yul Brynner und Maria Schell den Zuschlag. Und tatsächlich erwies sich Yul Brynner als perfekte Besetzung. Seine sanft glühenden Augen, seine sinnliche Ausstrahlung, das markante Gesicht - genauso stellt sich auch der Romanleser diesen russischen Hitzkopf, den Spieler, den Hasardeur vor, der um die Ehre kämpft und die Unschuld kämpft und versucht in diesen 3 Monaten, die die Geschichte beschreibt, seinen Leben eine Veränderung zu geben. 
Dabei bilden die unterschiedlichen Brüder des alten Fjodor Karamasow (Lee J. Cobb) den Hauptteil der Geschichte. Dimitri (Yul Brynner) ist ein vergnügungssüchtiger Lebemann, der alles auskosten will. Er hat immer Spielschulden und will, dass der Vater ihm seinen Erbteil auszahlt. Doch der alte Heuchler und Wüstling weigert sich immer wieder. Ein möglicher weiterer Bruder, der Smerdjakow (Albert Salmi) genannt wird, ist im Haus als Diener beschäftigt. Die Vaterschaft hat der Alte offiziell nie anerkannt. Fjodors ältester Sohn Iwan (Richard Basehart) ist ein Zweifler, er glaubt nicht an Gott und steht für den Geist der Verneinung. Smerdjakow ist fasziniert von Iwan und seinen Lehren. Ganz anders ist der jüngste der Brüder. Alexej (William Shatner) ist Novize und ein Mann Gottes. Als Dimitri der hübschen Katja (Claire Bloom) in einer finanziellen Not beisteht, verliebt sich die Frau in ihn. Er warnt sie aber, weil er sich selbst mag und weil er manchmal ebenso unmoralisch wie der eigenen Vater, den er verachtet, agiert. Doch Katja gelingt es, dass Dimitri zur geplanten Vermählung Ja sagt. Doch nicht lange. Als er die blonde Gruschenka (Maria Schell) kennenlernt, verliebt er sich in die lebenslustige Frau, die seine Schuldscheine vom Vater gekauft hat und nun Geld von ihm verlangen kann. Obwohl Gruschenka gesteht einen polnischen Offizier zu lieben, beginnen die beiden eine Affäre. Dies stört den Vater, der sich ebenfalls Hoffnungen machte Gruschenka zu bekommen. Es kommt zum Streit...



Und zu einem Mord, bei dem alles dafür spricht, dass Dimitri der Täter war. Brooks wollte zuerst in Russland an Originalschauplätzen drehen, doch aus diesem ambitionierten Wunsch wurde leider nichts. Dennoch hat man das Gefühl mitten in Russland im 19ten Jahrhundert zu sein. Dabei stehen die Brüder jeweils für eine Idee oder Weltanschauung. Ivan ist der Denker, der Fortschrittliche - er steht für die Zukunft. Dimitri verkörpert die Lust am Leben, die Leidenschaft - er steht für den Augenblick. Und der fromme Aljoscha durch seinen Glauben für den schöpferischen Willen, sehr wahrscheinlich geprägt von der Vergangenheit und den immer wiederkehrenden Fragen der Menschen. Eine Schlüsselrolle kommt im Film der Kränkung zu, die Dimitri dem Hautpmann Snegirjow (David Opatoshu) vor den Augen von dessen kleinem Sohn Iljuscha (Mico Oscard) zugefügt hat. Dadurch wurde der Junge durch seinen Vater zum Gespött seiner Kameraden. Am Ende hat aber Dimitri die Größe den Hauptmann um Verzeihung zu bitten - am Sterbebett des lungenkranken Iljuscha kommt es zu einem Glücksmoment. Der Film leistet sich diese gefühlsbetonte Facette, doch die Wehmut und die leichte Rührseligkeit passt zur Geschichte und zu dieser Zeit im vergangenen Russland. Eine Zeit, in der die Ehre sehr groß geschrieben wurde - überlebensgroß.



Bewertung: 8,5 von 10 Punkten. 

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