Mittwoch, 12. Dezember 2012

Persona



 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Regie: Ingmar Bergman

Ich und Ich...

Der 1966 entstandene Film "Persona" zählt zu Ingmar Bergmans besten Werken. In der 2022 erschienenen "Sight and Sound" Liste der besten Filme aller Zeiten konnte das schwedische Psychodrama erneut einen Rang unter den 20 Besten einnehmen.
Alles beginnt mit einem Vorspann. Der Zuschauer nimmt einen Projektor wahr, Filmstreifen laufen durch ihn hindurch. Es sind Sekundenbilder zu sehen: Hände werden an ein Kreuz genagelt, es wird ein Tier geschlachtet, für einen Augenblick taucht ein Geschlechtsteil auf. Regungslose Körper, einer der Toten öffnet die Augen und ein Junge (Jörgen Lindström) schlägt ein Buch auf..dann streckt er seine Hand nach den übergroß projizierten, unscharfen Gesichtern von zwei Frauen. Diese beiden Frauen sind die Hauptfiguren, der folgenden Geschichte. Elisabeth Vogler (Liv Ullman) ist eine gefeierte Theaterschauspielerin, doch während einer Theatervorstellung als "Elektra" hört sie von einer Sekunde auf die andere mit Sprechen auf. Die Ärztin (Margareta Krook) kann keine Krankheit - weder physisch noch psychisch feststellen, doch das Schweigen der Patientin bleibt. Die junge Krankenschwester Alma (Bibi Andersson) wird nun mit ihrer Pflege betraut. Die beiden Frauen kommen sich näher und tatsächlich entsteht immer mehr eine tiefe Nähe....
Ein faszinierendes Kammerspiel hat Bergman hier entworfen. Die Story: Zwei Frauen, die eine schweigt, die andere plappert, verschmelzen während eines Aufenthalts in einem Ferienhaus zuerst zu einer Person oder Identität, in dieser Erkenntnis fällt die Maske, die am Ende wahrscheinlich wieder von beiden angezogen wird, aber nicht ohne den Augenblick der nackten Wahrheit, Liebe und Hass zu durchleben, der die Zukunft beeinflussen wird.
Die beiden Schauspielerinnen liefern sensible Höchstleistungen ab, mitunter auch ein Verdienst der Weltklasse Kameraarbeit von Sven Nykvist, dass die Geschichte zwischen Schein und Sein auch so suggestiv funktioniert.







Die Sequenz, in der die missglückten Muttergefühle von Elisabeth gedanklich im Raum stehen und ans Tageslicht kommen, Alma spricht, aber die Kamera zeigt nur Elisabeth, fast so als würde die Stumme ihre Lebensbeichte ablegen -  nur in der Verschmelzung mit Alma ist diese Offenbarung möglich. Dieser Dialog wird direkt wiederholt, nur diesmal mit einer anderen Kameraeinstellung, die weniger traumhaft, sondern rationaler wirkt, spricht Alma wieder die gleichen Worte an Elisabeth, nur diesmal so als hätte sie deren tiefes Geheimnis aufgedeckt. Und die Kamera zeigt auf Alma...
Ich habe selten so eine faszinierend gute Filmszene gesehen. Formal streng und asketisch, inhaltlich reich an metaphysischen und psychologischen Spekulationen, variiert der Film die oft in seinem Gesamtwerk wiederkehrenden Grundmotive Bergmans – vor allem die Abwesenheit Gottes und die Einsamkeit des auf sich selbst gestellten Menschen. Bibi Andersson wurde für ihre grandiose Leistung mit dem "Guldbagge" ausgezeichnet. Als Herr Vogler ist Gunnar Björnstrand zu sehen.








Bewertung: 10 von 10 Punkten

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