Donnerstag, 13. Dezember 2012

Der öffentliche Feind



Regie: William A. Wellmann

Aus dem Leben eines Großstadtgangsters...

1909, die Southside Vorstadt von Chicago: Dort wachsen die beiden irischstämmigen Jungs Tom Powers (Frank Coghlan jr.) und Matt Doyle (Frankie Darro) in ärmlichen Verhältnissen auf. Ihr Revier ist die Straße, dort können sie ein bisschen Geld verdienen.
Die eindrucksvollen Bilder zeigen eine überlastete Vor- und Innenstadt, die Straßen dort sind verschmutzt und überfüllt. Es gibt haufenweise Saloons und dort ist auch das Revier der Heilsarmee.
In der Brauerei fliesst Bier in Hülle und Fülle. Die Holzfässer mit Bier gefüllt werden durch die Stadt von einem Pferdewagen gezogen.
Für den zwielichtigen Gangster Putty Nose (Murray Kinnell) schaffen die beiden Jungs immer mal wieder gestohlene Sachen heran, die dieser mit gutem Gewinn verscherbelt.
Dieser Mentor unterhält einen sogenannten Boys Club, also er lässt viele Jungs für ihn Drecksarbeiten machen.
Tom ist der Sohn eines Polizisten, Officer Powers (Purnell Pratt) - einem harten, gewalttätigen Vater, der den Sohn mit einem Ledergürtel bestraft.
Putty Nose stiftet die beiden Freunde auch Jahre später zu immer kriminelleren Handlungen an, bei einem größeren Diebstahl, den er ausgedacht hat, lässt er Tom und Matt im Stich.
Toms Bruder Mike (Donald Cook) ist das Gegensatz seines inzwischen erwachsenen Bruders Tom (James Cagney). Mike hat einen rechtschaffenen Weg gewählt, in Gegenwart der Mutter (Beryl Mercer) kommt es immer mal wieder zum Streit.
1919 ist ein schicksalträchtiges Jahr für die USA, da wird nämlich ein Alkoholverbot erlassen, dass zur "Prohibition" von Alkohol führen soll: Jener Zeit, wo es untersagt war, Alkohol zu produzieren oder auszuschenken.
Gleichzeitig löst dieses puritanische Schnaps- und Bierverbot ein stetes Steigen der Kriminalität aus, Gangsterbanden profitierten von diesem Verbot. Sie erzeugten, verschoben, verkaufen den Alkohol, es kam zunehmend zu Bandenkriegen und Blutrachefeldzügen, da jeder den größten Kuchen vom big business abhaben wollte.
Und unter diesen Jungs befinden sich auch die beiden Freunde, die inzwischen für Paddy Ryan (Robert O’Connor) arbieiten, als brutale Handlanger ihres Chefs zapfen sie Bier und Schnaps der Konkurrenz an, terrorisiieren Kneipenwirte, reissen Frauen wie Gwen (Jean Harlow), Marnie (Joan Blondell) oder Kittie (Mae Clarke) auf, von denen letztere von einem ungestümen Tom beim Frühstück mit einer halben Grapefruit malträtiert wird.
Das Schicksal nimmt seinen Lauf, denn aus den armen irischen Jungs werden gut angezogene Gangster, die zunehmend zu Staatsfeinden werden...

"Public Enemy" aus dem Jahre 1931 heisst das unvergessliche Meisterwerk von William A. Wellmann und gehört neben "Scarface" und "Little Caesar" zu diesen drei großen Gangstermovies des frühen Tonfilms.
Eine düstere Optik und eine lakonische Erzählstruktur zeichnet diese Vorläufer des Film Noir aus.
"Public Enemy" ist zweifelsohne auch James Cagneys Film, der seine Rolle dynamisch und charismatisch anlegt - er wurde durch diesen Film berühmt und die Kinogänger erlagen seinem kriminellen Charme.
Auch Regisseur Wellmann inszeniert brilliant: Brutalität, Blut und Mord sind allgegenwärtig, aber er versteht es virtuos diese Brutalität nur anzudeuten. Wenn der Vater den kleinen Tom schlägt, dann sieht man nur das schmerzvolle und leidende Gesicht des Jungen.
Als Putty erschossen wird, ist nur ein Schuss und ein Schrei zu hören.
Weltberühmt wurde die Grapefruitszene.
Es gibt aber noch weitaus unvergessenere Szenen: Zum einen als die beiden Freunde ihr Versteck verlassen, trotz der Gefahr von Maschinenpistolen durchsiebt zu werden. Man hört auch ein Knattern, die Männer gehen in Deckung - es war aber lediglich das Geräusch der Kohle, die in einen Kohlewagen geladen wird. Sekunden später..
Das Ende - Toms Heimkehr nach Hause - ist auch so eine grandios gefilmte Szene. Ein Anruf, er soll gleich vom Krankenhaus heim kommen. Die Mutter richtet oben voller Freude das Zimmer her, der Bruder hört die Klingel an der Haustür. Wenig später ein entsetzter Zuschauer.
Bewertung: 10  von 10 Punkten.

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