Dienstag, 11. Dezember 2012

Das Rettungsboot

























Regie: Alfred Hitchcock

Willy an Bord...

Alfred Hitchcock war immer schon fasziniert von dem Gedanken, einen Film zu machen, dessen Handlung sich auf einen sehr kleinen, begrenzten Raum beschränkt. Und nie kam er diesem Ziel so nahe wie bei seinem Kriegsfilm "Das Rettungsboot" aus dem Jahr 1944 - auch wenn er später mit Rope (1948) und Bei Anruf Mord (1954) zweimal einen Thriller realisierte, dessen Geschichte sich ausschließlich in einem Appartment abspielt.
"Das Rettungsboot" kam 1944 in die Kinos und war Hitchcocks dritter Spielfilm nach "Mord" und "Sabotage", der sich im Themenkreis "Zweiter Weltkrieg" bewegt.
Und in Hitchcocks Filmographie einer der wenigen "experimentellen" Werke - man hatte auch nie ein Hehl daraus gemacht, dass "Das Rettungsboot" zu der Gattung der Propagandafilme gehört,  mit den herkömmlichen Verwandten dieses Genres hat der Film aber nur weni zu tun. Vielmehr gelang Hitch auch ein subtile Abhandlung über den Zustand der westlichen Demokratien. "Das Rettungsboot" in seiner Enge ist die damalige Welt, in der sich der Selbstzweifel der Demokratien gegen die überhebliche und mörderische Selbstgerechtigkeit der sogenannten Herrenrasse behaupten muss.
Nachdem ein deutsches U-Boot ein amerikanisches Passagierschiff torpediert hat, treiben die letzten Überlebenden in einem Rettungsboot völlig orientierungslos auf dem Atlantik.
Der reiche Industrielle Charles D. Ritterhouse (Henry Hull), die Krankenschwester Alice McKenzie (Mary Anderson), eine junge Mutter (Heather King) mit ihrem Baby, der dunkelhäutige Stewart Joe (Canada Lee), der deutschstämmige Gus Smith (William Bendix), Stanley Garrett (Hume Cronyn), der etwas grobschlächtige John Kovac (John Hodiac) und die bekannte Journalistin Constanze Porter (Talluah Bankhead). Das Baby stirbt sehr schnell und Gus hat eine schwere Beinverletzung. Die angespannte Situation ums Überleben verschärft sich noch, denn auch ein Insasse des deutschen U-Bootes (Walter Slezak) hat überlebt und wird von der Schicksalsgemeinschaft ins Boot gerettet. Doch diese gute Tat wird unter den Amis kontrovers diskutiert. Vor allem Gus oder John,  die Männer, die auf dem Passagierschiff gearbeitet haben, wollen den "Feind" gar nicht auf dem Rettungsboot haben und sind dafür ihn wieder der See zu überlassen. Doch die Menschlichkeit siegt. Ausserdem scheint Willy - so nennt sich der Mann - ein guter Seefahrer zu sein, der zudem auch über eine gute Bildung und eine Medizinerausbildung verfügt. Tatsächlich ist Willy der Kapitän des U-Bootes und nach und nach wird die anfängliche Feindseligkeit in ein leichtes Vertrauen umgewandelt, da Willy auch noch dem verletzten Gus durch eine Amputation das Leben rettet. Bald vertraut man seinen nautischen Kenntnissen und hofft so die nahen Bermuda Inseln zu erreichen. Aber so wird der kompetente und verschlagene Nazi immer mehr zum Führer...





Tatsächlich ist "Das Rettungsboot" ein enorm spannender Film über ein Schiffsunglück und kann auch mit starken Charakteren punkten. Nicht nur Walter Slezak als U-Boot Kapitän ist völlig überzeugend, auch Filmstar Talluah Bankhead begeistert richtig. Gerade weil man sie schon in der ersten Szene (das Passagierschiff sinkt und sie sitzt glamourös wie eine gelangweilte Diva bereits im Rettungsboot - sie fotografiert die Katastrophe, weil sie eine große Story gefunden hat und schaut in der Katastrophe wie ein perfekt frisierter und gestylter Hollywood-Vamp mit Nerz und teurem Schmuck aus) nimmt man sie als eine Art Fremdkörper wahr und dies bleibt sie auch, wenn das Boot sich langsam mit den anderen Figuren füllt. Sie wird während des Ruderns ins Ungewisse zuerst ihre Filmkamera, dann ihre Schreibmaschine und zuletzt noch ihre Juwelen verlieren. Aber vielleicht wird sie ihr Leben retten. Am Ende wiederholt Hitchock mit einem weiteren Schiffbrüchigen (William Yetter jr) die Nazi-Paranoia.






Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

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