Dienstag, 11. Dezember 2012

Adel verpflichtet





















Regie: Robert Hamer

Sternstunde des britischen Kinos...

"Adel verpflichtet" heißt im Original "Kind hearts and coronets" und ist eine der frühen "Ealing Komödien", die nach dem zweiten Weltkrieg in den Londoner Ealing Studios unter der Leitung von Sir Michael Balcon gedreht wurden. Das herrlich elegante schwarzhumorige Lustspiel wurde mit viel britischem Flair 1949 von Robert  Hamer gedreht.  Dabei wird der mordende Filmheld Louis Mazzini irgendwann im Laufe der Geschichte die These aufstellen "Rache ist eine Mahlzeit, die Leute mit Geschmack kalt genießen" - abgewandelt fand man diesen Spruch dann Jahre später im Zuge der Italo Western Hochblüte wieder.  Der Regisseur verstand es auf intelligente und perfekt edle Weise mit dem Entsetzen die wildesten und fiesesten Scherze zu treiben. Die englische Lebensweise wird bestens karikiert. Dies gelang vor allem durch die grandiose Darstellung des damals 35jährigen Alec Guinness der alle 8 dekadenten Familienmitglieder der D´Ascoynes spielt. Dies tat er in so hervorragender Weise, dass man ihn damals den "Mann mit den 1000 Gesichtern" nannte.
Die Handlung des Films ist in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts angesiedelt. Louis D'Ascoyne Mazzini (Dennis Prive), 10. Herzog von Chalfont, sitzt in einem Londoner Gefängnis in der Todeszelle und schreibt seine Memoiren. Es ist die letzte Nacht vor seiner Hinrichtung am Galgen. Dabei erinnert er sich zurück.
Seine Mutter (Audrey Fildes) war die Tochter des 7. Herzogs von Chalfont, des Oberhauptes der adelsstolzen Familie D'Ascoyne auf Chalfont Castle in Kent. Als sie sich bei einem Gastspiel des italienischen Opernsängers Mazzini (Dennis Price) auf dem Schloss in diesen verliebte, brannte sie mit ihm durch und heiratete ihn. Von ihrer Familie wurde sie dafür verbannt, so dass sie nach ihrer Hochzeit mit Mazzini unter ärmlichem Umständen in Clapham leben muss. Aus ihrer – glücklichen – Ehe ging Louis (als Kind: Jeremy Spenser) hervor, dessen Lebensgeschichte die eigentliche Handlung des Films bildet. Der erwachsene Louis würde gerne die Postition im Stammbaum der D´Ascoynes einnehmen, die ihm nach seiner Meinung nach gebührt - doch um tatsächlich Herzog zu werden sind mindestens 12 Verwandte vor ihm. Und ausserdem wurde ja seine Mutter verstoßen. Doch damit nicht genug an Kränkung. Seine geliebte Sibella (Joan Greenwood) findet ihn zu arm und heiratet statdessen den reichen Langweiler Lionel (John Penrose). Als die Mutter stirbt wird ihr von Herzog Ethelred (Alec Guinness natürlich) die Beisetzung in der Familiengruft verweigert. Doch einer seiner Verwandten, der sehr alte Bankier Lord Ascoyne D´Ascoyne (Alec Guinness) stellt ihn ein und fördert ihn immer wieder. Derweil ist Louis schon voll am Morden seiner noch 8 Verwandten, die ihm im Wege sind. Da wäre einmal der arrogante Ascoyne, der sehr sympathische Trinker Henry, der mit der äusserst attraktiven, aber pedantischen Edith (Valerie Hobson) verheiratet ist. Natürlich muss auch die schrullige Suffragette Lady Agatha D´Asconye beseitigt werden und nicht zu vergessen der raubeinige General Lord Rufus und der wackere Admiral Lord Horatio. Auch der vertrottelte Priester Lord Henry muss noch um die Ecke gebracht werden. Während seiner Mordtaten macht er der witwe Edith den Hof und pflegt ein unmoralisches Verhältnis mit der verheirateten Sibella. Dann wird er verhaftet....
Die Ealing Studios waren bekannt für sehr britische und schwarzhumorige Filme wie "Einmal Millionär sein" oder "Der Mann im weißen Anzug". Doch "Adel verpflichtet" ist sicherlich der beste von allen und für mich einer der besten britischen Filme aller Zeiten.



Man sollte nicht alles verraten, denn es gibt einen herrlichen Plot am Schluss. Alec Guinness porträtiert seine 8 Figuren sehr liebevoll, aber auch als Karikaturen. Sie sind Vertreter der uralten britischen Dekadenz, die ihre skurrilen Eigenschaften hegen und pflegen ohne Ende. Es gibt dabei unvergessliche Szenen in diesem grandiosen Film. Dennis Price als Serienkiller darf auch nicht unerwähnt bleiben. Ein bisschen erinnert der Robert Hamer Film auch an den kurz vorher gedrehten Charlie Chaplin Serienkillerfilm "Monsieur Verdoux". Für Kameramann Douglas Slocombe, der im Frühjahr 2016 im gesegneten Alter von 103 Jahren starb, war dies einer seiner ersten großen Erfolge in seinem Metier.




Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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