Donnerstag, 13. Dezember 2012

Zelle R 17






















Regie: Jules Dassin

Macht und Ohnmacht...

Ein dunkler, regnerischer Morgen im Westgate Prison. In einer kleinen Zelle zusammengepfercht hausen mehrere Männer als Gefangene
Vom Fenster aus sehen sie auf den Hof und sie erkennen, dass ihr Zellengenosse Joe Collins (Burt Lancaster) endlich aus der Isolationshaft frei kommt. Begleitet wird er vom Sicherheitschef Captain Munsey (Hume Cronyn), ein Sadist ersten Ranges, der es auf den Posten des Direktors abgesehen hat und die Gefangenen manipuliert oder sie als Informanten missbraucht, indem er ihnen kleine oder auch größere Vergünstigungen in Aussicht stellt.
Joe denkt über einen Ausbruch nach und seine Zellengenossen wollen ihm folgen.
Für diesen Plan braucht Joe aber noch einen anderen klugen Kopf, den er in dem etwas älteren Gallagher (Charles Bickford) sieht.
Allerdings zögert dieser..
Doch zuerst soll Muneys Spitzel Wilson (James 0´Rear) ausgeschaltet werden. Die Männer haben in ihrer Zelle das Bild einer Frau hängen, jeder der Häftlinge sieht in dem Foto das Bild der Freundin oder Frau, die draussen hoffentlich noch wartet.
In Rückblenden erinnern sich die Männer an schöne Frauen (Ann Blyth, Ivonne de Carlo, Ella Rains, Anita Colby).
Dabei ist dieser Wunsch nach einer Zukunft zu Zweit für die meisten Männer reine Illusion.
Der von Ehrgeiz zerfressene Munsey hat es darauf abgesehen, den Willen aller Inhaftierten zu brechen und sie sich gefügig zu machen. Ein sadistisches System aus Belohnung und Bestrafung, aus Versprechen und Sanktionen hat er bereits aufgebaut. Gleichzeitig soll dieses System zur Entmachtung des Direktors führen, dem vorgeworfen wird, dass er die Kriminellen nicht mehr im Griff hat, da Schlägereien an der Tagesordnung sind.
Gefängnisarzt Dr. Walters (Art Smith) ist zwar ein desillusionierter Säufer, aber er ergreift immer mehr die Partei der Gefangenen.
Als ein Häftling durch Munsey in den Freitod getrieben wird, wöllen die Männer den Wachturm stürmen, um so die Kontrolle zur Zugbrücke - dem einzigen Tor zur Freiheit - zu bekommen....

Jules Dassin, einer der berühmten Opfer der McCarthy Hexenjagd, drehte eine ganze Reihe von großartigen Film Noir Klassiker - neben "Zelle R 17" unvergessliche Filme wie "Die nackte Stadt", "Gefahr in Frisco" oder "Die Ratte von Soho". Letzteren durfte er nich tmal mehr selbst schneiden, da ihm der Zutritt ins Studio verwehrt wurde. In Europa realisierte er mit "Rififi" ebenfalls noch einmal im gleichen Genre einen Welterfolg.
"Zelle R 17" war zu seiner Zeit einer der härtesten Gefängnisfilme überhaupt, er zeigt zwei Hauptfiguren, die jeder für sich brutal und unnachgiebig reagieren. Der Gefangene Joe schreckt nicht davor zurück bei der Bestrafung des Spitzels ohne Gnade bis zum äussersten zu gehen. Seine Wertvorstellungen entspringen auch einem Ehrenkodex der Knastes, er hat aber nicht mit einem Todfeind gerechnet, der aus Passion quält und der von Machthunger geblendet keine Skrupel kennt und auch bereit ist, bis zum Äussersten zu gehen.
Die Folterszene ist tatsächlich extrem grausam und sie ist es auch, die aus Hume Cronyn einen unsterblichen Bösewicht des Film Noir macht.
Die Rückblenden mit den Frauen sind vom Produzent so gewünscht worden, Dassin wollte sie nicht - aber die Geldgeber setzten sich durch.
Diese Szenen sind zwar putzig, aber der Film hätte ohne diese Szenen wahrscheinlich noch viel mehr Auswegslosigkeit und Realismus vermittelt.
Phasenweise herrscht Hochspannung und eine klaustrophobische und extrem deprimierende Grundstimmung, die auch durch die Revolte nicht einen Hauch von Entlastung bringt.

Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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