Donnerstag, 13. Dezember 2012

M - Eine Stadt sucht einen Mörder



Regie: Fritz Lang

Der Kindermörder und die lynchfreudige Volksseele..

"Warte, warte nur ein Weilchen, bald kommt Haarmann auch zu dir,mit dem kleinen Hackebeilchen, macht er Schabefleisch aus dir". Dieses Lied über den berüchtigten Kindermörder ist 1930 sehr populär und wird sogar von einer spielenden Kindergruppe in einem Hinterhof in Berlin gesungen.
Ein Kindermörder treibt dort sein Unwesen, dem bereits 8 Kinder zum Opfer gefallen sind. Die Polizei tappt im Dunkel.
An den Litfassäulen klebt ein Plakat, 10.000 Reichsmark sind als Belohnung ausgesetzt für die Ergreifung des bestialischen Mörders von Kindern wie Kurt Klawitsch und seiner Schwester Klara.
Auch die kleine Elsie Beckmann (Inge Landgut) wird von einem Mann (Peter Lorre) angesprochen, er kauft ihr Bonbons und einen Luftballon.
Dieser Hans Beckert, der ständig die Melodie "In der Halle des Bergkönigs" aus der Peer-Gynt-Suite No. 1 von Edvard Grieg vor sich hin pfeift, wird das kleine Kind nur kurze Zeit später ermorden.
Die Extraausgabe der Zeitung erscheint und die Bevölkerung der Großstadt verfällt daraufhin immer mehr in Panik, Angst und Hysterie. Es kommt zu wilden Beschuldigungen an Stammtischen. Männer, die mit Kindern gesehen werden, sind plötzlich zu potentiellen Verdächtigen geworden.
Der Minister (Franz Stein) telefoniert mit dem Polizeipräsidenten (Ernst Stahl Nachbaur) und drängt um rasche Aufklärung.
Ein Fall für den versierten Kriminalkommissar Lohmann (Otto Wernicke), der auf Druck seiner Vorgesetzen nun ständig Razzien im Verbrecherviertel unternehmen muss.
Die ständigen Razzien und Kontrollen behindern aber die Ringvereine und ihre kriminellen Mitglieder bei ihrem lebensnotwendigen Geschäft. Daher beschließen einige der Bosse (Theo Lingen, Paul Kemp, Fritz Odemar) Führung des Schränkers (Gustav Gründgens) selbst nach dem perversen "schwarzen Mann" zu suchen.
Mit einem Netz aus Spitzeln wird die ganze Stadt zum Beobachtungsfeld der Ganoven. Derweil setzt Lohmann nach vielen Sitzungen und noch mehr Zigarettenqualm seine Ermittlungen in eine Art Profilertätigkeit um. Er lässt das Profil des Unbekannten, der wahrscheinlich völlig normal und unscheinbar lebt, aus den Akten kürzlich entlassener Männer aus Nervenkliniken oder Fürsorgeanstalten suchen.
Auch ein Brief, den der Täter an die Zeitung schrieb, ist einer der durchschlagenden Anhaltspunkte auf der Suche nach der Bestie.
Am schnellsten sind aber die Bettler, die den Mörder beobachten, als er ein kleinen Mädchen (Hanna Maron) anspricht und dem Kind Obst kauft. Um ihn nicht zu verlieren, wird dem Verfolgten heimlich der Buchstabe "M" auf den Mantel gekreidet. Die Hatz beginnt..

"M - Eine Stadt sucht einen Mörder" ist für mich einer der besten 5 Filme aller Zeiten.
Dabei bleibt die Darstellung von Peter Lorre unvergessen, der zuerst nur als Phantom im Hintergrund seinen Schatten wirft und der geniale Film in erster Linie die Reaktionen im Volk darstellt: Panik, Paranoia und Denunziationen bei den Bürgern, Aktionismus und rauchende Köpfe bei der Polizei. Dazu eine sich moralisch darstellende Organisation aus Verbrechern, die auf eigene Faust und zuerst aus Eigennutz den Mörder suchen, der ihnen das Geschäft verdirbt. Am Ende halten sie aber auch Gericht über den schwerkranken Mörder, der damals die Menschen an den Serienmörder Peter Kürten, der Vampir aus Düsseldorf, erinnerte.
Besonders interessant und faszinierend ist "M" im geschichtlichen Rückblick, denn dort erweist der düstere Film sich als treffendes Abbild einer Weimarer Republik, in der gerade der Nationalsozialismus erstarken wird.
Auch Gustav Gründgens aalglatte und diabolische Darstellung des Oberganoven erinnert interessanterweise an den späteren Propagandaminister des dritten Reichs.
Vor allem bereitet es mir ein großes Vergnügen, denn zum 80. Jahrestag liegt dieser Ausnahmefilm nun in einer hervorragend restaurierten Fassung auf DVD vor, selbstverständlich im originalen, fast quadratischen frühen Tonfilmformat. Bild für Bild wurde das Material digital gesäubert, gerichtet, rekonstruiert - ebenfalls der Ton. Denn Lang hat einige Sequenzen, in denen nicht gesprochen wird, stumm realisiert. Interessanterweise sind diese Szenen ohne Ton noch viel bedrohlicher als mit dem Soundtrack, mit dem sie bei der Neuentdeckung damals 1960 unterlegt wurden.


"M" zeigt die Größe des frühen deutschen Films.

Auf CD 2 befindet sich THE HUNT FOR "M" Dokumentation über die wahren Geschehnisse, auf denen "M" basiert, das Profiling eines Täters und was Serientäter erkennbar macht, sowie die Arbeit der Polizei damals und heute, Details und Hintergründe über Lang, Lorre und was mit ihnen und dem Film später nach dem Verbot von "M" durch die Nazis passierte
- THE HUNT FOR THE FIL"M" ELEMENTS, der zweite Part der Dokumentation, über die Wiederaufführung, die Zerstückelung und drastische Veränderung des Films 1960, die verschiedenen Rekonstruktionen, und die Restauration/Preservation auf 35mm und digital
(96 Minuten, 2003)

Bewertung: 20 von 10 Punkten.

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