Donnerstag, 13. Dezember 2012

Der Kandidat



Regie: Franklin J. Schaffner

Der Beste? siegt...

Politik ist Macht, ist schmutzige Wäsche und ist wie eine Sucht:
In der Sports Arena in Los Angeles haben sich die Delegierten einer Partei aus allen Bundesstaaten der USA versammelt, um vor Ort den Kandidaten für das Amt des Präsidenten zu nominieren. Im Ambassador Hotel sitzen alle Kandidaten mit Ehefrauen und Funktionären und versuchen nun in den letzten Stunden noch an den Fäden zu ziehen, um siegreich hervorzugehen.
Art Hockstader (Lee Tracy), der noch amtierende Präsident scheidet aus dem Amt, aber er lässt es sich nicht nehmen seine Nachfolger zu besuchen, denn schliesslich hat er vor eine sehr gewichtige Empfehlung auszusprechen.
Die aussichtsreichsten Kandidaten sind der Aussenminister William Russell (Henry Fonda) und der politische Shooting Star Joe Cantwell (Cliff Robertson).
Beide Männer mögen sich nicht besonders, sie sind auch extrem unterschiedlich und wie sehr schnell bemerkbar sein wird, mit Stärken aber auch mit eklatanten Schwächen ausgestattet.
Russell ist ein Intellektueller, nach der Meinung von Hockstader ein Indiz für zu langes Grübeln und zu wenig spontaner Entscheidungsfreude und somit auch entschlusslos.
Dann hat er im Lebenslauf eine Jugendsünde vorzuweisen, denn er besuchte als Student einen kommunistischen "Kochkurs".
Er hat Frauengeschichten, die Ehe mit Alice (Margaret Leighton) ist daher auch nicht die typisch amerikanische Vorzeigeehe.
Er glaubt auch nicht an Gott.
Das gewichtigste Argument gegen seine Wahl ist allerdings ein Nervenzusammenbruch, der ihn ein ganzes Jahr in eine Psychiatrie zwang.
Diese Trumpfkarte will sein schärfster Konkurrent Cantwell ausspielen und hat für alle gewichtigen Delegierten bereits ein Enthüllungdossier über den kranken Russell kopiert.
Dies soll verteilt werden.
Hockstader hat zwar nichts gegen Halunken, denn er ist auch einer davon, sogar ein recht skrupelloser, wenn es sein muss.
Aber er mag keine dummen Halunken, die gar keine Menschenkentniss besitzen. Diese Schwäche offenbart der Populist Cantwell, den er eigentlich vor der Unterredung unterstützen wollte.
Nun schlägt er sich auf Russells Seite. Zudem hat Russells rechte Hand (Kevin McCarthy) eine wüste Schmuddelgeschichte aus Cantwells Armeezeit ausgegraben, die ihn der Perversion mit diversen Kameraden bezichtigt.

Wird Russell von dieser Geschichte Gebrauch machen ?
Mit "Der Kandidat" erscheint ein interessanter Politfilm der 60er Jahre nun als deutschsprachige DVD.
Leider gibt es keine Untertitel, weder für die amerikanische Originalaufnahme, noch für die deutsche Sychronfassung.
Gut gelungen ist der Blick durchs Schlüsselloch politischer Intrigen am Vorabend vor entscheidenden Wahlen. Dies wirkt realistisch, allerdings zeigt Franklin J. Schaffner auch den naiven Blick des Amerikaners, dass wenn zwei sich streiten, es sicherlich auch einen unbekannten Dritten gibt, der als "Katze im Sack" dann wählbarer wird als die zwei Kandidaten, deren Schwächen man kennt.
Das Ende nimmt der Brisanz des Films ein bisschen den Saft weg.
Trotzdem ist "Der Kandidat" eine erfreuliche Klassikererscheinung auf DVD. Das Drehbuch ist spannend und die Darsteller machen ihre Sache sehr gut. Lee Tracy schaffte es mit der Darstellung von Altpräsident Hockstader sogar zu einer Oscarnominierung.
Das Drehbuch stammt von Gore Vidal, die schwarz-weiss Kamera führte Haskell Wexler.
Thematisch verwandt ist der Film mit dem 1962 entstanden Otto Preminger Film "Sturm über Washington", über den man sich auch als DVD Veröffentlichung freuen würde.

Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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