Sonntag, 9. Dezember 2012

Cocktail für eine Leiche


Regie: Alfred Hitchcock

Die Truhe mit dem Toten...


Die Truhe mit dem Toten...
Auch ein klasse Hitchock Film: Die beiden (homosexuellen) Studenten Brandon Shaw (John Dall) und Philipp Morgan (Farley Granger) planen den perfekten Mord, inspiriert durch eine Betrachtung ihres Lehrers Rupert Cadell (James Stewart) über die Kunst des Mordens, ein Vorrecht des Übermenschen und seiner moralischen Überlegenheit. So strangulieren sie in der Anfangssequenz ihren Klassenkameraden David Bentley (Dick Hogan) und verstecken die Leiche sofort in einer Truhe, die in ihrem Appartment steht.
Um ihre Tat gebührend zu feiern und zusätzlich noch einen weiteren Kick im perversen Spiel zu erhalten, haben sie vorsorglich gleich anschliessend zu einer Party mit mehreren Gästen geladen, u.a. den hochgeschätzen Lehrer. Auch Janet Walker (Joan Chandler), die Freundin des Opfers, deren Ex-Freund Kenneth Lawrence (Douglas Dick) und sogar Mr. Kentley (Sir Cedric Hardwicke), den Vater des Toten.
Ihre Haushälterin Mrs. Wilson (Edith Evanson) haben sie zum Einkaufen geschickt, während sie die Greueltat verübten. Als sie mit der
Pastete zurückkommt, die sie besorgen sollte, ist nach Meinung der beiden Freunde das perfekte Verbrechen bereits gescheheh.
Das Buffet wird auf dieser Truhe serviert und die Konversation wird irgendwann auf das Thema "Privileg des Mordens" kommen, so will es Brandon, der aktive Part des Mörderpaars, denn auch Rupert teilt die Meinung, dass höher stehende Menschen sich gar nicht über "Gut" und "Böse" Gedanken machen müssen, denn sie stehen über dem Mob und dem unwerten Leben. Ein Anhänger von Friedrich Nietzsche ist der von allen verehrte Rupert sowieso.  Dann trudeln langsam die Gäste ein.  Mr Kentley lässt seine Frau entschuldigen, bringt statdessen seine Verwandte Mrs. Atwater (Constance Collier) mit, die sich prächtig zu amüsieren scheint. Janet ist genervt, weil Brandon unbedingt ihren Ex einladen musste, zumal ihr neuer Freund David der beste Freund von Kenneth ist und beide momentan deswegen Krach haben. Nur ein Gast kommt nicht: David - und langsam macht sich der Vater Sorgen, denn er ist die Pünktlichkeit in Person. Brandon macht sich einen Spass aus der Situation und macht einige Äusserung zur Kunst des Mordens. Die extremen Reaktionen von Brandon auf einige Aussagen, lassen in Rupert ein ungutes Gefühl zurück. Wissen die beiden ehemaligen Schüler mehr über den Verbleib von David ? Haben sie ihn vielleicht sogar entführt ? Dann verabschieden sich langsam die Gäste und beim Gehen passiert etwas, dass Ruperts Verdacht bestätigt. Er wird in einigen Minuten noch einmal bei den Brandon und Rupert klingeln...



"Cocktail für eine Leiche" heißt im Original "Rope" - also Seil oder Strick und damit ist das Mordwerkzeug der beiden Männer gemeint, das im Laufe der Handlung immer wieder eine Rolle einnimmt. Hitch wurde vom Mord an dem 14-jährigen Bobby Franks im Jahr 1924 inspiriert, der von den beiden 19-jährigen Studenten Leopold und Loeb begangen wurde, die die Gewalttat als Kunst betrachteten. Der Fall wurde einige jahre später auch von Richard Fleischer mit einem grossartigen Orson Welles verfilmt, schade, dass der grandiose "Der Zwang zum Bösen" bei dem Dean Stockwell und Bradford Dillman die beiden Studenten spielen, so unbekannt ist, denn auch Fleischers Film ist ein großes Meisterwerk des klassischen Hollywood-Kinos.
Wäre klasse beide Varianten miteinander zu vergleichen, ich finde sie sind völlig verschieden inszeniert und trotzdem gleichwertig spannend. In der jüngeren Zeit wurde sicherlich Barbet Schroeder mit seinem "Mord nach Plan" von der Idee zweier Mordkumpane mit einer starken emotionalen Bindung zueinander inspiriert. In seinem 2002 entstandenen Thriller mit Sandra Bullock als Ermittlerin begehen der junge Ryan Gosling und Michael Pitt einen ähnlichen Mord. Die Hitchcock Variante fällt dadurch auf, weil die ganze Story in diesem Appartment spielt und man das Gefühl hat, dass der Film ohne grosse Schnitte einfach mit Kamera auf Augenhöhe abgefilmt wurde.



 
Bewertung: 10 von 10 Punkten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen