Mittwoch, 12. Dezember 2012

Die rote Lola



Regie: Alfred Hitchcock

Lampenfieber...

Jonathan Cooper (Richard Todd) sitzt als Beifahrer im Auto von seiner verliebten Freundin Eve Gill (Jane Wyman). Gemeinsam flüchten sie vor der Polizei und Eve muss ihren Freund, der in Schwierigkeiten steckt, verstecken.
Während der Fahrt gesteht er ihr seine Liason mit der bekannten Schauspielerin Charlotte Inwood (Marlene Dietrich), die derzeit in London gastiert. Charlotte wird immer wieder von ihrem brutalen Mann verprügelt, in Notwehr erschlägt sie ihn. Mit einem blutigen weißen Kleid taucht sie bei ihrem jugendlichen Lover auf, der ihr aus der Klemme helfen soll.
Jonathan ist der durchtriebenen Femme Fatale irgendwie verfallen und die hinterhältige Schönheit schafft es, dass er in ihrer Wohnung - dem Tatort - ein anderes Kleid für den kommenden Auftritt holen soll. Diesen Auftritt muss sie auf jeden Fall absolvieren, um keinen Verdacht zu erregen.
Dabei wird der Pechvogel von der Zofe Nellie Goode (Kay Walsh) gesehen und bald taucht die Polizei bei ihm auf. In Panik flüchtet er und kann jetzt im Auto seiner Freundin von seinen Schwierigkeiten erzählen.
Eve schafft es ihren Vater Commodore Gill (Alastair Sim) als Helfer zu gewinnen und so kann Jonathan für eine gewisse Zeit untertauchen.
In der Zwischenzeit versucht Eve die Unschuld ihres Freundes zu beweisen. Für diesen Zweck lässt sie sich als neue Zofe bei Charlotte Inwood engagieren.
Unermüdlich glaubt Eve an Jonathan Unschuld und die Schuld Charlottes. Und sie versucht, den jungen Inspektor Wilfred Smith (Michael Wilding) auszuhorchen, um mehr über die laufenden Ermittlungen der Polizei Bescheid zu wissen. Ein gefährliches Spiel, ein Versteckspiel, das nicht einfach zu organisieren ist. Sie lädt Smith zum Tee bei ihrer Mutter (Sybil Thorndike) ein und es kommt wie es kommen muss: Sie verliebt sich in den Detective...

Alfred Hitchcocks "Stage Fright" wurde in Deutschland in "Die rote Lola" umgetauft, einerseits, weil die Dietrich ja als Lola, der blaue Engel deutsche und internationale Filmgeschichte schrieb und andererseits nimmt der deutsche Titel das blutverschmierte Kleid schon im Titel vorweg.
Der Film entstand 1950 und wurde lange Zeit immer wieder wegen seiner erlogenen Rückblende harsch kritisiert.
Erst als dieses ungewöhnliche Stilmittel sich in der neueren Zeit immer mehr durch Filme wie "Die üblichen Verdächtigen" oder "Identität" etablieren konnte, musste man erkennen, dass der Master of Suspence mit diesem Kunstgriff seiner Zeit wieder mal weit voraus war.
Ausserdem warf man dem Film immer wieder eine gewisse Spannungslosigkeit vor, man zittere nie wirklich mit jemandem mit, da keiner je richtig in Gefahr sei...
Dabei übersieht man leicht, dass der Film vor allem durch eine Vielzahl sehr guter Figuren, auch in den Nebenrollen, lebt.
Kay Walsh als Nellie Goode ist eine Vorläuferin der erpresserischen Miriam Haines aus dem nachfolgenden "Fremder im Zug" und der relativ schwache Charakter des Jonathan Cooper passt zur Figur, die von Angst und Aggression geprägt ist.
Jane Wyman und Michael Wilding geben ein nettes Pärchen ab, ebenso die sehr skurrilen Eltern.
Ebenso geizt Hitchcock nicht mit netten skurrilen Szenen, eine der besten ist sicherlich die Sequenz am Schießbudenstand, wo Eves Vater von einer geschwätzigen Betreiberin (Joyce Grenfell) genervt wird. Aber er muss sie aushalten und schiessen, denn das Püppchen mit dem weißen Kleid, wo später Blut darauf getropft wird, kostet ohne Schießküste 10 Pfund. Ein Betrag, bei dem dem nicht sehr begabten Schützen nichts anderes übrig bleibt, als zu schiessen und vor allem sich was einfallen zu lassen.
"Die rote Lola" kann man als sehr amüsanten Hitchcock Film bezeichnen. Er entstand in den USA, wirkt aber sehr englisch und erinnert in seiner Verspieltheit ein bisschen an seine englischen Frühwerke.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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