Freitag, 21. Dezember 2012

Schloß des Schreckens

























Regie: Jack Clayton

Böse Geister...mysteriöse Gouvernante

 Mit "Schloß des Schreckens" wird endlich einer DER Klassiker der damals sehr beliebten ZDF-Reihe "Der phantastische Film" veröffentlicht. Der Film hat alles das, was man bei neuen Produktionen des gleichen Genresmeistens vergisst: Eine durchweg knisternde Gruselatmosphäre, ein sehr intelligentes Drehbuch, wunderbare Darsteller.

Deborah Kerr, vielfach für Dramen oscarnominiert, zieht auch in diesem eher von den Kritikern verpöhnten Genre sämtliche Register gekonnter Schauspielerei.
Die Handlung ist denkbar einfach: Kerr wird von einem britischen Snob angestellt, Nichte und Neffe in einem ziemlich riessengrossen Anwesen mit Schloss als Erzieherin zu betreuen.
Miss Giddens (Deborah Kerr), ein spätes Mädchen und Tochter eines Landpfarrers, wird von einem britischen Adligen (Michael Redgrave) als Gouvernante für dessen Neffe Miles (Martin Stephens) und Nichte Flora (Pamela Franklin) eingestellt. Er als Onkel hat wenig Zeit für die Kinder, die keine Eltern mehr haben. Ihre Stellung als Erzieherin führt sie auf einen riesigen, alleinstehenden Landsitz.
Miles ist abwesend, weil er in einem Internat ist. Mit Flora kann sich Miss Giddens schnell anfreuden - auch die Zusammenarbeit mit der Haushälterin Mrs. Grose (Megs Jenkins) verläuft gut. Nach und nach erfährt sie Dunkles aus der jüngsten Vergangehheit...der Verwalter Peter Quint (Peter Wyngarde) und Miss Giddens Vorgängerin Miss Jessel (Clytie Jessop) sind beide auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen und hatten wohl ein lüsternes Verhältnis, dass sie nicht nur offen vor den Kindern zur Schau trugen, sondern die beiden Geschwister noch zu Komplizen dieses Geheimnisses machten. Ausserdem scheint es im Haus zu spuken. Auch Floras Einschätzung, dass Miles bald nach Hause kommt, erweist sich als Wahrheit. Schlimm daran ist, dass er vom Internat flog, weil er für die anderen Kindern eine Gefahr darstellen würde. Aber Miles hat viel Charme und Miss Giddens hat auch schnell zu ihm einen Draht. Doch immer mehr geistern die Gestalten der beiden Toten im Haus herum. Scheinbar wollen sie von den Kindern immer mehr Besitz ergreifen. Miss Giddens bemerkt, dass sich die Kinder mehr als seltsam, ja sogar subtil böse verhalten...
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Aus dieser Story entwickelt sich ein atemberaubend dichter Thriller der gotischen Art, noch dazu schafft es die Darstellung von Deborah Kerr die Gedanken noch in eine zweite Richtung zu lenken: Ist die gütige "um alles in der Welt liebe ich Kinder" Erzieherin etwa mit einer Psychose geplagt ?  Bildet sie sich diesen Komplott aus dem Jenseits sogar ein ?
Sind die Kinder durch die bösen Geister in Gefahr, oder sitzt die Gefahr woanders ?
Selbst der extrem düstere und radikale Schluss lässt Fragen offen, das ist die wahre Stärke dieses Films. Und großen Anteil daran hatte natürlich das geniale Drehbuch von Truman Capote, der auf diesen verstörenden Schlußakt bestand. Gut so...so wurde aus Jack Claytons "Schloß des Schreckens" einer der besten Horrorthriller der 60er Jahre. Genial auch die Kameraarbeit von Freddie Francis, der mit seinen stimmungsvollen Bildern von der ländlichen Idylle, auf die sich immer mehr dunkle Schatten werfen, wie so oft Akzente setzen konnte. Die alptraumhafte bis morbide Stimmung der Vorlage von Henry James wurde perfekt eingefangen. Für mich sogar Deborah Kerrs beste Darstellung überhaupt. Leider wurde sie nicht mit dem Oscar belohnt.





Bewertung: 10 von 10 Punkten

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