Regie: Richard Brooks
Opfer und Täter
Im Oscarjahr 1968 brachte es Richard Brooks dokumentarisch wirkendes Psychogramm zweier Killer "Kaltblütig" auf insgesamt vier Oscar-Nominierungen: Zweimal Richard Brooks selbst als bester Regisseur und bestes adaptiertes Drehbuch sowie die nüchterne Schwarz Weiß Kamera von Conrad L. Hall und die Musik von Quincy Jones.
"Kaltblütig" entstand in Anlehnung an den Erfolgsroman "In cold
Blood" von Truman Capote, der mit diesem Tatsachenbericht
Literaturgeschichte schrieb. Er beschrieb darin die detaillierte
Rekonstruktion der grauenhaften Morde an der vierköpfigen Farmerfamilie
Clutter, die in Holcomb, Westkansas lebten. Im November 1959 wurde die
ganze Familie in ihrem Haus ermordet.
Der 2005 erschiene Bennett Miller Film "Capote" handelt ebenfalls
von diesem spektakulären und grauenvollen Verbrechen - jedoch aus einem
anderen Blickwinkel erzählt. Dort wird die Begegnung zwischen dem
Schriftsteller und den beiden Mördern (vor allem Perry interessierte
ihn) zum tragenden Thema.
Richard Brooks, bekannt durch Klassiker wie "Die Katze auf dem
heißen Blechdach", "Die letzte Jagd", "Saat der Gewalt", "Lord Jim",
"Elmer Gantry" oder "Die gefürchteten Vier" stützte sich dabei auf die
Verhöre der beiden Verdächtigen sowie auf Gerichtsverhandlung, Urteil
und die Hinrichtung der beiden jungen Täter.
Ohne ersichtlichen Grund machen sich die beiden vorbestraften
Kumpels Perry Smith (Robert Blake) und Dick Hickock (Scott Wilson) mit
dem Auto auf zu einem totsicheren Raubüberfall. Von einem
Gefängnisinsassen haben sie den Tipp erhalten, dass ein reicher Farmer
namens Clutter, der im 400 Meilen entfernten Kansas wohnt, einen Tresor
im Haus stehen hat, der meistens mit 10.000 Dollar gefüllt ist. Dabei
beschließen die beiden schon von Vornherein, dass sie keine Zeugen
überleben lassen. Sie planen die vierköpfige Familie (John McLiam, Ruth
Storrey, Paul Hough, Brenda C. Currin) zu beseitigen und sich mit dem
Geld aus dem Staub zu machen. Die Leichen der Opfer werden am anderen
Tag entdeckt und schockiert nicht nur die Bewohner von Holcomb, sondern
auch die ganze amerikanische Öffentlichkeit. Für die beiden Mörder hat
sich die Tat nicht gelohnt - sie erbeuteten nur ein paar Schecks, ein
Radio und 43 Dollar. Detektive Dewey (John Forsythe) leitet die
Ermittlungen, auch Presseleute wie Jensen (Paul Stewart) begleiten die
Fahndung der Polizei. Smith und Hickcock ahnen nicht, dass sie bereits
unter Verdacht stehen und dass nach ihnen gesucht wird. Dabei werden
Rückblenden in die Geschichte eingestreut - Rückblenden aus der Kindheit
der beiden unterschiedlichen Männer, die einzeln eher harmlos wären -
aber im Gespann zu diesem explosiven Killerduo mutieren. Als sie nach
einem kurzen Abstecher nach Mexiko wieder in den USA sind und mit den
gestohlenen Schecks bezahlen, werden sie verhaftet. Getrennt finden die
Verhöre statt...
In dieser Phase des Films erinnert mich "Kaltblütig" auch an den
großartigen Richard Fleischer Klassiker "Zwang zum Bösen" - auch dort
gelingt es dem Staatsanwalt die beiden Verdächtigen so zu verunsichern,
dass schließlich einer den Mord gesteht. Und es gibt auch Ähnlichkeiten
bei der Täterkonstellation - es müssen sich die zwei Richtigen finden,
damit sie zum Mördergespann werden. Alleine hätten sie die Tat wohl nie
ausgeführt. "Kaltblütig" ist sicherlich einer der überzeugendsten Filme
von Richard Brooks, denn er lässt den Figuren sehr viel Raum und Zeit -
und darüberhinaus wirkt der Spielfilm perfekt nach den Regeln einer
aufschlußreichen Dokumentation. So brutal die Tat war und so kaltblütig
die Mörder mit ihren Opfern umgegangen sind - am Ende wird die
Hinrichtung der beiden Tätern schonungslos und in aller Härte gezeigt.
Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Verbrechen und mit der
Todesstrafe war sicherlich gewollt.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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