Regie: William Wyler
Ziegfelds großer Star...
Mit 24 Millionen Dollar landete das Filmmusical "Funny Girl" von William Wyler auf Platz 1 der Kinojahrescharts in den USA. Es war gleichzeitig der weltweite Durchbruch für die Sängerin Barbra Streisand, die für ihre Rolle als der jüdischen Komödiantin, Sängerin und Tänzerin Fanny Brice, die im jüdischen Viertel der New Yorker Lower East Side aufwächst und ein großer Vaudeville Star werden will. Doch sie ist nicht schön im klassischen Sinn, aber ihr eiserner Wille lässt sie die Karriereleiter hochsteigen bis hin zu den berühmten Ziegfeld Follies. Streisand gewann bei der Oscarverleihung den Oscar als beste Schauspielerin. Allerdings musste sie den Sieg mit Katherine Hepburn für "Der Löwe im Winter" teilen, die die gleich vielen Stimmen erhielt. Diese Stimmengleichheit ist in der Geschichte des Oscars nach wie vor eine einmalige Rarität, die sich bis dato nie wieder wiederholt hat. Während Streisand als Superstar aufstieg, war dies der letzte große Erfolg von William Wyler, der mit Filmen wie "Sackgasse", "Jezebel", "Geheimnis von Malampur", "Sturmhöhe", "Die kleinen Füchse", "Mrs. Miniver", "Die besten Jahre unseres Lebens", "Die Erbin", "Polizeirevier 21" oder "Ben Hur" Filmgeschichte schrieb und in seiner aktiven Laufbahn drei Oscars als bester Regisseur erhielt. "Funny Girl" entpuppt sich als Liebesmelodram erster Güte und thematisiert auch ihre stürmischen Beziehung mit dem Unternehmer und Spieler Nicky Arnstein. Der Film wurde von Brices Schwiegersohn Ray Stark produziert,"Funny Girl“ war ein großer Erfolg bei den Kritikern und an den Kinokassen, wurde der umsatzstärkste Film des Jahres 1968 in den USA und erhielt acht Oscar-Nominierungen (Bester Film, Beste Darstellerin, Kay Medford als beste Nebendarstellerin, Harry Stradling sen. für die Kameraarbeit sowie bester Song, bester Score, bester Ton und bester Schnitt). 2006 platzierte das American Film Institute den Film auf Platz 16 seiner Liste der größten Musicalfilme des AFI. Zuvor hatte es den Film auf Platz 41 seiner Liste der 100 Jahre ... 100 Leidenschaften des AFI aus dem Jahr 2002 platziert, die Lieder "People“ und "Don't Rain on My Parade“ auf Platz 13 bzw. 46 seiner Liste der 100 Jahre . Die Geschichte spielt in und um New York City kurz vor und nach dem Ersten Weltkrieg. Sie beginnt damit, dass Fanny Brice, der Star der Ziegfeld Follies, auf die Ankunft ihres Mannes Nicky Arnstein (Omar Sharif) im Theater wartet. Dann folgt eine längere Rückblende, die sich auf ihr Kennenlernen, ihre Hochzeit und Fannys Aufstieg zum Star konzentriert. Fanny ist eine theaterbegeisterte jüdische Teenagerin, die ihren ersten Job im Varieté bekommt. Ihre Mutter (Kay Medford) glaubt an sie, aber ihre Karten spielenden Freunde, darunter Mrs. Strakosh (Mae Questel), versuchen, Fanny vom Showgeschäft abzubringen, weil sie glauben, dass Fanny keine Bühnenschönheit ist. Während einer Probe beschwert sich Fannys Chef über Fannys asynchrone Tanzkünste und ihr Aussehen und will sie feuern. Sie hält durch und wird, mit etwas Hilfe von ihrem platonischen Freund Eddie (Lee Allen), in eine Rollschuhnummer gesteckt, nachdem sie fälschlicherweise behauptet hat, sie könne Schlittschuh laufen. Die Vorstellung geht schief, aber das Publikum findet Fanny urkomisch und bejubelt ihren Gesang. Nach der Show kommt der weltgewandte Nicky Arnstein hinter die Bühne, um Fanny kennenzulernen. Sie findet Nicky gutaussehend und charmant, lehnt aber seine Einladung zum Abendessen ab. Fannys Traum wird wahr, als sie sechs Monate später für die Ziegfeld Follies engagiert wird. Bei ihrem Debüt wird Fanny als schöne Braut in einer romantischen Musiknummer besetzt. Da sie sich mit ihrem Aussehen unwohl fühlt, verleiht sie dem Ganzen eine komische Note, indem sie schwanger im Brautkleid auftritt. Ein wütender Ziegfeld (Walter Pidgeon) will Fanny feuern, aber das Publikum liebt die urkomische Nummer. Er sagt ihr, sie solle es bei jeder Vorstellung so spielen. Nicky Arnstein erscheint und gratuliert Fanny zu ihrem Erfolg und begleitet sie dann zur Feier der Familie Brice. Innerhalb eines Jahres ist Fanny ein Broadway-Star. Während einer Tour trifft sie Nicky in Baltimore. Bei einem romantischen Abendessen gestehen sie sich ihre gegenseitigen romantischen Gefühle. Das Wiedersehen wird unterbrochen, als Nickys Rennpferd ein großes Rennen verliert und ihn pleite zurücklässt. Um Geld zu verdienen, reist Nicky nach Europa, um während der Reise am Spieltisch Geld zu gewinnen - er ist ein professioneller, süchtiger Spieler. Fanny bricht die Reise spontan ab und eilt zurück nach New York, um sich ihm anzuschließen. Ein Schlepper bringt sie zu Nickys Schiff, das gerade den Hafen verlassen hat. Nicky ist hocherfreut, Fanny zu sehen. Während der Reise gewinnt Nick ein Vermögen beim Pokern. Die beiden heiraten schließlich, ziehen in eine Villa und bekommen bald eine Tochter. Fanny kehrt später zu den Ziegfeld Follies zurück. Als Nickys verschiedene Geschäftsvorhaben scheitern, versucht er, seine Verluste durch Glücksspiel wieder auszugleichen. Dadurch verpasst er Fannys neue Premiere, was ihre Ehe weiter belastet. Fannys Mutter erzählt der ahnungslosen Fanny von Nickys schlimmen finanziellen Verhältnissen und rät ihr, "ihn weniger zu lieben und ihm mehr zu helfen“. Nicky wird ein lukratives Geschäftsvorhaben angeboten, aber er erkennt schnell, dass Fanny das Geschäft heimlich finanziert, und lehnt es ab. Stattdessen wird er in einen Anleihenbetrug verwickelt. Am nächsten Tag, vor einer Matineevorstellung, informiert Florenz Ziegfeld Fanny, dass Nicky wegen Unterschlagung verhaftet wurde. Er rät ihr, nicht an der Gerichtsverhandlung teilzunehmen, was sie jedoch ablehnt und das Theater verlässt. Bei der Gerichtsverhandlung sagt Nicky nichts zu seiner Verteidigung, stattdessen wird er vom Richter in sein Büro gebracht, wo Nicky wegen Unterschlagung zu 18 Monaten Haft verurteilt wird. Nicky und Fanny dürfen sich ein paar Minuten im Büro des Richters verabschieden, wo Nicky Fanny sagt, sie solle "weiterhin ein lustiges Mädchen sein“, bevor er inhaftiert wird. Der Film wechselt zurück in die Gegenwart, während Fanny nervös auf Nickys Rückkehr aus dem Gefängnis wartet. Nicky kommt und nach einem bittersüßen Wiedersehen stimmen die beiden einer Trennung zu, was Fanny untröstlich zurücklässt...
Wylers Film weist einige Ähnlichkeiten zu George Cukors Musical-Klassiker "A star is born" auf - in beiden Fällen wird eine starke Frau präsentiert, die liebt - allerdings beruflich ihren Mann abhängt und so ist die Beziehung auf einer harte Probe gestellt. Barbra Streisand liefert hier eine sehr witzige und bravouröse Leistung ab. Sie lässt die geschriebenen Dialoge wie inspirierte Improvisationen klingen. Sie macht Dinge mit ihren Händen und ihrem Gesicht, die einfach individuell sind; anders kann man sie nicht beschreiben. Dies erhöht die Qualität des überproduzierten Melodramas. Die Geschichte einer Schauspielerin, deren dramatischer Aufstieg vom Tellerwäscher zum Millionär von der Entdeckung begleitet wird, dass auf der Kehrseite des Erfolgs Leid liegt, hat die Grundlage für viele amerikanische Musicals geliefert. Der Film spielte bis heute annähernd 60 Millionen Dollar ein.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen