Samstag, 17. Juli 2021

Affäre Blum


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Erich Engel

Der deutsche "Dreyfuß" Skandal...

Regisseur Erich Engel war von 1945 bis 1947 der Intendant der Münchner Kammerspiele. Er zog es aber vor ab 1949 in der DDR zu arbeiten und zu leben. Unter seiner Regie entstanden einige wichtige Filme für die DEFA, die bekanntesten sind sicherlich "Der Biberpelz" aus dem Jahr 1949 mit Fita Benkhoff und der ein Jahr früher entstandene "Affäre Blum".  Leider ist der Film heute weitestgehend unbekannt, er wurde auch leider nicht in die Liste des Deutschen Kinematheksverbund der wichtigsten hundert deutschen Filme aufgenommen, was sehr bedauerlich ist. Denn die "Affäre Blum" gehört mit "Die Mörder sind unter uns" (Wolfgang Staudte), "Unter den Brücken", "Große Freiheit Nr. 7" (beide von Helmut Käutner), "Deutschland im Jahre Null"(Roberto Rosellini) und "Berliner Ballade" (Robert Adolf Stemmle) zu den besten deutschen Filmen der 40er Jahre. Der erwähnte Stemmle schrieb auch das Drehbuch zu Engels Kriminalfilm, der von dem "Haas-Kölling-Prozess" inspiriert wurde. Ein authentischer Fall eines Justizskandals um einen jüdischen Fabrikdirektor, der sich 1926 in Magdeburg ereignete und seinerzeit auch als "deutscher Fall Dreyfus" berühmt und berüchtigt wurde. Nach Hitlers Machtübernahme 1933 wurden Prozessakten und Dokumente dieses Falles weitestgehend vernichtet. Der Buchhalter Wilhelm Platzer (Arno Paulsen) hat seine Stellung in der Fabrik von Dr. Jacob Blum (Kurt Ehrhardt). Er wurde zu Unrecht entlassen, denn er war einem Steuerbetrug in der Firma auf der Spur. So ist er auch froh, dass er nun durch eine Anzeige in der Zeitung die Möglichkeit hat wieder eine gute, selbständige Stellung in seinem Beruf zu bekommen. Überraschend bekommt er von einem gewissen Karlheinz Gabler (Hans Christian Blech) Besuch, der ihm mitteilt, dass er die Stelle bekommen wird und der Chef ihn unbedingt sehen möchte. Dazu fahren beide Männer die 5 Kilometer mit dem Rad zu Gablers Wohnung, wo der Vorgesetzte später erwartet wird. Gabler, ehemaliger Freikorpsmann, hat den gutgläubigen Mann aber in eine Falle gelockt. Die Anzeige war fingiert, der Buchhalter hat ihm bereits die 1.000 Mark für die Kaution bezahlt und wird mit 3 Schüssen in der Wohnung ermordet. Zeugin des Verbrechens ist Gablers Lebensgefährtin Christina Burman (Gisela Trowe). Der Tote wird ausgeraubt, im Keller des Hauses vergraben und das Fahrrad verschenkt Gabler seinem Freund (Klaus Becker). Für den leitenden Ermittler Kommissar Schwerdtfeger (Ernst Waldow) ist der Fall bald glasklar. Gabler wird durch das Scheckheft des Buchhalters sehr schnell gefasst, ist aber in den Augen des bornierten Kommissars lediglich ein Mitläufer des eigentlichen Auftragsgeber. Und bald ist sich der Antisemit sicher, dass nur der jüdischen Fabrikdirektor Dr. Jacob Blum (Kurt Ehrhardt) der Täter sein kann. Auch Untersuchungsrichter Konrad (Paul Bildt) und Landesgerichtsdirektor Hecht (Herbert Hübner) kommt natürlich so ein Verdächtiger in diesen unruhigen Zeiten gerade Recht. Politisch ist die Weimarer Republik auch sehr stark geprägt von extremen Linken und extremen Rechten. Lediglich der sozialdemokratische Regierungspräsident Wischinsky (Helmuth Rudolph), der mit Blum und dessen Frau Sabine (Karin Evans) befreundet ist, ist entstetzt von diesen schlampigen Ermittlungen in nur eine einzige Richtung. Er beauftragt den unvoreingenommenen Berliner Kriminalkommissar Otto Bonte (Alfred Schieske), um sich an den Untersuchungen zu beteiligen. Doch Schwerdtfeger und Konrad sind weiterhin von ihrem Schuldigen überzeugt...




Erich Engel liefert ein grandioses Zeitdokument und einen sehr spannenden Kriminalfilm ab - in der zeitgenössischen Kritik hieß es "Gäbe es einen deutschen "Oscar", dann müsste man diesen Preis zweifelsohne dem DEFA Film "Affäre Blum" zuerkennen. Wie recht der Schreiber hatte. "Affäre Blum" ist ein in sich geschlossenes Meisterwerk mit großartigen Darstellungen. Besonders hervorheben kann man sicherlich Hans Christian Blech als Mörder Gabler, der sofort merkt, dass das Gericht und die Polizei lieber den jüdischen Unternehmer als Täter sehen will und dieses nutzt er schamlos aus, um seinen Kopf aus der drohenden Schlinge zu ziehen. Ebenso eindringlich ist die Darstellung von Gisela Trowe als seine Freundin, die an der Tat beinahe zugrunde geht und nicht zu vergessen Alfred Schieske als cooler Kommissar aus der Hauptstadt, der sein Ding durchzieht, obwohl er bereits vom Fall wieder abziehen sollte. Werner Peters ist in einer Nebenrolle als rechtsorientierter Sohn des Untersuchungsrichters zu sehen.


Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen