Sonntag, 9. Dezember 2012
Das siebente Siegel
Regie: Ingmar Bergman
Totentanz....
Bergmans Mittelalterfilm "Das siebente Siegel" aus dem Jahr 1957 ist für mich einer der besten Filme, die je gedreht wurden und schon beim ersten Mal fand ich ihn extrem faszinierend, eigenartig und einzigartig. Mit einer der bekanntesten Filmszenen überhaupt, die gleich am Anfang des Filmes kommt. Der müde und zweifelnde Kreuzritter Antonius Block (Max von Sydow) begegnet am Strand dem Tod (Bengt Ekerot), der ihn holen möchte. Doch Ritter Block kann noch einige Zeit an Leben herausschinden, da er dem Tod ein Schachspiel vorschlägt. Er weiß, dass der schwarz gekleidete und weißgesichtige Geselle das Schachspiel liebt und vielleicht - so glaubt der Ritter - könnte er dem Tod ein Schnippchen schlagen und das Spiel gewinnen. Dann - so der Wetteinsatz - dürfe er weiterleben. Der Tod fragt ihn aber warum er denn weiter leben will und Block antwortet "Weil ich viele Fragen an Gott habe, aber keine Antworten bekomme". In realistischen Schwarzweiß Bildern beginnt so Bergmans apokalyptische Vision des Mittelalters. Der Ritter mit einem Aufschub für brennende Fragen, die er noch beantwortet haben möchte.
Antonius Block, der vom Kreuzzug heimkehrt und der inzwischen an seinem Glauben zweifelt und sein bodenständiger Knappe Jöns (Gunnar Björnstrand), der vom Besuch des Todes gar nichts mitbekommen hat, verlassen den Strand und versuchen vor Einbruch der Nacht die Stadt zu erreichen. Doch sie treffen ihr Heimatland von der Pest verwüstet vor. Ein Wanderer, den sie nach dem Weg fragen, zeigt eindrücklich was die Krankheit aus den Betroffenen übrig gelassen hat - nichts als den Tod. Unterwegs begegnen die beiden dem einfältigen Gaukler Jof (Nils Poppe) und seiner schönen Frau Mia (Bibi Andersson), die einen kleinen Sohn namens Mikael haben. Die Familie reist mit ihrem Prinzipal Jonas Skat (Erik Strandmark) durch die Lande, mit ihren naiven Schauspielen und Gesängen will die kleine Schauspieltruppe die Herzen der Menschen erfreuen, doch sie ernten eher Spott, Hohn und Gelächter. Block entdeckt aber durch die Begegnung mit diesen Menschen einen kleinen Hoffnungsschimmer in seinem destruktiven und hoffnungslosen Denken. Doch das sonstige Treiben, das er beobachtet, ist alles andere als erfreulich. Sehr viel Seelenqual, wenig Lebensfreude. Eine junge Frau (Maud Hanson) soll als Hexe verbrannt werden. In der Schenke wird über die vielen Vorzeichen der Apokalypse geredet. Während die Schauspieltruppe ein Gastspiel gibt, hält im Dorf eine Gruppe von Selbstgeislern Einzug und ihr Anführer hält vor der ängstlichen Dorfgemeinschaft eine erschreckende Predigt über die ewige Verdammnis. Der Schmied (Äke Friedell) sucht seine leichtlebige Frau Lisa (Inga Gill), die sich aber heimlich mit dem lüsternen Schauspieler Skat in die Büsche geschlagen hat. Jöns kann einem Mädchen vom Dorf (Gunnel Lindbloom) das Leben retten, sie wurde beinahe von dem falschen Raval (Bertil Andersson) ermordet, der sich als Leichenfledderer betätigt. Vor 10 Jahren war er es der Antonius Block zum Kreuzzug überreden konnte. Immer wieder begegnet der Ritter auf seiner Reise dem Tod, sie spielen weiter Schach. Im Wald kann der Tod die Partie gewinnen und er kündigt an, dass er beim nächsten Erscheinen Block und alle seine Begleiter zu sich holen wird. Dies passiert dann auf Blocks Burg, wo der Ritter nach langer Abwesenheit seine Frau Karin (Inga Landgre) wiedertrifft. Gaukler Jof mit Frau und Kind haben zum Glück zuvor in dem nächtlichen Wald die Gruppe verlassen und sie sehen im Morgengrauen wie Block mit seinem Gefolge vom Tod in einem seltsamen Totentanz mitgezogen werden...
Auch wenn Pest und Kreuzzug zeitlich auseinanderliegen, hat dieser Anachronismus für mich überhaupt keinen Einfluss auf die Begeisterung für diesen Film. Ganz im Gegenteil, denn die mittelalterlichen Begebenheiten sind so perfekt in Szene gesetzt, dass man sofort glaubt in dieser Zeit zu sein. Es weht ein Geist der Vergangenheit und der Vergänglichkeit und interessanterweise werden heute noch die gleichen Fragen gestellt, wenngleich nicht mehr in dieser eindringlichen Intensität. Bergman hat die düstere Note bis zum Schluß beibehalten, was den Film extrem kraftvoll und intensiv werden ließ. Die mittelalterliche Fabel hat mich interessanterweise auch ein bisschen an Kurosawa erinnert, vor allem "Die verborgene Festung" kam mir in Erinnerung, auch dort handelt die Geschichte von der Odyssee eines Ritters in düsteren Zeiten. Die düstere Grundstimmung bekommt aber durch das Aufkeimen von einfachen aber elementaren Freuden (Liebe, Lust, Freundschaft, Speis und Trank) ein schönes Gegengewicht.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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