Dienstag, 11. Dezember 2012

Sackgasse





















Regie: William Wyler

Babyface Martin und der Brat Pack...


Noch vor dem Film Noir gab es in Hollywood in den 30er Jahren eine optimale Zeit für große Gangsterfilme. In dieser Zeit entstanden die Referenzwerke "Scarface" von Howard Hawks, "Der kleine Caesar" von Mervyn LeRoy und "Der öffentliche Feind" von William A. Wellmann. In dieser First Class Liga spielt auch William Wylers "Sackgasse" (Original: Dead End) - für mich trotz "Sturmhöhe" und "Jezebel" sein bester Film der 30er Jahre. Unvergesslich für mich ist das geniale Szenenbild, das der großratige Filmarchitekt Richard Day für den Film im Studio entworfen hat -man merkt den Bauten zwar an, dass die Docks am East River von Manhattan eine Studiolandschaft ist. Abe was für eine - Die beste Atmosphäre des klassischen Hollywood Kinos, man erinnert sich an die Studiokulissen von "Endstation Sehnsucht" oder "Der Mann mit dem goldenen Arm". Dafür gabs eine der vier Oscarnominierungen: Greg Toland für beste Kamera, Claire Trevor als beste Nebendarstellerin und Bester Film waren die drei weiteren Ehrungen. Leider blieb es am Ende bei Nominierungen - schade, denn 1938 gabs keinen besseren US-Film.
Es ist auch der erste Film, in dem die "Dead End Kids" auftreten. Diese Boys spielen eine Gruppe von Jugendlichen aus den Slums, die schon mit einem Bein im Knast stehen. Dippy (Huntz Hall), Angel (Bobby Jordan), Spit (Leo B. Gorcey), T.B. (Gabriel Dell), der Neuling Milton (Bernard Punsley) und Gangboss Tommy Gordon (Billy Halop). Dessen Schwester Drina (Sylvia Sidney) ist besorgt, dass der jüngere Bruder bald auf die schiefe Bahn gerät. Sie selbst arbeitet, die Fabrikarbeiter sind aber momentan im Arbeitsstreik. Verliebt ist sie in Dave Connell (Joel McCrae), der Architekt gelernt hat, ebenfalls im Slum wohnt und von einer besseren Zukunft in einer besseren Gegend träumt. Die liegt eigentlich grade nebenan, denn die reichen New Yorker haben den Fluß als attraktive Wohnlage entdeckt und so stehen inzwischen neben dem Armenviertel luxuriöse Villen mit Aussicht auf den East River. Dort lebt Millionäre und auch die hübsche Kay Burton (Wendy Barrie), mit der Dave eine Affäre begonnen hat. Sehr zum Leidwesen von Drina, die sich aber ihre Enttäuschung nicht anmerken lässt. Eigentlich ist das auch ein Tag wie jeder andere im Viertel. Die Dead End kids haben nichts wie Unsinn im Kopf. Besonders aggressiv reagieren sie auf den jungen, etwa gleichaltrigen Philipp Griswald (Charles Peck), der aussieht wie ein feiner Pinkel. Der müsste mal ne Abreibung bekommen. Doch das Personal des reichen Vaters verhindert ein direktes Treffen des Spößlings mit den sozial schwachen Slumvewohnern. Immer wieder riskiert die Jugendgang ein paar blöde Sprüche gegen den Pförtner (Ward Bond) der Villa. Heute sind auch zwei gutgekleidete Typen auf der Straße. Einer davon ist der berüchtigte Gangster Baby Face Martin (Humphrey Bogart), der aus dem Viertel stammt - aber durch eine Gesichtsoperation unerkannt bleibt. Er trifft an diesem Tag seine Mutter (Marjorie Main) und seine ehemalige Geliebte Francey (Claire Trevor) -zwei Begegnungen von denen sich der Gangster viel versprochen hatte, die aber beide extrem enttäuschend verlaufen. So enttäuschend, dass er spontan ein großes Ding abziehen will...



"Sackgasse" ist damit der erste Film, in dem Humphrey Bogart einen von der Polizei gesuchten Mann spielt, der sich mit einer Gesichts-Op unkenntlich gemacht hat - einige Jahre später wurde diese Idee in Delmer Daves "Die schwarze Natter" (Das unbekannte Gesicht) erneut verwendet. "Sackgasse" wirkt vor allem durch die grandiose Atmosphäre, In den Docks von Manhattan, wo Arme und Reiche wohnen, treibt sich die Jugend auf der Strasse rum und es zeichnet sich ab, dass die Kids da wenig Perspektive auf eine gute Zukunft haben. Die kriminelle Laufbahn ist vorgezeichnet.
Drina (Sylvia Sidney) will ihren jungen Bruder Tommy davor bewahren.
Thematisch ist "Sackgasse" sehr stark verwandt mit dem Cagney Klassiker "Chicago - Engel mit den schmutzigen Gesichtern"" beide Filme sind qualitativ ebenbürtig und auch in diesem ein Jahr später entstandenen Gangsterkrimi kamen die "Dead End Kids" erneut zum Einsatz. Ein großartiger Film und sehr empfehlenswert für Alle, die auf richtig gute alte Hollywoood-Klassiker stehen...



Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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