Sonntag, 9. Dezember 2012

Desert Fury

























Regie: Lewis Allen

Schwarze Herzen, weites Land...

Was wäre aus "Desert Fury" (Deutscher Kinotitel: Liebe gewinnt) wohl geworden, wenn Produzent und Hollywoodtycoon Hal B. Wallis nicht diesen Hays Code im Rücken gehabt hätte, der die Darstellung von Kriminalität und sexuellen Inhalten regelte und den Filmemachern nur vage Andeutungen oder ominöse Anspielungen blieben, um die Zuschauer mit versteckten Botschaften dennoch ein bisschen Ahnung zu vermitteln, was sich in den finsteren Herzen der Figuren wohl abspielt ? Vielleicht hätte "Desert Fury" dann tatsächlich das Potential eines grossen Klassikers gehabt, aber so bleibt dem 1947 entstandenen Technicolor-Noir lediglich der Status ein solider, aber dennoch weitestgehend unbekannter und ungewöhnlicher Genrebeitrag zu sein. Den Regiestuhl übernahm der professionelle Techniker Lewis Allen. Die Romanvorlage war das Debüt der Journalistentochter Ramona Stewart. Das deutlich entschärfte Drehbuch schrieben Albert Isaac Bezzerides (Rattennest) und Robert Rossen (Der Mann, der herrschen wollte). Im Roman selbst ist die ehemalige Femme Fatale der Story, die Casinobesitzerin Fritzi Haller auch Betreiberin eines kommerziell erfolgreichen Wüstenkaff-Bordells. Auch die ambivalenten homosexuelle Beziehung der beiden Männer Eddie und Johnny wird offen behandelt. Im Film selbst wird sie unter der brodelnden Oberfläche nur angedeutet.
Diese Tatsachen hätten den Film vielleicht wesentlich markanter und auch skandalträchtiger gemacht. Obgleich die Filmemacher von damals erfolgreich die Not zur Tugend machten und diese unterdrückten, niemals offengelegten Obsessionen oder Tatsachen - auch die Abhängigkeit zwischen Mutter und Tochter - im Lauf der Handlung zu einer entscheidenden Stärke des Films heranwächst.
Denn diese düsteren Geheimnisse, die die fünf Protagonisten steuert, sind optimal gemacht für dieses Wüstenkaff Chuckawalla in Nevada


Die knallharte, alleinstehende Geschäftsfrau Fritzi Haller (Mary Astor) ist nicht nur Eigentümerin eines Spielcasinos, sondern hat grossen Einfluss in der Stadt durch ihre (Geschäfts)Beziehungen mit den wichtigsten Männern dieser Kleinstadt. Bei deren Frauen ist sie nicht sonderlich angesehen. Als ihre rebellische und labilie Tochter Paula (Lizabeth Scott) zum fünften Mal die Schule geschmissen hat und mit neuen vagen Zukunftsplänen zu ihrer starken Mom, die Sicherheit bietet, zurückkehrt, kommt zeitgleich der zwielichtige Spieler Eddie Bendix (John Hodiak) mit seinem zynischen Freund und Geschäftspartner Johnny Ryan (Wendell Corey) nach langer Abwesenheit wieder in die Stadt. An der Brücke,wo vor Jahren Eddies Frau tödlich verunglückte, treffen Paula und Eddie zum ersten aufeinander. Der Bulle im Örtchen Tom Hanson (Burt Lancaster) leitete damals die Ermittlungen und wurde den Verdacht nie los, dass die Frau ermordet wurde. Aber beweisen liess sich das nie.
Tom träumt den alten Zeiten als Rodeoreiter nach, eine Leidenschaft, die er seit einem Unfall nicht mehr ausüben kann. Er hat Augen für die wankelmütige Paula und bekommt ab sofort einen Konkurrenten mit Bendix, bei dem die Blondine auch gleich Gefühle auslöst. Hört sich nach schicksalhafter Dreierkombi an, wird aber auf Fünf erweitert, da der eifersüchtige Freund und die Mutter auch noch ein Wörtchen mitreden werden...
Im Booklet des Films erfährt der Filmfan, dass Hal B. Wallis mit diesem Neo-Noir Western vor allem neue Stars etablieren wollte. Bekannt war damals nur Mary Astor als grosser Name. Der Film hatte die Funktion drei neue Stars beim Publikum wirksam zu etablieren: Burt Lancaster, Lizabeth Scott und Wendell Corey.
Burt wurde tatsächlich zu dieser Zeit zum echten Star, aber ausschlaggebend war seine überraschende Verpflichtung für die Hauptrolle des Schweden in Siodmaks Welterfolg "The Killers".
Lizabeth Scott wurde nie Star, obwohl es vorrangiges Ziel der Paramount Studios war, sie als Konkurrenz zu Lauren Bacall aufzubauen, einer ihrer bekanntesten Filme ist auch gemeinsam mit Bogey in "Späte Sühne". Die spröde Schöne mit den Schlafzimmeraugen wurde gerne im Noir Film eingesetzt. Der Karriereknick kam in den 50er Jahren weil sie als unverheiratete, zurückgezogene und unnahbare Frau verdächtigt wurde, lesbisch zu sein.
Wendell Corey blieb bis zu seinem frühen Tod im Alter von 54 Jahren immer im Nebenrollenfach stecken.
"Desert Fury" hat in der Noir Edition von Koch Media so ein bisschen den Status eine Veröffentlichung zu sein, die speziell nur Noir Fans begeistern könnte. Der Film ist nicht besonders bekannt und wird auch in den wenigsten Nachschlagewerken des Genres lobend erwähnt.
Somit hatte ich keine überzogenen Erwartungen - ich würde aber positiv überrascht von diesem Film. Er ist ziemlich gut fotographiert, ein echter Tenchnicolor-Knaller und wartet mit fünf interessanten Filmfiguren auf, die langsam aber sicher ihre dunklen Seiten ahnen lassen.


Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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