Regie: John Ford
Auf der Flucht...
John Ford ist sicherlich einer der größten Regisseure aller Zeiten. Vor allem im Westerngenre schuf er Klassiker wie "Ringo", "Faustrecht der Prärie", "Bis zum letzten Mann", "Spuren im Sand", "Der Teufelshauptmann", "Der schwarze Falke", "Der Mann, der Liberty Valance erschoß" oder "Cheyenne". Seine vier Regieoscars erhielt er aber abseits des Western für die Filme "Der Verräter", "Früchte des Zorns", "So grün war mein Tal" und "Der Sieger". Sein 1947 entstandener Film "Befehl des Gewissens" ist in Zusammenarbeit mit mexikanischen Filmschaffenden gedreht worden. Es ist ein für Ford ungewöhnlicher Kunstfilm, in dem die mexikanischen Filmstars Dolores del Rio und Pedro Armendariz ihr US-Debüt gaben. Produktionsleitung vor Ort (der Film wurde in Mexiko gedreht) hatte der bekannte Filmemacher Emilio Fernandez. Die Geschichte basiert auf Graham Greens Novelle "Die Kraft und die Herrlichkeit". Ein namenloser und zerrissener katholischer Priester (Henry Fonda) ist ein Flüchtling in einem namenlosen lateinamerikanischen Staat, in dem Religion und Alkohol streng verboten ist. Viele Priester sind daher aus dem Land geflohen oder wurden von der Diktatur hingerichtet. Der Priester versteckt sich zunächst in seiner früheren Gemeinde und trifft in der verlassenen Kirche auf eine schöne Indianerin (Dolores delRio), die den Geistlichen bittet, dass er ihr neugeborenes Kind tauft. Zur gleichen Zeit ist auch ein anderer Mann (Ward Bond) auf der Flucht - allerdings aus ganz anderen Gründen. Der Amerikaner, der "El Gringo" genannt wird, ist ein Mörder und Bankräuber. Bald sind auch schon die Polizeitruppen vor Ort, die von einem Oberleutnant (Pedro Armendariz) angeführt wird, der der Vater des Kindes ist. Wieder muss der Geistliche fliehen. Auf dem Weg in eine größere Stadt begegnet er einem undurchsichtigen Mann (J. Carrol Nash), der sich bald als Polizeispitzel herausstellt. Dieser Spitzel wird bald zum ständigen Begleiter des Priesters, der ihn nicht mehr abschütteln kann. Ein Junge auf der Straße erkennt den Priester und bittet ihn seiner sterbenden Mutter die letzte Ölung zu erteilen. So verpasst er den Platz auf dem Schiff, dass ihn in ein anderes Land bringt und seine Rettung bedeutet hätte. Stattdessen geht er mit dem Jungen, er braucht allerdings Wein für die katholische Zeremonie und wieder gibt sich der Priester in Gefahr, weil er versucht den Wein illegal zu kaufen. In einer anderen Stadt sucht der Priester Zuflucht, aber der verrückte Spitzel spürt ihn auf und sagt ihm, dass "El Gringo“, der dem Priester auch bei der Flucht geholfen hatte, im Sterben liegt und er zurückkehren muss, um auch ihm die Letzte Ölung zu erteilen. Er liegt im Sterben, verweigert aber die Beichte. Natürlich war es eine Falle - Der Priester wird gefangen genommen und zum Tode verurteilt, verzeiht dem Informanten jedoch, dass er ihn verraten hat. Die Hinrichtung des Priesters durch ein Erschießungskommando löst in der Bevölkerung große Trauer aus und zeigt den Behörden, dass es unmöglich ist, den Katholizismus auszumerzen, solange er in den Herzen und Köpfen der Menschen existiert. Sogar der Polizeileutnant bekennt sich zu seinem eigenen Glauben. In einer Kirche beten mehrere Bewohner für Frieden, als es an der Tür klopft. Ein Mann steht an der Tür und verkündet, dass er der neue Priester des Dorfes sei...
Es war die erste Zusammenarbeit zwischen RKO und Ford-Coopers Firma Argosy Pictures. Der Deal sah vor, dass Argosy drei Filme produzierte, die RKO vertreiben sollte, und dass sie sich die Kosten und Gewinne zu gleichen Teilen teilen würden, während sie die kreative Kontrolle behielten. Über die Arbeit von Kameramann Gabriel Figueroas sagte Ford: „Es waren viele verdammt gute Aufnahmen dabei – mit diesen schwarzen und weißen Schatten. In Mexiko warf Ford den Großteil des Drehbuchs über Bord und drehte seiner Fantasie freien Lauf, indem er einen höchst abstrakten Kunstfilm drehte. "The Fugitive" - so der Originaltitel - verlor viel Geld und bereitete sogar Fords ergebensten Anhängern Probleme. Nur der Regisseur selbst verteidigte den Film konsequent. Die Machart erinnert sogar an den deutschen Expressionismus, er ist visuell brilliant gestaltet und zudem ein erhabenes Bekenntnis zu seinem Glauben.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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