Mittwoch, 12. Dezember 2012

In jenen Tagen





















Regie: Helmut Käutner

Sieben menschliche Geschichten..

 Helmut Käutner war einer der einflussreichsten Regisseure des deutschen Kinos, der 1933 mit "Kitty und die Weltkonferenz" seinen Debütfilm drehte und dessen beide im Nazideutschland gedrehten Filme "Große Freiheit Nr. 7" und "Unter den Brücken" nicht nur zu den besten deutschen Filmen aller Zeiten gehören, sondern durch ihre starke Betonung des Individuellen extrem dem Weltbild der Nazis widersprachen. Mit "Kleider machen Leute" veralberte er den Uniformenwahn der Zeit.
Nach dem Krieg drehte er mit "In jenen Tagen" einen der ersten Filme des besiegten Deutschlands, dass in vier Besatzungszonen aufgeteilt war. Der Trümmerfilm entstand 1947 und erzählt in 7 Kurzgeschichten den Werdegang eines Automobils.
Die zwei Arbeiter Karl (Erich Schellow) und Willi (Gert Karl Schaefer) schlachten 1946 in den Trümmern von Hamburg ein altes Autowrack aus und sprechen darüber, ob es in diesen schweren Zeiten überhaupt noch Menschen gibt.
In diesem Zusammenhang erzählt eine Offstimme die Geschichte der 7 Vorbesitzer.
Peter Keyser (Karl John) schenkt seinem Schwarm Sybille (Winnie Marcus) dieses Auto, der sie in einem Brief bittet mit diesem Wagen nach Berlin zu kommen. Es ist der 30. Januar 1933 und als sie losfahren will, begegnet ihr Steffen (Werner Hinz), der ihr erzählt nach Tampico auszuwandern und sich wünscht, dass sie mitkäme. Doch Sybille sagt nein und erlebt in Berlin die Machtergreifung der Nazis.
Der Wagen wechselt mit dem Komponisten Wolfgang Gronelius (Hans Nielsen) seinen Besitzer. Der Komponist für moderne Musik steht inzwischen auf der Verbotsliste der Nazis, denn er macht "entartete Kunst".
An diesem Tag fährt er mit der befreundeten Familie Buschhagen (Alice Treff, Frank Schafheitlin, Gisela Tantau) aufs Land, nichtsahnend dass die Tochter der Familie das Verhältnis zwischen ihm und deren Mutter entdeckt hat.
Der Wagen geht an die Geschäftsleute Bienert (Ida Ehre, Willy Mertens) aus Berlin, die ein Geschäft für Rahmenkunst haben. Die Frau ist Jüdin und hat Angst, dass ihr Geschäft vom Mob gebrandmarkt und auch zerstört wird. Kurz danach ist Kristallnacht.
Dorothea Wielands (Erica Balque) Mann Jochen ist verschwunden. Ihre Schwester Ruth (Eva Gotthard) gesteht ihr, dass sie und Jochen ineinander verliebt sind und im Widerstand aktiv seien. Gemeinsam wollten sie nach Zürich flüchten, jetzt suchen die beiden Schwestern den geliebten Mann.
Mit dem 5. Eigentümerwechsel landet das Auto in Russland, wo der Soldat August Hinze (Herrmann Spelmanns) einen jungen Leutnant (Fritz Wagner) am Bahnhof abholt und mit ihm eine 7stündige sehr gefährliche Strecke durch Partisanenland wagt. Nur einer wird diese Fahrt überleben.
Wieder in Berlin angekommen steht das Auto herrenlos in einer Werkstatt und wird von der jungen Erna (Isa Vermehren) ausgeliehen und die Baronin von Thorn (Margarete Hagen) vor den feindlichen Bomben in Sicherheit zu bringen. In Wahrheit muss sich die Baronin aber fürchten, weil ihr Sohn am Attentat des 20. Juli beteiligt war.

Ein letztes Mal kommt der Wagen beim Umsturz zum Einsatz, die große Flüchtlingswelle führt den desertierten Soldaten Josef (Carl Raddatz) und Marie (Bettina Moissi) mit ihrem Baby in einer Scheune zusammen.
Die sieben Episoden sollen in diesen Tagen (nach dem Krieg) ein bisschen Hoffnung ausstrahlen, dass nicht alle Menschlichkeit verloren ist und sie es auch niemals - auch nicht in jenen Tagen - war.
Helmut Käutners Film kommt ohne politischen Zeigefinger aus, hat aber eine gute subtile Wirkung und vor allem gelingt es ihm, so etwas wie Zeitatmosphäre im Nachkriegsdeutschland zu vermitteln.

Bewertung: 7,5 von 10 Punkten

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