Mittwoch, 12. Dezember 2012
Nachts, wenn der Teufel kam...
Regie: Robert Siodmak
Massenmörder im dritten Reich...
Der 1944 in Wien "liquidierte" Bruno Lüdke galt lange Zeit als schlimmster Serienmörder der deutschen Kriminalgeschichte. Ob er die ihm zur Last gelegten 53 Morde an Frauen begangen hat, ist inzwischen aber eher umstritten.
Bei den damaligen Ermittlungen stieß Kriminalkommissar Heinrich Franz irgendwann auf den "doofen Bruno". Er galt aber in seinem Heimatort eher als harmlos und ängstlich. Dennoch gestand er bei seinen Vernehmungen eine Reihe bislang ungeklärter Morde in ganz Deutschland. Der holländische Kriminalist Jan Blaauw, der in den 90er Jahren diese Untersuchungsakten analysierte, kam jedoch zu dem Schluss, dass der debile Verdächtige ein Abhängigkeitsverhältnis zu Franz entwickelt habe. Dies wurde von dem Kommissar dazu genutzt, um Lüdke immer mehr Geständnisse zu entlocken.
1957 drehte Robert Siodmak nach der gleichnamigen Artikelserie in der Münchner Illustrierten von Journalist Stefan Amberg alias Will Berthold seinen großartigen Serienkillerfilm über den Mörder Bruno Lüdke. In dieser Geschichte erfand der Verfasser neue Dokumente und Argumente, Bruno blieb der Mörder und andere Tatsachen wurden etwas abgewandelt. So erscheint in der Figur des ermittelnden Kommissars ein unpolitischer, anständig gebliebener Kriminalkommissar, der allerdings irgendwann im "Dritten Reich" ganz stark unter Druck stehen wird:
Kriegssommer 1944. Dem kleinen Parteifunktionär Willi Keun (Werner Peters) wird der Mord an seine Geliebter, der Kellnerin Lucy Hansen (Monika John) zu Last gelegt. Bei einem Fliegeralarm wird sie im dunklen Treppenhaus vom kräftigen Bruno Lüdke (Mario Adorf) erwürgt der vorher in der Kneipe sass und die Frau beobachtete. Er schleppt sie zur Tür ihrer Wohnung, dort wird die tote Frau von einem Mitbewohner entdeckt, Keun befindet sich in dieser Wohnung - so besteht wohl kein Zweifel an dessen Täterschaft.
Kriminalkommissar Axel Kersten (Claus Holm), durch eine Verletzung derzeitig im Urlaub von der Front, wird zufällig auf diesen Fall aufmerksam.
Da er sich für die hübsche Helga Hornung (Annemarie Düringer), ebenfalls Angestellte bei der Kripo, interessiert und ihr anbietet in Schwarzarbeit die Wand zu tapezieren, lernt er nicht nur deren Vetter Major Thomas Wollenberg (Karl Lange) kennen, sondern es fällt ihm dort auch zufällig ein Zeitungsartikel in die Hand, bei dem der seit 1937 unaufgeklärte Mord an einer Vera Fenner beschrieben wird. "Der Tod trat nach Brechen des Zungenbeins durch Ersticken ein" heisst es dort und genauso kam auch die Kellnerin zu Tode.
Bald wird Kersten durch eingehende Recherchen klar, dass seit 11 Jahren ein Serienkiller im Reich wütet, der immer noch sein Unwesen treibt. Dabei liegt es auf der Hand, dass diese Bestie geisteskrank sein muß. Diese Theorie gefällt auch dem SS-Gruppenführer Rossdorf (Hannes Messemer), einem ehrgeizigen wie skrupellosen Machtmenschen, der beim Führer persönlich schlagkräftige Argumente für die planmäßige Ermordung geistig Behinderter sammelt. Zwangsläufig geht Kersten mit dessen Unterstützung fortan einen unheilvollen Plan mit dem Teufel ein...
Für mich ist es umbestritten, dass Fritz Langs "M" der beste deutsche Film aller Zeiten ist. Der ähnlich gelagerte "Nachts, wenn der Teufel kam" wäre dann meine persönliche Nr. 2 in solch einem Alltime-Ranking deutscher Filme.
Siodmak gelingt eine bedrückende und extrem überzeugende Skizzierung dieser Zeit. Dabei zeigt sich das Grauen einmal im Tötungstrieb des minderbegabten Täters, aber auch der perversen Willkür eines totalitären Regimes. Die Dynamik dieser beiden Zustände befinden sich zunehmend in einer beklemmenden Wechselwirkung, das Zeitbild wurde nie düsterer und menschenfeindlicher entworfen als in Siodmaks grandiosem Meisterwerk.
Mario Adorf als dummer, kräftiger Bruno, der immer wieder erfolglos Kontakt zu Frauen wie der Krankenschwester Anna Hohmann (Rose Schäfer) oder der Jüdin Frau Weinberger (Margaret Jahnen) sucht, gibt eine beängstigende Vorstellung eines unzurechnungs- und schuldunfähigen Täters.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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