Donnerstag, 13. Dezember 2012

Du lebst noch 105 Minuten



Regie: Anatole Litvak

Falsch verbunden ?

Leona Stevenson (Barabra Stanwyk) ist eine reiche Millionenerbin und Tochter eines Wirtschaft-Tycoons (Ed Begley). Die junge Frau ist verwöhnt und seit mehreren Monaten bettlägerig.
Ihre angebliche Herzkrankheit, dies wird sich im Lauf der Handlung noch herausstellen, ist aber eher psychischer Natur und sie müsste bei guter psychiatrischer Behandlung nicht ans Bett gefesselt sein.
In dieser Nacht ist das Telefon die einzige Verbindung zur Aussenwelt. Sie ist allein, es ist schon dunkel, das große Fenster steht offen und gibt einen nächtlichen Blick auf die hellbeleuchtete Stadt und auf eine Eisenbahnbrücke frei.
Das große verschwenderische Schlafzimmer ist Teil des großen Hauses, die Diener haben frei.
Leona versucht verzweifelt ihren Mann Henry (Burt Lancaster) zu erreichen, doch der meldet sich nicht.
Während der unzähligen versuchten Telefonaten kommt es in der Vermittlungszentrale zu einer Fehlschaltung. Leona wird Zeugin eines Gespräches, dass zwei ihr unbekannte Männer führen. Bald wird ihr klar, dass sie soeben Zeuge einer Unterhaltung über einen geplanten Mord war. Einer der beiden soll exakt um 23 Uhr 15, also in 105 Minuten, eine Frau ermorden, die alleine zu Hause ist.
Geschockt versucht sie sofort Verbindung mit der Störungsstelle zu bekommen, doch sie wird an die Polizei verwiesen. Aber auch die können mit der Information reichlich wenig anfangen.
Dann ruft der Vater an, auch dieser scheint Leonas Schilderungen nicht besonders ernst zu nehmen.
Dieses und weitere Telefonate, die Leona an diesem Abend führen wird, ist jeweils von einer Rückblende begleitet, die die Beziehung zwischen Leona und ihrem Mann beleuchtet, der aus einfachen Verhältnissen stammt.
Leona schnappte vor 6 Jahren ihrer Freundin Sally Hunt (Ann Richards) spontan den Liebhaber aus. So wird Henry Leonas Mann. Die junge Frau setzt sich gegen ihren übermächtigen Vater durch. Fortan wird Henry wie ein Besitztum gehalten, er darf zwar zweiter Chef im Unternehmen sein, aber aufgrund der Dominanz des Moguls ein undankbarer Schreibtischjob ohne große Kompetenz.
Henry will sich vom Schatten des Schwiegervates und auch der reichen Frau lösen. So einfach ist das aber nicht, denn er hat sich inzwischen an das Leben in Reichtum gewöhnt.
Der Anruf von Sally, deren Ehemann bei der Staatsanwaltschaft arbeitet, und von Waldo Evans (Harold Varmilyea) einem Mitarbeiter aus der Pharmafirma ihres Vaters, lassen in Leona bald den Verdacht aufkommen, dass sie die Frau sein könnte, die ermordet werden soll.

Ich habe die DVD gekauft und habe es nicht bereut. Daher eine Kaufempfehlung, weil der Film Noir rund ums Telefon ein sehr guter Klassiker ist.
Allerdings: Richtig Spass macht diese Veröffentlichung wirklich nicht, denn das Bild ist höchstens auf VHS-Niveau.
Es ist auch lediglich eine deutsche Sprachfassung auf der DVD, die Originalfassung ist Fehlanzeige.
Für solch einen spannender Klassiker und besonderen Film Noir hätte man sich natürlich eine bessere Veröffentlichung auf deutscher Sprache gewünscht, aber man ist ja schon froh, wenn solche DVD Filme überhaupt erscheinen.
Der Thriller wirkt zwar etwas konstruiert, aber dafür entschädigen Barbara Stanwyk und Burt Lancaster in ihren komplexen und ambivalenten Rollen, die bis zuletzt nicht ganz durchschaubar sind.
Auf eindrucksvolle Weise zeigt der Film  im heutigen Handyzeitalter eine frühere Generation, die auch schon Telefonsüchte hatten.
Anatole Litvak, der aus der Ukraine stammende Hollywoodregisseur, schuf mit diesem Film einer seiner besten Arbeiten.
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.

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