Mittwoch, 12. Dezember 2012

Iwan, der Schreckliche


























Regie: Sergej Eisenstein

Von der Macht des großen Herrschers...

"Iwan der Schreckliche" ist ein zweiteiliges historisches Epos über Iwan IV von Russland. Die Filme, die im Jahr 1944 entstanden wurden von Filmemacher Sergej Michailowitsch Eisenstein (1898 bis 1948) geschrieben und inszeniert. Das Großprojekt wurde von Ministerpräsident Stalin in Auftrag gegeben, der Zar Iwan bewunderte und sich auch mit dieser historischen Figur identifizierte. Dabei war er vom 1. Teil enorm begeistert, aber an dem zweiten, noch düsteren Film, fand er keinen Gefallen. Er ließ ihn sogar verbieten. Zu offensichtlich zeigte der große Regisseur Russlands dunkle Visionen von Macht und Unterwerfung. Die politische Alleinherrschaft bekommt durch die genial gestalteten Bildkompositionen einen recht bitteren Beigeschmack. Das war nicht im Sinne des Diktators. Erst 1958 wurde das Verbot aufgehoben und Chruschtschow gab das Meisterwerk zur öffentlichen Vorführung frei.
"Iwan der Schreckliche" erzählt vom Aufstieg und Fall des berühmten russischen Herrscher Iwan ((Nikolay Cherkasov). Mit 17 Jahren wird er zum Regenter Russlands gekrönt und nimmt den Titel "Zar" an, mit dem damals in Russland die Kaiser vom Rom und Konstantinopel bezeichnet wurden. Im Kampf um die nationale Einheit erobert er weitere Ländereien und kann seinen Herrschaftraum ausbauen. Seine Gegner sind die mächtigen Bojaren, allen voran seine Tante Efrosinia von Staritsa (Serafima Birman), die im Hintergrund ihre Fäden spinnt und gegen Iwan raffiniert intrigiert. Sie ist bereit, alles zu tun um ihren leicht debilen Sohn Vladimir ((Pavel Kadochnikov) auf den russischen Thron zu verhelfen. Sie drängt die anderen Bojaren unermüdlcih dazu, sich Ivan in jeder nur erdenklichen Weise zu widersetzen. Ausserdem hasst sie Iwans Frau (Ludmilla Zelikowskja). Aber Iwan hat auch Freunde, darunter sein Adjutant Malyuta Skuratov (Mikhail Zharov), der allerdings die Zarin heimlich begehrt. Er wird sich irgendwann von Iwan abwenden, genauso wie der Bojar Kolychev ( (Andrei Abrikosov), der spätere heilige Philipp, der Zweite, Metropolit von Moskau. Seine Frau wird von den Gegnern vergiftet, was dem Zaren erst lange Zeit später bewusst wird. Immerhin bleibt der bürgerliche Alexei Basmanov (Amvrosy Buchma) ihm treu ergeben, da er die Bojaren hasst. Durch seinen gekonnten Opportunismus steigt er auf zur Macht, befehligt Armeen auf der Krim und wird zum Mann fürs Grobe bei Iwans Geheimpolizei. Auch Fjodor (Michail Kusnezow), Basmanovs einziger Sohn, ist ein fanatischer Anhänger des Zaren. Solche Männer braucht der Zar auch, damit er dem geplanten Anschlag seiner Feinde auf die Schliche kommt. In diese Machenschaften ist auch die Kirche in der Gestalt des mächtigen und eiskalten Erzbischofs von Nowgorod (Alexander Mgebrow) verwickelt. Der Zar muss zu härteren Mitteln greifen, aus "Iwan, der Große" wird "Iwan, der Schreckliche"....







Intrigen und Attentate werden mit blutigem Terror bekämpft. Dies konnte dem System nicht dienlich sein. Beherrschendes Stilelment ist nicht mehr die Montagetechnik von Eisenstein, die seine Stummfilme wie "Panzerkreuzer Potemkin" so berühmt machten, sondern die expressionistische Machart, in die sich auch die Schauspieler perfekt einfügen. "Iwan, der Schreckliche" ist bombastisch und im Stil der großen Oper inszeniert. Immer wieder begeistern die Einstellungen und die überlebensgroßen Bilder der Kameramänner Andrei Moskin und Eduard Tisse in genauso überlebensgroßen Kulissen. Die prunkvollen Dekorationen und die Architektur ist einfach überwältigend. Auch die Akteure werden bestens in Szene gesetzt. Dabei sind die Nahaufnahmen - nicht nur vom spitzbärtigen Iwan oder seiner hinterhältigen Tante - fasznierend und begeistern durch einen morbiden Glanz. Unvergessen wie der Zar gebückt durch die niedrigen, dunklen Gänge läuft, wobei sich sein Schatten an der großen Wand abbildet, was Intrigenspiel aus längst vergangener Zeit, nur noch gespenstischer und drohender werden lässt. Natürlich ist viel Bombast und Pathos dabei, vergleicht man "Ivan Grosny" mit seinen Stummfilmen ist vor allen der inhaltliche Wandel sichtbar. Weg von den proletarischen Kämpfen, hin zur epischen Geschichte. Für mich ist "Iwan der Schreckliche" Eisensteins Meisterstück. Dem grossen handwerklichen Geschick von Eisenstein ist es auch zu verdanken, dass wir uns schon nach wenigen Minuten Laufzeit des Films sozusagen tatsächlich in der geschichtlichen Vergangenheit zurückgesetzt fühlen und die Intrigen am russischen Hof miterleben.







Bewertung: 10 von 10  Punkten. 

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