Dienstag, 11. Dezember 2012

Die wilden Zwanziger



Regie: Raoul Walsh

Kriegsheimkehrer im illegalen Alkoholgeschäft...

 Durch deutsche Einwanderer kam die Bierbraukunst in die neue Welt, die Eisenbahn brachte wachsenden Absatz vor allem in den Saloons. Hier wurde der Profit noch zusätzlich mit Glücksspiel und Prostitution gekoppelt und merklich erhöht.
Bereits um 1890 formierten sich kleine Zweckgemeinschaften, um eine alkoholfreie Nation zu schaffen. Vor allem waren es christliche Frauengruppen, die dann schnell von weiteren fundamentalistischen Kräften unterstützt wurden, die allesamt für eine saubere, trockene USA kämpften.
Gründe dafür waren neben der Sorge um den Glauben auch eine erhoffte Reduktion von Krankheiten durch den Alkohol und um eine Verringerung der Kriminalität. Letzeres ging wohl eher als Schuss nach hinten los. Die Prohibition, über die dieser Film erzählt, legte den Grundstein des organisierten Verbrechens in den USA. Erstmalig traten vermehrt Gangs oder Kartelle in der Zeit der Prohibition auf, denn ohne funktionierende Gruppe war kein illegaler Handel im grossen Stil denkbar.
In diesem puritanischen Klima wurden vermehrt lokale Prohibitionen ausgesprochen und tatsächlich kam es dann 1920 zur Durchführung eines landesweiten Alkoholverbotes.
Der Handel mit Alkohol zog schwere Strafen nach sich, das Geschäft war aber äusserst lukrativ und die Nachfrage nach der verbotenen Droge war bomastisch - trotz Wucherpreisen.
Wie William Wyler in "Die besten Jahre unseres Lebens" erzählt Raoul Walsh (High Sierra, Gentleman Jim etc) von drei Kriegsheimkehrern, die sich während des 1. Weltkrieges in einem Schützengraben kennengelernt hatten. Aber in der Abwesenheit der Veteranen ist viel passiert: Hohe Arbeitslosigkeit, sie werden zurück in der Heimat nicht gebraucht.
Eddie (James Cagney) möchte es zu etwas bringen, das Geld als Taxifahrer reicht bei weitem nicht aus. Eine ambivalente Figur, die zwischen Gangster und Gutmensch hin- und her schwankt....George (Humphrey Bogart)ist da schon skrupelloser. Ein eiskalter Einzelgänger, der über Leichen geht und keinesfalls Befehlsempfänger oder nur Kronprinz sein möchte...als Dritter im Bunde der junge aufstrebende Anwalt Lloyd (Jeffrey Lynn), der sich für Eddies Zwecke vorerst einspannen lässt.
Alle drei Kameraden sind schicksalhaft miteinander verbunden, auch wenn sie sich gelegentlich trennen, kreuzen sich die Wege wieder.
Eddie steigt in den "Roaring Twenties" in das Alkoholgeschäft ein, zwei Frauen begleiten ihn auf seinem Weg: Die junge Sängerin Jean (Priscilla Lane) und die Komplizin und Barbesitzerin Panama Smith (Gladys George)...die emotionale Konstellation ist ungünstig. Eddie liebt die viel jüngere Jean und deutet ihre Körbe falsch, Jean dagegen liebt Eddie, der dies wohlwissend ignoriert.
Als die Weltwirtschaftskrise eintritt, kommt es zum finanziellen und auch zum emotionalen Crash für die fünf Protagonisten...

Walshs "Die Wilden Zwanziger" ist 1939 entstanden und gilt als einer der klassischen Gangsterfilme. Er koppelt die Actionanteile mit viel pessimistischer Sozialkritik, guter Charakterisierung sämtlicher Figuren und brilliert zusätzlich mit einem fast schon dokumentarischen Erzählstil
Filmhistorisch wird der Film, der auf einer Stufe mit "Public Enemy" oder "Little Ceasar" steht, leider etwas unterbewertet. Es liegt vielleicht daran, dass er bei der breiten Masse nie sonderlich bekannt wurde und daher auch bei vielen Filmfreaks in Vergessenheit geraten ist.

Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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