Sonntag, 9. Dezember 2012

Der Verlorene



Regie: Peter Lorre

Kriegsschuld...

Einige Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs: Zwei Männer begegnen sich wieder,beide haben in der Stunde Null ihre Identität gewechselt. Dr. Rothe (Peter Lorre), ehemals Mediziner und Wissenschaftler bei den Nazis arbeitet in der noch jungen BRD unter einem anderen Namen als Arzt in einem Auffanglager für sogenannte "Displaced Persons" - Flüchtlinge, Ausgebombte und ehemalige KZ-Häftlinge sind dort untergebracht. Dort trifft er durch Zufall den Gestapo Mann Hoesch (Karl John) wieder, der sich jetzt Nowak nennt.
Hoesch war massgeblich daran beteiligt, dass der Arzt im Kriegsjahr 1943 für den Mord aus Eifersucht an seiner Verlobten nicht bestraft wurde, sondern die Tat als Selbstmord vertuscht wurde.
Die Forschungen Rothes nach einem Impfserum waren den Nazis zu wichtig, ausserdem war die Verlobte verdächtigt die Forschungsergebnisse heimlich an ihren Vater in Schweden weiterzuleiten und hatte eine Affäre mit Hoesch.
Der Mord ist eine Art Kurzschlusshandlung auf das Fremdgehen und weil ihm die Sühne der Tat versagt bleibt, versucht er in der Endzeit des 3. Reiches, in dunklen Gassen, Hinterhöfen oder in Zügen - umrahmt vom Fliegeralarm - als "Totmacher" die Tat mit unbekannten Frauen als Opfer zu wiederholen.
Er wird nicht gefasst. Zu sehr sind die Menschen mit ihrem eigenen Schicksal in den letzten Wochen und Monaten des Krieges beschäftigt.
Zerbrochen und verloren...so trifft Rothe Hoesch wieder, beide gleichsam Täter... Hoesch, dem es jedoch mental wesentlich besser geht, ein Mann, der Nazi war und Nazi bleibt - weder Gewissensregungen, Selbstzweifel und schon gar keine Reuegefühle kennt. Nach der nächtlichen Aussprache der Männer, wo auch noch eine Widerstandsgeschichte eines Bekannten der Beiden eine Rolle spielt und beleuchtet wird, erschiesst Rothe den Unbelehrbaren und wirft sich vor den Zug.
"Der Verlorene" ist ein herausragender deutscher Film, der stellenweise an "M" oder "Nachts wenn der Teufel kam" erinnert und auch diesen hohen Vergleich mit den beiden grössten Meisterwerken des deutschen Films nicht zu scheuen braucht.
Zu nachhaltig sind die Bilder und auch die Stimmung, die der Film vermitteln kann.
Die Grundstruktur ist unheimlich düster - ohne erlösende Tendenzen. Die stimmigen s/w Bilder, ja die ganze Kameraführung ist expressionistisch geprägt und behandelt als Art Fiebertraum die Themen Krieg, Zerfall, Angst, Ich-Verlust und Untergang.



Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.

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