Donnerstag, 13. Dezember 2012

Vertigo



Regie: Alfred Hitchcock

Schwindelerregende Leidenschaft...

In "Vertigo" (lat: Umdrehung, Schwindel) leidet der Polizist John "Scottie" Ferguson (James Stewart) an diesem Symptom. Leider bemerkt er es erst in einer Situation, die dann letztendlich einem seiner Kollegen das Leben kostet: Über den Dächern von San Francisco liefern sich die Gesetzeshüter eine Verfolgungsjagd mit einem Gangster, Scottie rutscht auf einem Ziegeldach aus und klammert sich - den Tod vor den Augen - an der Regenrinne fest. Sein Kollege will ihm aus der lebensbedrohlichen Lage helfen und stürzt in die Tiefe.
Aus diesem Grund quittiert der traumatisierte Mann seinen Dienst und lebt aufgrund guter finanzieller Mittel so ein bisschen in den Tag hinein. Sehr häufig trifft er sich mit seiner Jugendliebe Mitch (Barbara Bel Geddes), mit der er mal vor einer Ewigkeit 3 Wochen verlobt war.
Da kommt der Anruf von seinem alten Schulfreund Gavin Elster (Tom Helmore) eigentlich gerade recht, denn dieser bittet Scottie um Hilfe, denn er möchte sehr diskret seine eigene Frau Madeleine (Kim Novak) beschatten lassen, die sich immer seltsamer und eigentümlicher benimmt. Elster meint sogar, dass seine Frau im Banne einer Toten, der Urgroßmutter Charlotte Valdes, steht. Eigentlich eine sehr unglaubwürdige, kuriose Geschichte - dennoch observiert Scottie die schöne Frau - er verfolgt sie mit dem Auto durch die Straßen von San Francisco. Tatsächlich benimmt sich Madeleine recht seltsam, sie sitzt im Museum vor einem Gemälde und starrt dies stundenlang an. Oder sie besucht alte Friedhöfe. Tatsächlich scheint es eine mentale Verbindung zwischen den beiden Frauen zu geben, so jedenfalls schätzt dies auch Scottie ein und lässt sich immer mehr auf das Geheimnis dieser Frau ein. Im Grund ist er ihrer Faszination schon längst erlegen. Dramatisch wird es, als Madeleine in die Bucht von San Francisco springt und Scottie sie in letzter Sekunde retten kann. Es passiert was nicht passieren soll, denn die beiden verlieben sich ineinander. Das Schicksal schlägt jedoch hart zu, als Scottie scheinbar dem Geheimnis immer näher kommen kann. Die Spur führt zur alten spanischen Mission SAn Juan Bautista. Dort kommt es zur Katastrophe, als Madeleine sich vom Glockenturm stürzt und einen tatenlosen Scottie zurücklässt, der ihr auf halben Weg die Treppe hinauf nicht mehr folgen konnte.
Nach langem Aufenthalt in einem Sanatorium wird Scottie entlassen. In vielen Frauen, die er sieht, erblickt er das Gesicht und die Gestalt der toten Madeleine.
Eines Tages läuft ihm die junge Verkäuferin Judy Barton (Kim Novak) über den Weg, die seiner verstorbenen Liebe sehr ähnlich sieht...


"Vertigo" ist ein extrem vielschichtiger und opulenter Hitchcock-Thriller, der sich sehr viel Zeit lässt seine komplexe Geschichte zu erzählen. Geradezu überwältigend sind die Bildkompostionen, die Hitchcock in diesem Film geschaffen hat. Ich halte "Vertigo" für einen erlesenen Bilderfilm, ja beinahe Bilderrausch, der die Auswegslosigkeit des Fiebertraums, dem Scottie erliegt, noch zusätzlich unterstreicht.
Was zuerst in eine mysteriöse Geistergeschichte einmündet, wird sehr bald zur Geschichte einer Besessenheit, die am Ende nur durch Zerstörung aufgelöst werden kann - damit ist aber auch das Rätsel gelöst worden, der Traum ist zu Ende - am Ende steht der Mann vor einem Haufen Scherben, der ihn wieder in die Realität zurückgeholt hat. Ob er allerdings weiterhin als unglücklicher Suchender sein Leben in der Stadt weiterlebt ? Immerhin hat ihm dieser Alptraum die schönsten Momente seines Lebens beschert, wie er einmal zu Judy bemerkt. Das größte Glück und der schlimmste Alptraum liegen aber wie immer sehr dicht beieinander, in "Vertigo" ist es dieses wunderschöne Bild der Frau, in die er sich schon beim ersten Anblick unsterblich verliebt und er sie nicht mehr loslassen kann.
Genauso wie in dem einige Jahre früher entstanden "Fenster zum Hof" inszenierte Hitchcock die Schönheit der blonden Frau perfekt. Genauso wie Grace Kellys perfekte Performance der Lisa Fremont gelingt es in Kim Novak in "Vertigo" eine unvergessliche Filmfigur zu schaffen. Noch dazu in einer genialen Rolle, beide variierbar als liebende Frau einerseits, aber auch als Unheil bringende Femme Fatale.
"Vertigo" ist ein großer, unvergessener Film, der immer wieder bei jedem Sehen aufs Neue fasziniert.


Bewertung: 10 von 10 Punkten

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